Nur wenige Fälle in Subsahara-Afrika

Während das Coronavirus derzeit ganz Europa beherrscht, hält sich die Zahl der dokumentierten Fälle in Afrika in Grenzen. Laut der Johns-Hopkins-Universität (Stand heute Vormittag) gibt es bisher 134 positive Coronavirus-Fälle in ganz Afrika, davon nur 30 in Subsahara-Afrika. Nur drei Personen, jeweils eine in Algerien, Tunesien und Ägypten, sind an Covid-19 gestorben.

Die geringe Zahl der bestätigten Fälle liegt einerseits daran, dass auch wenige Tests durchgeführt werden, wie Marcus Bachmann von Ärzte ohne Grenzen (MSF) heute erklärte. Andererseits merke man daran aber auch, dass die Globalisierung in Afrika viel weniger vorangeschritten ist als in anderen Teilen der Welt. Afrika sei vergleichsweise noch weniger vernetzt, so Bachmann.

Die These, dass Afrika aufgrund seiner engen wirtschaftlichen Beziehungen zu China vom neuartigen Virus mehr betroffen sein könnte, habe sich bisher nicht bewahrheitet. Bis dato seien nämlich – bis auf einen importierten Fall aus China – alle Infektionen in Afrika nach Europa rückverfolgbar, sagte Bachmann, humanitärer Berater und frühere Einsatzleiter von MSF-Einsätzen, etwa in der Demokratischen Republik Kongo.

Schwachstelle Frühwarnsystem

Sollte sich das Coronavirus jedoch weiter in Afrika, und vor allem in den Ländern südlich der Sahara, ausbreiten, stellt das nach Einschätzung aller Experten die Gesundheitssysteme der Länder vor enorme Herausforderungen. Obwohl viele Staaten immer wieder mit Epidemien wie etwa Ebola konfrontiert sind, seien diese „tragenden Säulen“ des Systems sowie Frühwarnsysteme die „große Schwachstellen“, so Bachmann.

Gewissermaßen ein Vorteil afrikanischer Länder in puncto Coronavirus könnte die Bevölkerungspyramide, die jeweilige Altersstruktur, sein. In vielen Ländern liegt das Durchschnittsalter der Bevölkerung zwischen 20 und 30 Jahren. Bei Coronavirus-Infektionen gelten insbesondere ältere Menschen als Risikogruppe.

Unklar ist derzeit noch, welche Auswirkung das Klima auf die Ausbreitung des Coronavirus hat. Einige Experten glauben, dass zumindest in Europa der „saisonale Effekt“ auf die Viren nicht so groß sei wie auf einige andere Erkältungsviren. Nichtsdestotrotz ist auffällig, dass besonders in Ländern mit tropischem sowie sehr trockenem Klima momentan wenig bis keine Coronavirus-Fälle zu verzeichnen sind.