Türkei schickt deutschen Ex-EU-Mandatar als Botschafter

Die Türkei hat einen neuen Botschafter für Wien bestellt, geht aus dem türkischen „Amtsblatt“ („Resmi Gazete“) hervor. Die Wahl fiel auf Ozan Ceyhun (59) und damit eine schillernde Persönlichkeit mit einer wechselvollen Politikkarriere. Nach dem Putsch von 1980 von seinem Vater zunächst nach Österreich geschickt, ging Ceyhun 1982 nach Deutschland und saß später für Grüne und SPD im Europaparlament.

1992 legte er die türkische Staatsbürgerschaft zugunsten eines deutschen Passes zurück und hat, laut türkischen Medienberichten, auch jetzt noch die deutsche Staatsbürgerschaft. Ceyhun wurde 1998 erster deutscher EU-Abgeordneter türkischer Abstammung – für die Grünen. Unter anderem betätigte er sich dort als Kritiker der damaligen Koalition der ÖVP mit Jörg Haiders FPÖ. Im Oktober 2000 wechselte Ceyhun zur SPD und wurde EU-Abgeordneter der Sozialdemokraten, wo es ihn aber nur bis 2004 hielt.

Breites politisches Spektrum

Schon ab 2002 zog es Ceyhun doch wieder in die Türkei. Er arbeitete als Berater für unterschiedlichste Politiker, etwa für Dervis Eroglu, Volksgruppenchef der türkischen Zyprioten, und Mustafa Sarigül, Bezirkspolitiker der linksnationalistischen CHP, und zeigte sich laut damaligen Weggefährten zunächst als harter Kritiker der AKP. Dann aber wechselte er das Lager und wurde 2013 Berater der AKP, der Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan. 2015 stellte er sich in Izmir für die AKP zur Wahl als Abgeordneter, wurde aber nicht gewählt. Er war auch lange Jahre Kolumnist der AKP-nahen Zeitung „Daily Sabah“.

Ceyhun wurde in der Türkei vorgeworfen, vor 1980 als Mitglied einer linken Gruppierung (Devrimci Yol) an bewaffneten Überfällen teilgenommen zu haben und bei einem Bombenanschlag mit einem Toten beteiligt gewesen zu sein. Er wurde dafür angeklagt, im Jahr 2000 aber freigesprochen. Dennoch gab es nun nach seiner Bestellung zum Botschafter in Wien in der Türkei heftige Kritik, vor allem aus weit rechts stehenden Gruppierungen.

Im Juli 2018 heiratete er in der Türkei seine zweite Frau, Azize Sikdag. Medien berichteten damals ausführlich, dass die Politprominenz der AKP anwesend war, auch Präsident Erdogan, der persönlich die Heiratsurkunden übergeben habe.