Laboruntersuchung zur Abkläung des Coronavirus
APA/Hans Punz
Coronavirus

Regierung präsentiert neue Maßnahmen

Nachdem Italiens Regierung wegen der Coronavirus-Epidemie die Reise- und Versammlungsfreiheit im ganzen Land eingeschränkt hat, ruft das Außenministerium Österreicher und Österreicherinnen zur Rückkehr auf. Die österreichische Bundesregierung wird noch am Dienstag ein neues Maßnahmenpaket angesichts der jüngsten Entwicklungen das Coronavirus betreffend vorstellen.

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) treten am späteren Vormittag vor die Presse, um Details kundzutun. Zuvor hatte es in der Nacht auf Dienstag einen Aufruf des Außenministeriums in Sachen Italien gegeben. „Österreichischen Reisenden wird dringend nahegelegt, nach Österreich zurückzukehren“, heißt es auf der Website des Außenministeriums. Es wurde auch eine volle Reisewarnung für Italien ausgesprochen.

Italien kündigte am Montagabend Reisebeschränkungen für das gesamte Land an, avisierte jedoch, die Grenzen an sich nicht zu schließen. Die Bundesregierung dürfte nun mitteilen, wie auf die neue Situation reagiert wird.

Grafik zu Coronavirus-Schutzmaßnahmen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Gesundheitschecks an Grenze angelaufen

Am Grenzübergang Thörl-Maglern zu Italien soll es regelmäßige unangekündigte, punktuelle Gesundheitschecks durch mobile Teams geben, die mehrmals die Woche durchgeführt werden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

In Tirol begannen am Dienstag die angekündigten Gesundheitschecks auf dem Brenner sowie an den weiteren Grenzen zu Italien in Sillian und auf dem Reschenpass. Es werde den gesamten Tag über „durchgehende Kontrollen“ geben, kündigte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bei einer Pressekonferenz an. Im Rahmen der Checks müsse „im Schritttempo“ gefahren werden.

In den vergangenen Tagen war noch von punktuellen Gesundheitskontrollen die Rede gewesen. Es würden zudem etwa Befragungen durchgeführt und Züge angehalten und kontrolliert. Kontrolliert und auf eine mögliche Infektion getestet würden vor allem auch jene, die aus Italien zurückkehren, so Platter. Das sei sehr wesentlich. „Wichtig ist, dass wir jene, die offensichtlich krank sind, nicht übersehen“, sagte Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Im Einsatz seien an Autobahn, Landesstraße und im Zugsverkehr an allen drei Standorten insgesamt drei mobile Gesundheitscheck-Teams aus Ärzten, Sanitätern und Polizei.

Fernunterricht an Tiroler Unis

Alle Tiroler Hochschulen stellen auf Fernunterricht um. Das teilte das Land am Dienstag in einer Aussendung mit. Den Hochschulen stehe es jedoch frei, individuelle Lösungen zu finden, beispielsweise bei Prüfungssituationen, Kleingruppenunterricht und Praktika, hieß es. Insbesondere im medizinischen Bereich sollen Ausnahmen geregelt werden können. Bei Veranstaltungen soll im Einzelfall entschieden werden. Als erste Universität des Landes gab die Uni Innsbruck am Montagabend bekannt, zunächst keine Lehrveranstaltungen mehr abzuhalten – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Ob diese Vorgangsweise auch an den anderen Hochschulen empfohlen bzw. verfügt wird, dürfte sich am Dienstag entscheiden. Als eher unwahrscheinlich galt vorerst, dass auch Schulen und Kindergärten ihre Türen schließen müssen. Wegen der Zunahme der Infektionen in Österreich beschlossen indes die Wiener und die Österreichische Ärztekammern, keine Veranstaltungen mit mehr als 25 Ärzten oder Personen anderer Gesundheitsberufe mehr abzuhalten. Davon betroffen sind alle Sitzungen, Fortbildungsveranstaltungen und Events. Die Maßnahme gilt vorerst bis 12. April. Ärzte sind berufsbedingt besonders gefährdet. Durch diese Maßnahme sollen sie davor geschützt werden, einander zu infizieren, sodass sie sich weiterhin um erkrankte Patienten kümmern können.

Aus für Großveranstaltungen?

Großveranstaltungen könnte auch in Österreich die Absage drohen. Das benachbarte Bayern kündigte am Montag an, Events mit mehr als 1.000 Besuchern zu untersagen. Eine ähnliche Regelung gilt neuerdings beispielsweise auch in Kroatien, eine noch strengere in Slowenien.

In zahlreichen Ländern müssen Sportveranstaltungen mittlerweile ohne Publikum durchgeführt werden, neben Fußballspielen zuletzt etwa auch nordische Skibewerbe in Oslo sowie Biathlonwettkämpfe in Tschechien. Die erste große Bewährungsprobe in Österreich gibt es am Donnerstag. Da steht in Linz das Achtelfinal-Spiel der Europa League zwischen dem LASK und Manchester United auf dem Programm, für das bereits 14.000 Karten abgesetzt wurden.

Ministerium: „Situationsangepasst vorgehen“

Der unter anderem für übertragbare Krankheiten zuständige Beamte im Sozialministerium zeigte sich in Sachen von Restriktionen wegen des Coronavirus abwartend. Man versuche, „situationsangepasst vorzugehen“, sagte Bernhard Benka, Leiter der auch für Seuchenbekämpfung zuständigen Abteilung, am Montag in der ZIB2. Die Situation in Österreich könne man mit jener in Italien nicht vergleichen.

Dass Österreich, das trotz der sich in Europa rasant ausbreitenden Krankheitswelle bisher kaum Restriktionen erlassen hat, zu lax sei, bestritt Benka. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte sich für die Absage von Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen ausgesprochen, um die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich einzudämmen. „Das wäre notwendig und sinnvoll“, meinte Rendi-Wagner gegenüber der Tageszeitung „Österreich“. Auch Familienfeste und größere Menschenansammlungen solle man meiden.

Ministeriumsbeamter Benka zur Coronavirus-Lage

Bernhard Benka, Leiter der Abteilung für Seuchenbekämpfung im Gesundheitsministerium, über Österreichs Maßnahmen gegen das Coronavirus.

Im Vergleich mit Ländern nördlich Italiens gehe man ähnlich vor, sagte Benka. Man müsse bedenken, dass jede Maßnahme auch drastische Auswirkungen z. B. auf das Sozialleben haben könne. Gleichzeitig bestätigte der Spitzenbeamte, dass entschlossene Maßnahmen wie in China offenbar zu Ergebnissen führten. Es gebe wenig Evidenz, wie man mit so einem Ausbruch umgehen solle. In China sehe man aber, „was offensichtlich funktioniert“. Italien dankte Benka für die zuletzt erlassenen Restriktionen, die auch Europa insgesamt helfen sollten.