Ungarn gewährt kaum noch Asyl

Ungarn gewährt Geflüchteten kaum noch Asyl oder anderen Schutz. Das geht aus Zahlen hervor, die die Budapester Tageszeitung „Nepszava“ heute veröffentlichte und die ihr die Landesgeneraldirektion für fremdenpolizeiliche Angelegenheiten auf Anfrage mitgeteilt hatte.

Im Jahr 2019 hätten nur 60 Menschen, die in Ungarn Asylanträge gestellt hatten, Asyl oder anderen Schutz erhalten. Im Jahr davor waren es noch 367, im Jahr 2017 1.291 Menschen gewesen.

Der Anteil an abgewiesenen Asylanträgen stieg hingegen sprunghaft. Hatten 2018 mehr als die Hälfte der 671 um Schutz Ansuchenden ihn auch erhalten, so wurden 2019 nur zwölf Prozent von 500 Antragstellern als Schutzsuchende anerkannt. Rund die Hälfte der Asylanträge wurde 2019 von Minderjährigen gestellt.

Politik der Abschottung und Abschreckung

Unter dem rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban verfolgt Ungarn eine Politik der Abschottung und Abschreckung von Flüchtlingen und Migranten. Asylanträge können nur in zwei „Transitzonen“ an der Grenze zu Serbien gestellt werden. Auf Einlass in diese Einrichtungen, die Internierungslagern ähneln, warten Schutzsuchende in der Regel Monate und Jahre.

Ungarn hatte die 2015 von der EU beschlossenen Quoten zur Verteilung von Asylsuchenden – ähnlich wie Polen und Tschechien – konsequent ignoriert. Vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) läuft deshalb gegen die drei Länder ein Vertragsverletzungsverfahren.

Ungarn hat auch keine eigenständige Asylbehörde mehr. Das ehemalige Einwanderungs- und Flüchtlingsamt wurde im Juli des Vorjahres in Landesgeneraldirektion für fremdenpolizeiliche Angelegenheiten umbenannt und in die Polizei eingegliedert.