Eine Kundin hält chinesische Yuan Renminbi Geldnoten in den Händen.
Reuters/Jason Lee
Coronavirus

Quarantäne für chinesische Banknoten

Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus schicken Chinas Banken nun auch alte Geldscheine in Quarantäne: Wie der Vize-Chef der Zentralbank, Fan Yifei, am Samstag mitteilte, desinfizieren die Banken derzeit alle gebrauchten Banknoten, versiegeln sie dann und lagern sie ein. Die Ausbreitung des Virus schreitet indes voran. Erstmals gab es einen Todesfall in Europa.

Die Banknoten sollen erst wieder in Umlauf kommen, wenn sie nach der Einlagerung rein sind. Nach Angaben des stellvertretenden Zentralbank-Gouverneurs werden alle Banken derzeit gehalten, ihre Kunden möglichst nur mit neuen Geldscheinen zu versorgen. In der am schwersten betroffenen Provinz Hubei wurden nach seinen Angaben vor Beginn der Ferien zum chinesischen Neujahr am 25. Jänner zusätzliche Banknoten im Wert von vier Milliarden Yuan (knapp 530 Millionen Euro) gedruckt.

Damit solle eine mögliche Ansteckung durch kontaminierte Scheine verhindert werden. Es soll bereits zu Fällen gekommen sein, in dem Geschäfte aufgrund des Virus’ die Annahme von gebrauchten Geldscheinen verweigert haben sollen.

WHO kritisiert „Kurzsichtigkeit“

Die Sorge vor der weiteren Ausbreitung brachte auch erneut der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Ausdruck. Die Welt sei immer noch schlecht vorbereitet auf solche Epidemien, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Es würden „Milliarden“ zur Terrorbekämpfung ausgegeben, aber es werde zu wenig investiert, um auf die Gefahr durch einen Virus-Ausbruch vorbereitet zu sein.

Coronavirus in Europa

In Frankreich ist ein Mensch am neuartigen Coronavirus gestorben – ein 80-jähriger Chinese, der als Tourist in Paris war.

„Das ist gefährlich kurzsichtig“, sagte Tedros. Er rief dazu auf, die Vorbereitungen auf die Epidemie international zu verstärken. „China hat der Welt Zeit gekauft. Wir wissen nicht, wie viel Zeit“, sagte Tedros. Er lobte Chinas entschlossenen Kampf gegen die Epidemie. Der WHO-Chef äußerte sich zugleich besorgt über die steigenden Fallzahlen in China und die Zunahme von Infektionen unter Mitarbeitern des Gesundheitswesens.

Erster Todesfall in Europa

Erstmals kam auch ein Mensch in Europa wegen der Lungenkrankheit ums Leben. Bei dem in Paris gestorbenen Mann handelt es sich um einen 80-Jährigen aus der zentralchinesischen Provinz Hubei. Dort liegt die Millionenmetropole Wuhan, wo im Dezember die ersten Erkrankungen bekannt wurden. Der Tourist war Anfang Februar auf die Intensivstation des Pariser Krankenhauses Bichat gebracht worden. Die Lungenkrankheit Covid-19 kann neben Fieber und Husten schwere Atemwegsprobleme und eine Lungenentzündung auslösen.

2019-nCoV-Virus
AP/The National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)
Das Virus (unter dem Elektronenmikroskop orange) heißt SARS-CoV-2. Die dadurch ausgelöste Erkrankung wird Covid-19 genannt

Am Freitagabend wurde auch die erste Infektion in Afrika bekannt: In Ägypten wurde das Virus bei einer 33-jährigen ausländischen Person nachgewiesen, wie Gesundheitsministerin Hala Said sagte. Die Person zeige keine Symptome und bleibe 14 Tage auf einer Isolierstation. Ägypten habe alle erforderlichen Maßnahmen nach den Standards der WHO ergriffen.

68.500 bestätigte Fälle in China

Die Zahl der Infektionen und Todesfälle ist indes in China erneut gestiegen. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Sonntag mitteilte, starben an der COVID-19 genannten Lungenkrankheit erneut 142 Patienten, womit die Gesamtzahl der Opfer in China nun bei 1.665 liegt. Zudem wurden 2.009 neue Infektionen nachgewiesen. Seit Ausbruch der Krankheit sind damit 68.500 Fälle in China bestätigt worden. Experten vermuten jedoch eine hohe Dunkelziffer. Weltweit sind bisher außerhalb des chinesischen Festlands knapp 700 Infektionen und vier Todesfälle inklusive des Falles in Europa bekannt.

Immer mehr Infektionen an Bord der „Diamond Princess“

Unterdessen sind In Japan an Bord des unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiffes „Diamond Princess“ 70 neue Coronavirus-Fälle festgestellt worden. Damit erhöhe sich die Zahl der Infizierten an Bord auf 355, sagte der japanische Gesundheitsminister Katsunobu Kato am Sonntag im Sender NHK. Bisher seien 1.219 Passagiere getestet worden, davon 355 positiv. 73 der positiv Getesteten zeigten keine Symptome, sagte Kato.

Die USA wollen am Sonntag ihre Staatsbürger von dem Riesen-Kreuzfahrtschiff in Sicherheit bringen, das seit Anfang Februar im Hafen von Yokohama unter Quarantäne gehalten wird. Die US-Bürger sollen nach Angaben der US-Botschaft per Flugzeug in die USA gebracht werden, wo sie zwei Wochen unter Quarantäne gestellt werden. Auch Hongkong will seine 330 Bürger an Bord des Schiffes ausfliegen.

Kein Nachweis bei Österreichern

In Österreich wurde bisher kein Coronavirusfall nachgewiesen, wie es am Freitagnachmittag hieß. Die ersten österreichischen Wuhan-Rückkehrer wurden zudem am Samstag aus der Quarantäne entlassen. Ihre Tests fielen negativ aus. Die sieben Österreicher hatten die vergangenen 14 Tage isoliert und unter ärztlicher Beobachtung verbracht.

Die WHO hatte vergangene Woche um 675 Millionen Dollar (623 Mio Euro) gebeten, unter anderem, um Ländern mit schwächeren Gesundheitssystemen bei der Vorbereitung auf einen möglichen Ausbruch zu helfen. Österreich will China mit Hilfsleistungen unterstützen. Das kündigten Bundeskanzler Sebastian Kurz und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) nach einem Gespräch mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz an. Schallenberg sagte, es würden unter anderem „2,4 Millionen Stück Schutzhandschuhe“ und „100.000 Stück chirurgische Masken“ zur Verfügung gestellt.