Android-Erfinder scheitert mit Smartphone-Start-up

Das mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Smartphone-Start-up Essential von Andy Rubin, der als Vater des Mobilsystems Android gilt, gibt auf. Eigentlich wollte die Firma Anfang dieses Jahres ein ungewöhnliches neues Telefon auf den Markt bringen, nur etwa halb so breit wie heute übliche Smartphones. Essential habe mindestens 50 Millionen Dollar in die Entwicklung des Geräts investiert, schrieb die „New York Times“.

Doch man sehe keinen Weg, das Gerät auf den Markt zu bringen, schrieb Essential in einem Blogeintrag in der Nacht auf heute. Die „New York Times“ berichtete, keiner der großen US-Mobilfunkbetreiber habe Interesse an dem Essential-Telefon mit dem Namen Gem gezeigt.

Rubin war Mitgründer des Start-ups Android, das ein Betriebssystem für Computertelefone entwickelte. Google kaufte die Firma 2005. Als Apple zwei Jahre später sein iPhone herausbrachte, machte Google Android zur Basis für eine konkurrierende Smartphone-Plattform. Das Betriebssystem wird Herstellern kostenlos angeboten. Das Geschäftsmodell sorgte dafür, dass Android inzwischen einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent bei Smartphone-Verkäufen hat.

Vorwürfe sexueller Nötigung

Rubin führte das Android-Geschäft bis 2013 und verließ Google im Jahr 2014. Danach gründete er die Risikokapitalfirma Playground und später Essential. Seine Reputation nahm schweren Schaden, als die „New York Times“ 2018 schrieb, Rubin habe Google nach Vorwürfen sexueller Nötigung verlassen müssen und habe dabei eine Abfindung von 90 Millionen Dollar bekommen.

Die Enthüllungen trugen zu Protesten von Google-Mitarbeitern gegen die Vorgehensweise der Firmenführung bei, bei denen Beschäftigte an mehreren Standorten die Arbeit niederlegten. Rubin bestritt die Vorwürfe und auch die Angaben zur Höhe der Abfindung.

Essential brachte 2017 ein Premium-Smartphone heraus, das erfolglos blieb. Pläne für einen Lautsprecher und eine Smarthome-Plattform wurden fallen gelassen. Zuletzt setzte die Firma die Hoffnungen auf das Gem-Telefon. Es war gedacht als Alternative für ein großes Smartphone in Situationen, in denen man lieber ein kompakteres Gerät mitnehmen will.

Die Firma habe zum Schluss noch 30 Millionen Dollar in der Kasse gehabt – Geldgeber hätten über die Jahre 330 Millionen Dollar in Essential investiert.