US-Demokratischer Präsidentschaftskandidat bei Debatte
AP/John Locher
Erster Auftritt bei TV-Debatte

Scharfe Attacken gegen Bloomberg

Der US-Medienmilliardär Michael Bloomberg ist bei seiner ersten Teilnahme an einer TV-Debatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber von seinen Rivalen scharf attackiert worden. Aber auch sonst schenkten einander die Kandidatinnen und Kandidaten nichts.

Die Senatorin Elizabeth Warren bezeichnete den früheren New Yorker Bürgermeister am Mittwochabend (Ortszeit) als „arroganten Milliardär“, der in der Vergangenheit „rassistische Politik“ unterstützt und sich frauenverachtend geäußert habe. Senator Bernie Sanders warf Bloomberg vor, in seiner Bürgermeisterzeit „empörende“ Praktiken der Polizei gegen Afroamerikaner und „Hispanics“ unterstützt zu haben.

„Ich möchte darüber sprechen, gegen wen wir antreten“, sagte Warren bei der in Las Vegas ausgetragenen Debatte der oppositionellen Demokraten. „Einen Milliardär, der Frauen als fette Tussis und pferdegesichtige Lesben bezeichnet. Und nein, ich spreche nicht über Donald Trump, ich spreche über Bürgermeister Bloomberg.“ Die Demokraten würden ein „riesiges Risiko eingehen“, sollten sie „einfach nur einen arroganten Milliardär durch einen anderen ersetzen“.

US-Demokratische Präsidentschaftskandidaten in TV-Debatte
APA/AFP/Getty Images/Mario Tama
Bloomberg wurde scharf attackiert – das ist auch ein Zeichen, dass ihn die anderen auf der Bühne als ernsten Konkurrenten sehen

Buttigieg attackiert Bloomberg und Sanders

Der frühere Bürgermeister Pete Buttigieg attackierte Bloomberg und Sanders gleichermaßen: Sie seien die „am meisten polarisierenden“ Politiker bei der TV-Debatte. Bloomberg ist wegen der Polizeistrategie „Stop and Frisk“ (Stoppen und durchsuchen) in die Kritik geraten, bei der in New York vor allem Afroamerikaner und Latinos ohne konkreten Anlass auf offener Straße kontrolliert wurden. Bloomberg hat sich inzwischen für das als diskriminierend kritisierte Vorgehen entschuldigt.

Vorgeworfen werden dem 78-Jährigen auch sexistische Kommentare in der Vergangenheit. Bei der von ihm gegründeten Finanznachrichtenagentur Bloomberg soll es lange Zeit eine machohafte Unternehmenskultur gegeben haben.

Bloomberg attackiert Sanders

Bloomberg versuchte die Angriffe in der TV-Debatte abzuwehren – und hielt selbst dagegen. Sanders habe „keine Chance“, Präsident Trump bei der Wahl im November zu besiegen. Der Multimilliardär kritisierte unter anderem die umstrittenen Pläne des linksgerichteten Senators für eine gesetzliche Krankenversicherung für alle US-Bürger. Er warf Sanders auch indirekt „kommunistische“ Vorschläge vor. Sollte Sanders die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten erhalten, bedeute das vier weitere Jahre für Trump im Weißen Haus, sagte Bloomberg: „Das können wir nicht zulassen.“

Bisher hitzigste Debatte

Ohnehin war die TV-Debatte die bisher hitzigste dieser Vorwahlsaison und geprägt von scharfen Wortgefechten. Nach den ersten zwei Vorwahlen in den Bundesstaaten Iowa und New Hampshire und vor den Vorwahlen in Nevada am Samstag und South Carolina Ende Februar steht bei den Demokraten viel auf dem Spiel.

In landesweiten Umfragen liegt derzeit Sanders klar vorn. Bloomberg, der am Mittwoch erstmals an einer TV-Debatte der Demokraten teilnahm, und der in Umfragen abgerutschte Ex-Vizepräsident Joe Biden ringen um den zweiten Platz. Beide gehören zur politischen Mitte. Es folgen Warren, Buttigieg und die Senatorin Amy Klobuchar.

Spät eingestiegen

Bloomberg war erst im November in das Bewerberrennen der Demokraten eingestiegen. Seitdem hat der Multimilliardär Hunderte Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen in seinen Wahlkampf gesteckt. Seine Rivalen werfen ihm deswegen vor, sich das Präsidentenamt erkaufen zu wollen.

Bei den bisherigen Vorwahlen trat Bloomberg noch nicht an – er will sich auf den „Super-Dienstag“ am 3. März konzentrieren, an dem gleichzeitig in 14 Staaten gewählt wird. Bei den bisherigen Vorwahlen in Iowa und New Hampshire lagen Buttigieg und Sanders vorn. Die Vorwahlen gehen noch bis Anfang Juni. Der demokratische Präsidentschaftskandidat wird dann an einem Parteitag im Juli gekürt. Die Präsidentschaftswahl findet am 3. November statt.