Gery Keszler
APA/Georg Hochmuth
„Knackarsch“, „Schnitzelgesicht“

Keszler entschuldigt sich

Der frühere Life-Ball-Organisator Gery Keszler hat sich für seinen Tiefschlag gegen die Wiener Politik entschuldigt – konkret bei Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sowie ÖVP-Obmann und Finanzminister Gernot Blümel für die „beleidigenden Sätze“.

Sie seien einer „unkontrollierten Wut“ geschuldet – ausgelöst durch „die verletzenden Anwürfe der fundamentalistischen Hardliner aus der Homosexuellen-Community“. Die Vorgeschichte: Keszler trat am vergangenen Samstag am Parteitag der Wiener ÖVP auf. Das führte zu Kritik aus der LGBTIQ-Community. In einem Facebook-Kommentar, der schließlich auf Twitter die Runde machte, geriet Keszler schließlich in Rage. Die Nachricht startete mit „Cool bleiben Mädels!“

„Am Life Ball alles verraten“

Dann schrieb er unter anderem, dass er „Blümel bei seinem Knackarsch“ lieber habe als Ludwig bei seinem „verschlagenen Schnitzelgesicht“. Und weiter: „Er und ein Teil seiner Helden haben am Life Ball alles verraten, wofür die SPÖ steht.“ Zudem sei es falsch, dass er sich den Opernball „durch die ÖVP erschleichen“ wolle. Denn: „Dieser Job wird vom roten Bogdan Roszic (eigentlich Roscic, designierter Staatsoperndirektor, Anm.) ehrenamtlich vergeben, das könnte ich mir gar nicht leisten.“

„Beleidigende Sätze“

Keszler distanzierte sich schließlich – ebenfalls in einer Facebook-Mitteilung – von seinen Aussagen: „Spätestens seit Donald Trump wissen wir, dass Twitter, die in der Nacht geschrieben wurden, bei Tageslicht ihre Gültigkeit verloren haben und sogar noch ins Gegenteil gerutscht sind. Nun, mit Postings in facebook um 2 Uhr Früh, kann das durchaus auch passieren. Ich möchte mich keinesfalls vom gesamten Text meines nächtlichen postings auf einem anderen facebook Profil distanzieren, aber ich möchte mich für die unqualifizierten und beleidigenden Sätze bei Michael Ludwig und Gernot Blümel entschuldigen.“

„Ausgestreckte Hand ergreifen“

Mit seinem Auftritt am Parteitag der Wiener Türkisen wollte er „lediglich eine mir dargebotene ausgestreckte Hand ergreifen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich enttäuscht werde, weil ich ja immer schon als Erster versuchte, eine Brücke in unserer Gesellschaft für ein besseres Miteinander zu bauen“. Er betonte außerdem, dass er durch seinen Auftritt nicht verpflichtet worden sei, der Partei beizutreten, „so wie ich auch keiner anderen Fraktion beigetreten bin oder werde“.

Keszler war am Wochenende der Überraschungsgast schlechthin beim Parteitag der ÖVP Wien. Darin stimmte sich diese auf die Landtagswahl im Herbst ein und bestätigte Finanzminister Gernot Blümel mit 96,8 Prozent als Stadtparteichef. Bei dem im Vorfeld nicht angekündigten Auftritt sagte Keszler: „Ich glaube an die Kraft der Veränderung, sowohl am politischen Parkett als auch abseits davon“, versicherte er. Stillstand sei Rückschritt, auch im politischen Bereich. Er selbst sei weder rechts noch links, beteuerte Keszler – wobei er konstatierte, dass Türkis-Grün von der Mehrheit der Österreicher gewünscht werde.

Scharfe Kritik von HOSI

Heftige Kritik für seinen Auftritt bei der ÖVP erntete Keszler unter anderem von der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. Sie sprach von einem „Akt der Selbstinszenierung auf Kosten der Interessen von Österreichs Lesben, Schwulen, Bisexuellen, transgender, intergeschlechtlichen und queeren (LGBTIQ-)Menschen“.

Die ÖVP habe 2018 im Gemeinderat gegen die Finanzierung der EuroPride Vienna gestimmt, erinnerte die HOSI. Außerdem habe die Partei wenige Stunden vor dem Parteitag im Gemeinderat gegen eine Resolution gestimmt, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, für den vollen Schutz vor Diskriminierung zu sorgen.