Tausende bei Trauerzug in Hanau

Mehrere tausend Menschen haben gestern in der hessischen Stadt Hanau der Opfer des mutmaßlich rassistischen Anschlags gedacht und ein Zeichen gesetzt für Toleranz und Menschlichkeit. „Wichtig ist für uns, Flagge zu zeigen. Gegen Terror, Fremdenfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus“, sagte Mitorganisator Teyfik Oezcan. „Unsere Botschaft lautet: Wir sind Deutschland. Wir gehören zusammen.“

Teilnehmer des Trauermarschs für die Todesopfer des rechtsradikal-motivierten Anschlags von Hanau
AP/dpa/Nicolas Armer

Nach Schätzungen der Polizei beteiligten sich bis zu 10.000 Menschen an dem Trauermarsch durch die Innenstadt. Dort gab es eine Kundgebung, an der Angehörige der Opfer, der türkische Botschafter Ali Kemal Aydin, Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sowie Vertreter verschiedener Religionen teilnahmen. Es sei dringend nötig, ein Gegengift zu finden für den Hass, sagte Botschafter Aydin. Die türkische Gemeinde erlebe von Jahr zu Jahr mehr Angriffe auf Menschen, auf Moscheen und auf Vereine. „Das kann und darf so nicht weitergehen.“ Lippenbekenntnisse reichten nicht aus.

Mittwochabend hatte nach Ermittlungen der Polizei ein 43 Jahre alter Deutscher in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Der Sportschütze soll auch seine 72 Jahre alte Mutter und dann sich selbst getötet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der mutmaßliche Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank.