Kunde und Kassierin an einer Kassa in einem Supermarkt
ORF.at/Zita Klimek
Supermärkte

Personal soll geschützt werden

Die Supermarktketten versuchen in Zeiten der Coronavirus-Ausbreitung und des hohen Andrangs in den Filialen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Risikogruppen – etwa Schwangere – würden nach Hause geschickt, sagte REWE-Österreich-Chef Marcel Haraszti am Montag bei einer Telefonkonferenz. Außerdem würden bei Billa & Co. jüngere Mitarbeiterinnen vermehrt bei den Kassen eingesetzt, ältere beim Auffüllen der Regale.

Es gebe bei REWE (Adeg, Billa, Bipa, Merkur, Penny) Desinfektionsmittel und Handschuhe für die Mitarbeiter, so Haraszti. Außerdem würde man die Kunden bitten, einen ausreichenden Abstand einzuhalten. Sollte ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin in einer Filiale am Coronavirus erkranken, werde die Filiale desinfiziert, die Mannschaft ausgetauscht und der Betrieb weitergeführt.

Auch bei Spar versucht man die älteren Mitarbeiter zu schützen. „Wir haben Marktleiter angewiesen, wo immer möglich die jüngeren Mitarbeiter an die Kassa zu setzen“, hieß es von der Supermarktkette auf APA-Anfrage.

Verstärkte Hygienemaßnahmen auch bei Hofer und Lidl

Auch bei Hofer hat der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „höchste Priorität“. Unter anderem sind sämtliche Bereiche in den Filialen und Lagern mit zusätzlichen Desinfektionsmitteln ausgestattet worden, die mehrmals pro Schicht benutzt werden müssen. „Wir beobachten die Lage laufend, um bei Bedarf schnell zu reagieren bzw. die Maßnahmen zu verstärken“, so der Lebensmitteldiskonter.

Bei Lidl wurden in den Filialen vor Wochen verstärkte Hygienemaßnahmen vorgenommen. Unter anderem werden kritische Bereiche regelmäßig desinfiziert, und Mitarbeiter sollen zwischendurch auch ihre Hände desinfizieren.

Grafik zu Ausgangsbeschränkungen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Bundeskanzleramt

Weitaus strengere Maßnahmen für Kunden und Kundinnen gelten indes in Griechenland. „Für jeden Kunden zehn Quadratmeter“, sagte der griechische Minister für Wirtschaftsentwicklung und Investitionen, Adonis Georgiadis, im griechischen Fernsehen (ERT) am Montag. Ziel ist es, mehr Abstand zwischen den Menschen zu gewährleisten. Dazu werde die Zahl der Kunden beschränkt.

Gewerkschaft fordert weniger Belastung

Die Gewerkschaft forderte indes angesichts des hohen Andrangs in den Supermärkten eine Reduktion der Belastung für die Beschäftigten. Es werde da „wenig bis nichts“ gemacht, kritisierte GPA-Chefin Barbara Teiber im APA-Gespräch. Die Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) berichtete über zahlreiche „verzweifelte Anrufe“ von Lebensmittelketten-Mitarbeitern.

Viele der 160.000 Beschäftigen im Lebensmitteleinzelhandel seien aufgrund der Coronavirus-Ausbreitung und der Vorratskäufe in den Filialen über der Belastungsgrenze. Die Pläne von manchen Supermarktketten, mehr Mitarbeiter einzustellen, begrüßte die Gewerkschaftsvertreterin. Sie forderte erneut eine Beschränkung der Randöffnungszeiten auf 8.30 bis 18.00 Uhr. Damit könne noch immer die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln gewährleistet werden.

„Geordneter Zugang“ und „genug Abstand“

Weiters forderte Teiber von den Supermarktketten, vor größeren Filialen auch Sicherheitsmitarbeiter einzusetzen, um im Interesse der Kunden und Beschäftigen einen „geordneten Zugang“ zu ermöglichen. Die Supermarktkunden bat die Gewerkschafterin, bargeldlos zu bezahlen und genug Abstand einzuhalten.

Die Gewerkschafterin appellierte an die Betriebe aus dem Auto-, Elektro-, Bekleidungs-, Möbel-, Schuh- und Sportartikelhandel, die seit Montag zur Eindämmung des Coronavirus für mindestens eine Woche geschlossen haben müssen, dass sie das neue Kurzarbeitsmodell in Anspruch nehmen. Es sei „sehr attraktiv für Arbeitgeber“. Die Kurzarbeit soll innerhalb von 48 Stunden genehmigt sein. Wenn Arbeitgeber eine einvernehmliche Auflösung und eine allgemeine Zusicherung der Wiedereinstellung machen würden, rät die Gewerkschafterin dazu, nichts voreilig zu unterschreiben und sich arbeitsrechtlich beraten zu lassen.

Supermarktketten: Von allem genug da

Hamsterkäufe sind in Österreich indes nicht notwendig, wie die Händler betonen. „Es ist von allem genug da“, hieß es seitens REWE, Spar, Hofer und Lidl. Eine Rationierung von Produktgruppen sei nicht geplant, hieß es. Die Waren werden laufend nachgefüllt, auch genug Frischware sei vorhanden. Mittlerweile hilft dabei sowohl in den Zentrallagern von Spar und REWE das Bundesheer mit. Im Spar-Lager in Graz etwa wurde am Wochenende das Personal durch diese Hilfe auf 200 Personen verdoppelt. Seit Montag werde die Unterstützung des Heeres österreichweit noch ausgeweitet, so Oberstleutnant Kurt Hutter am Sonntag gegenüber der ZIB Spezial. So sind Soldaten etwa in Oberösterreich im Einsatz – mehr dazu in ooe.ORF.at. Auch von Hamsterkäufen ist in Oberösterreich offenbar nichts mehr bemerkbar – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Bundesheer unterstützt Lebensmittelhandel

Reingard Diermayr (ORF) berichtet aus Tirol, Christian Prates (ORF) aus Graz und Lisa Veits (ORF) aus Wien.

Auch bei REWE wurde am Sonntag in Sonderschichten durchgearbeitet, damit die Filialen in den nächsten Wochen wieder gut bestückt sind: „Wir sind auf verstärkte Nachfrage vorbereitet, wir haben die Anlieferungen verstärkt, die Filialen und Märkte sind gut versorgt und werden das auch bleiben, da die Nachbestellungen der Lage angepasst sind – wir können somit entsprechende Mengen rasch bereitstellen.“

Was aber gebraucht wird, sind Aushilfskräfte – aufgerufen sind unter anderem auch Studierende, Oberstufenschüler, Beschäftigte aus dem Handel, der Gastronomie oder der Hotellerie. Hofer und Lidl suchen aufgrund der Ausnahmesituation ebenfalls nach Aushilfskräften. Bewerbungsgespräche seien via Videotelefonie und WhatsApp möglich, so Lidl-Österreich-Chef Alessandro Wolf.

Städte richten Hilfsservices ein

Die Stadt Wien richtete unterdessen eine Hotline für all jene ein, die Unterstützung benötigen und sie nicht andernorts organisieren können. Unter 01/4000-4001 können sich ältere Menschen und Hilfsbedürftige melden, wenn sie Unterstützung brauchen – etwa für die Besorgung von Lebensmitteln und Medikamenten, aber nicht selbst in einen Supermarkt oder eine Apotheke gehen wollen bzw. können, um sich nicht der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen. Ein ähnliches Service richteten Graz und Eisenstadt ein – mehr dazu in steiermark.ORF.at und in burgenland.ORF.at.

Bereits seit einigen Tagen erobert die „#Nachbarschaftschallenge“ die Sozialen Netzwerke. Junge, weniger gefährdete Menschen bieten älteren Nachbarn Hilfe an. Die Idee ist einfach: Im Wohnhaus wird ein Zettel aufgehängt, auf dem Mitbewohner informiert werden, dass man mit Rat und Tat zur Seite steht und älteren Personen Erledigungen und Einkäufe abnimmt. Das ganze freilich unter der Einhaltung der Grundregeln: Der persönliche Kontakt sollte kurz gehalten werden, auf die notwendige Distanz ist zu achten.

Auch Arzneimittelversorgung aktuell gesichert

Auch vom Hamstern von Arzneimitteln sollen die Österreicherinnen und Österreicher absehen. Die Apotheken bleiben offen, ebenso Geschäfte für medizinische Produkte und Heilbehelfe. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) betonte, dass laut Informationen der Pharmaunternehmen und des Großhandels die Versorgung mit Arzneimittel derzeit gesichert sei. Es bestehe keine Notwendigkeit, sich mit Arzneimittel einzudecken. Kauf und Abgabe in Apotheken sollen nur in einem geregelten und dem Zweck und Bedarf entsprechenden Rahmen mit notwendigen Mengen stattfinden.