Diamond Princess
AP/Jae C. Hong
Coronavirus

US-Bürger von „Diamond Princess“ geholt

Die USA haben am Montag Hunderte ihrer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger von dem in Japan unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ geholt. 40 US-Passagiere hätten sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert und müssten in Krankenhäusern in Japan bleiben, sagte ein Vertreter der US-Gesundheitsbehörden dem Sender CBS am Sonntag.

Die restlichen Passagiere wurden nach Angaben der US-Botschaft in Japan mit zwei Flugzeugen in die USA ausgeflogen, wo sie zwei Wochen unter Quarantäne gestellt werden. Die US-Behörden hatten am Samstag mitgeteilt, dass rund 400 Menschen ausgeflogen würden. Ein erstes Flugzeug landete mittlerweile in den USA.

Eine der Betroffenen war die 52-jährige Sarah Arana. „Ich bin froh und bereit zu gehen“, sagte Arana der Nachrichtenagentur AFP vor dem Verlassen des Schiffes. „Wir brauchen eine richtige Quarantäne. Das hier war keine.“ Die US-Regierung hätte „viel früher“ handeln sollen, sagte sie.

Einige US-Passagiere lehnten es jedoch ab, das Schiff zu verlassen. „Meine Gesundheit ist in Ordnung. Und meine zweiwöchige Quarantäne ist fast vorbei. Warum sollte ich mich mit anderen Menschen, von denen man annimmt, dass sie infiziert sind, in einen Bus und ein Flugzeug setzen lassen?“, schrieb der US-Anwalt Matt Smith, der zusammen mit seiner Frau an Bord war, auf Twitter.

Auch andere Staaten wollen ihre Bürger ausfliegen

Die „Diamond Princess“ wird seit Anfang Februar wegen des Coronavirus im Hafen von Yokohama unter Quarantäne gehalten. Auf dem riesigen Schiff mit mehr als 3.000 Menschen an Bord befindet sich die größte Gruppe an Coronavirus-Patienten außerhalb Chinas. Bei 355 Passagieren wurde bis Sonntag eine Infektion nachgewiesen, wie das japanische Gesundheitsministerium mitteilte. Ob die 40 US-Bürger in dieser Zählung inbegriffen waren, ist unklar.

Bis Sonntag wurden nach Angaben des japanischen Gesundheitsministeriums 1.219 Passagiere getestet. Wegen Material- und Personalmangels konnten bisher nicht alle Menschen an Bord getestet werden. Die Passagiere auf der „Diamond Princess“ stammen aus rund 50 Ländern. Auch Hongkong, Kanada, Australien, Israel und Italien haben angekündigt, ihre Staatsangehörigen an Bord des Schiffes in Sicherheit zu bringen.

Evakuierte Passagiere der Diamond Princess
AP/Cheryl/Paul Molesky
US-Reisende, die von der „Diamond Princess“ geholt wurden, beim Boarden des Flugzeugs, das sie in die USA zurückbrachte

Mehr als 70.000 Infizierte

Die Zahl der Todesopfer des Coronavirus in China stieg derweil nach chinesischen Angaben auf 1.770. 105 weitere Menschen starben an den Folgen der Erkrankung, wie die nationale Gesundheitskommission am Montag mitteilte. Insgesamt wurden mehr als 2.000 Neuinfektionen gemeldet, davon 1.933 in der besonders betroffenen Provinz Hubei. Die Gesamtzahl der Krankheitsfälle in Festlandchina stieg damit laut chinesischen Angaben auf mehr als 70.500.

In China ging die Zahl der Neuinfektionen außerhalb Hubeis in den vergangenen 13 Tagen zurück. Am Montag wurden von den Behörden für den Rest des Landes nur 115 neue Fälle gemeldet – ein starker Rückgang im Vergleich zu fast 450 Fällen vor einer Woche. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Sonntag aber vor vorschnellem Optimismus gewarnt. Es sei „unmöglich“, den weiteren Verlauf der Epidemie vorherzusagen, betonte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

WHO fordert mehr Informationen

Ein Team internationaler Experten unter Leitung der WHO ist inzwischen in Peking zu Gesprächen mit chinesischen Behördenvertretern eingetroffen. Die WHO hatte China aufgefordert, ihr mehr Informationen über die Diagnosemöglichkeiten von Coronavirus-Fällen zur Verfügung zu stellen. „Wir freuen uns auf diese äußerst wichtige Zusammenarbeit, die zum weltweiten Wissen über den Ausbruch von Covid-19 beiträgt“, so der WHO-Chef auf Twitter.

2019-nCoV-Virus
AP/The National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)
Das Virus (unter dem Elektronenmikroskop orange) heißt SARS-CoV-2. Die dadurch ausgelöste Erkrankung wird Covid-19 genannt.

Folgen für weltweite Konjunktur

Die Epidemie des Coronavirus könnte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) das Wachstum der Weltwirtschaft zwischenzeitlich hemmen. Das Wirtschaftswachstum könne wegen der Epidemie geringer ausfallen, der Rückgang liege aber nur im Bereich von 0,1 bis 0,2 Prozentpunkten, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Sonntag beim Weltfrauenforum in Dubai. Wenn die Epidemie schnell unter Kontrolle gebracht werde, könne es nach einem schnellen Rückgang aber „einen sehr schnellen Wiederaufschwung“ geben.

Auf die Autoindustrie dürfte die Epidemie besonders starke Auswirkungen haben. Allein in Provinz Hubei würden an gut einem Dutzend Standorten fast zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr gefertigt, heißt es in einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG). Das seien etwa acht Prozent der Autoproduktion Chinas. VW verschob am Montag wegen Problemen in den Lieferketten den geplanten Start der Produktion in einem Joint Venture.