US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump blickennzum Taj Mahal in Agra
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„Namaste Trump“

USA suchen in Indien Gegengewicht zu China

Es soll ein farbenfroher Besuch mit jubelnden Menschenmassen werden: US-Präsident Donald Trump hat am Montag einen Staatsbesuch in Indien begonnen, um dort für ein stärkeres Bündnis der beiden großen Demokratien zu werben. Indien soll für die USA auch ein Gegengewicht zum US-Konkurrenten China bilden.

Zum Auftakt des Besuchs trafen Trump und der indische Premierminister Narendra Modi in einem neuen Kricketstadion mit rund hunderttausend Menschen ein. Der Auftritt in der westlichen Stadt Ahmedabad im Bundesstaat Gujarat steht unter dem Motto „Namaste Trump“ (Hallo, Trump).

Die USA wollen die indischen Streitkräfte bei ihren Einsätzen im Indo-Pazik-Raum unterstützen, wo sich Indien mit Machtansprüchen Chinas konfrontiert sieht. Es gehe darum, die Freiheit im Indo-Pazifik „für unsere Kinder und viele Generationen danach“ zu sicher, so Trump bei seiner Rede im Stadion weiter. Die US-Regierung, die in Asien zahlreiche Militärstützpunkte unterhält, will die wachsende Macht des kommunistischen Chinas kontern. Dafür setzt Trump wie schon seine Vorgänger auf die Atommacht Indien – die mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichste Demokratie der Welt.

Donald Trump, Narendra Modi und Melania Trump im Stadion
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Trump und seine Frau Melania sowie Modi im vollen gefüllten Stadion

Mit Lob für Indien überschlagen

Die USA freuten sich darauf, Indien die weltweit „besten und am meisten gefürchteten Waffen“ zur Verfügung zu stellen, sagte Trump bei seinem ersten Besuch in Indien weiter. Die USA wollten Indien unter anderem Flugabwehrraketen, Kampfflugzeuge und Drohnen verkaufen, so der US-Präsident. Ein Vertrag zum Erwerb neuester Kampfhubschrauber im Wert von drei Milliarden US-Dollar (2,78 Mrd. Euro) sei bereits ausgehandelt. Indien kauft bisher auch in Russland und europäischen Staaten schwere Waffen. Trump nannte China nicht explizit beim Namen, ließ aber mehrfach erkennen, wen er als Bedrohung in der Region sieht.

Indiens Premierminister Narendra Modi mit US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania Trump
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Modi und Trump präsentieren sich der Presse auf dem Flughafen

Trump überschlug sich bei seinem Auftritt mit Lob für Indien. Das Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern sei ein „Wunder der Demokratie“, sagte er. In nur rund 70 Jahren seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien sei Indien „ein wirtschaftliches Schwergewicht und die größte Demokratie, die es je gab“, geworden.

Verhandlungen festgefahren

Trump sprach sich auch für den baldigen Abschluss eines umfassenden Handelsabkommens mit Indien aus. Die Gespräche dazu befänden sich noch in einem frühen Stadium, sie könnten aber zu einem „fantastischen Handelsabkommen“ führen, sagte Trump. Indien biete ein „unglaubliches Potenzial“, sagte Trump. Schon bald werde das Land die größte Mittelklasse der Welt haben.

Ursprünglich hatten beide Seiten gehofft, schon anlässlich Trumps zweitägigen Besuchs zumindest ein begrenztes Handelsabkommen abschließen zu können. Bisher scheinen die Verhandlungen jedoch festgefahren. Modis Regierung hält an Handelsbarrieren fest und setzte zuletzt auf eine Erhöhung von Zöllen.

Die USA sehen im aufstrebenden Schwellenland Indien großes Potenzial. 2018 betrug das bilaterale Handelsvolumen der USA mit Indien nur rund 140 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Das entspricht etwa einem Zehntel der Waren und Dienstleistungen, die die USA mit der EU austauschen. Doch Indien ist ein spannender Wachstumsmarkt: Die jährliche Wirtschaftsleistung liegt der Weltbank zufolge pro Kopf bei 2.000 US-Dollar, in den USA sind es 63.000 US-Dollar.

Experte: Übersetzungsproblem bei Menge

Trumps Weg in die Stadt war gesäumt von Plakaten, die den US-Präsidenten und seine Gattin Melania Trump mit Slogans wie „Zwei starke Nationen, eine große Freundschaft“ begrüßten. Tausende Schaulustige standen Spalier, um Trump willkommen zu heißen. Trump schien sich auf den Empfang zu freuen und verbreitete schon vorab Superlative. „Einige Leute sagen, (es wird) das größte Event in Indien sein, das sie je hatten. Das ist es, was der Premierminister mir gesagt hat“, sagte Trump vor der Reise.

Vom Flughafen bis zum Stadion würden „sieben Millionen Menschen“ erwartet, sagte er über den Besuch in Ahmedabad – obwohl das eher der gesamten Bevölkerung der Stadt entspricht. „Es wird sehr aufregend“, so Trump. Der Auftritt finde im „größten Stadion der Welt“ statt. Zwar werden bei der Stadioneröffnung tatsächlich viele Besucher erwartet. Nach Angaben indischer Behördenvertreter dürften es mehr als hunderttausend Menschen werden. Dass Trump immer wieder von Millionen von Menschen spreche, sei möglicherweise auf ein Missverständnis oder ein Übersetzungsproblem zurückzuführen, sagten Experten.

Der US-Präsident hatte sich erst im September zusammen mit Modi bei einer Veranstaltung in einem Fußballstadion im US-Bundesstaat Texas gezeigt. Der Auftritt wurde als Freundschaftsgeste gewertet, aber auch als Wahlkampfaktion an die Adresse der rund vier Millionen indischstämmigen Menschen in den USA, die traditionell mehrheitlich die oppositionellen Demokraten wählen.

Für starkes indisches Militär

Trump wolle mit seinem Besuch die Bedeutung der Partnerschaft mit Indien – der mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt – unterstreichen, sagte eine ranghohe US-Beamtin vor Journalistinnen und Journalisten. Die Verbindung der Staaten beruhe auf „gemeinsamen demokratischen Traditionen, gemeinsamen strategischen Interessen und einer anhaltenden Verbundenheit unserer Völker“, sagte die Beamtin, die nicht namentlich genannt werden durfte.

Die USA sehen im demokratischen Indien ein wichtiges Gegengewicht zum Expansionsdrang der kommunistischen Führung Chinas, die sich in ganz Asien zunehmend um militärische und politische Dominanz bemüht. Die USA setzten sich daher auch für ein starkes indisches Militär ein, das sich für „Frieden, Stabilität und eine auf Regeln basierende Ordnung im Indo-Pazifik-Raum einsetzt“, so die Beamtin. Trump wollte in Indien auch für den Abschluss eines Handelsabkommens mit dem aufstrebenden Schwellenland werben. Trotz anhaltender Gespräche gab es dabei zuletzt aber kaum Fortschritte.

Taj Mahal als zweiter Stopp

Nach dem Auftritt in Ahmedabad flogen der US-Präsident und First Lady Melania weiter in die nördliche Stadt Agra, wo sie das berühmte Taj Mahal besuchten. Das herrschaftliche Mausoleum aus weißem Marmor direkt am Fluss Yamuna ist eine UNESCO-Weltkulturerbestätte.

Für Dienstag stehen für Trump in der Hauptstadt Delhi politische Gespräche und ein Zusammentreffen mit Unternehmern auf dem Plan. Trumps Besuchs soll dann am Abend mit einem vom indischen Präsidenten Ram Nath Kovind ausgerichteten Staatsbankett zu Ende gehen.

Auch Einbürgerungsgesetz soll Thema sein

Bei den Gesprächen mit Modi will Trump der US-Regierung zufolge auch für Toleranz und die Erhaltung der Religionsfreiheit in Indien werben. Er wolle seine Sorge über die jüngsten Entwicklungen zum Ausdruck bringen, hieß es.

Damit war ein von Modi durchgesetztes kontroverses Einbürgerungsgesetz gemeint, das nach Ansicht von Kritikern gezielt Muslime diskriminiert. Deswegen gab es zuletzt anhaltende Proteste gegen Modis hindunationalistische Regierung. Muslime sind Indiens größte religiöse Minderheit. Sie machen rund 14 Prozent der Bevölkerung aus, rund 80 Prozent sind Hindus.