Hoffnung auf Syrien-Gipfel gedämpft – Eskalation in Idlib droht

In der umkämpften syrischen Region Idlib wird die Lage immer unübersichtlicher. Von der benachbarten Türkei unterstützte Rebellen eroberten nach eigenen Angaben von heute die strategisch wichtige Ortschaft Sarakib von Regierungstruppen zurück. Für die syrische Armee, die von Russland und dem Iran unterstützt wird, wäre es der erste größere Rückschlag bei ihrer Offensive in Idlib. Russland dementierte das aber.

Die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad hätten den Angriff zurückgeschlagen, zitierten russische Agenturen Militärkreise. Die Armee hatte Sarakib und die zentrale Verkehrsachse zwischen Damaskus und Aleppo Anfang des Monats vollständig eingenommen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte jedoch einen Rückzug der Regierungsanhänger und drohte mit einem Militäreinsatz, sollte das nicht bis Ende Februar geschehen.

„Putin hat für 5. März andere Pläne“

Das russische Präsidialamt wies heute Erklärungen Erdogans zurück, er könnte sich mit Russlands Staatschef Wladimir Putin am Mittwoch erneut treffen, um über die Lage in Idlib zu beraten. „Putin hat für den 5. März andere Pläne“, sagte Sprecher Dmitri Peskow. Wegen der Kämpfe sind laut UNO eine Million Menschen auf der Flucht.

Bei einem Luftangriff in der Region wurden nach offiziellen Angaben zwei türkische Soldaten getötet. Der Angriff sei von syrischen „Regimekräften“ ausgegangen, meldete die staatliche Agentur Anadolu. Damit dürfte die Zahl der in rund einem Monat in der Region getöteten türkischen Militärangehörigen auf 19 gestiegen sein.

Beobachtern zufolge brachten syrische Regierungstruppen zuletzt einen anderen Teil Idlibs unter ihre Kontrolle. Die Soldaten hätten in den vergangenen Tagen etwa 60 Ortschaften im Süden der Rebellenhochburg und in der Nachbarprovinz Hama eingenommen, erklärte die oppositionsnahe Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien. Aus Oppositionskreisen hieß es, es laufe eine Gegenoffensive.

Verhandlungen zwischen Türkei und Russland seit Wochen erfolglos

Die Türkei verhandelt seit Wochen erfolglos mit Russland über ein Ende der Offensive syrischer Truppen gegen die letzte Rebellenbastion in Syrien. Die Türkei hat sich mit einigen Gruppen von Aufständischen verbündet und Tausende eigene Soldaten in das Nachbarland verlegt. Gelingt keine Einigung, droht eine neue Flüchtlingswelle. Erdogan hat wiederholt gesagt, sein Land könne über die 3,6 Millionen bereits in der Türkei lebenden Syrer hinaus keine weiteren Menschen aufnehmen. Zudem wirft er Russland vor, die humanitäre Krise in der Region zu ignorieren.

Gestern hatte Erdogan angekündigt, syrische Truppen in Idlib in den kommenden Tagen anzugreifen. Russland, die Türkei und der Iran hatten 2017 eine Deeskalationszone in der Region vereinbart. Die Türkei gruppierte Militärbeobachter um diese Zone. Inzwischen liegen mehrere Posten aber hinter der Frontlinie auf dem von syrischen Soldaten eroberten Gebiet. Die Lufthoheit dort hat die russische Luftwaffe.