Beschädigtes Auto in Zagreb
AP/Darko Bandic
Schwere Schäden

Erdbeben erschüttern Zagreb

In Zagreb, das am Sonntagfrüh von dem stärksten Erdbeben in den letzten 140 Jahren erschüttert worden ist, haben die Behörden die Bewohner aufgefordert, vorerst nicht in ihre beschädigten Wohnungen zurückzukehren. Vor allem ältere Gebäude in der Innenstadt wurden stark beschädigt. 17 Menschen wurden verletzt.

In der Altstadt verursachte das Beben schwere Schäden an Gebäuden. Fassadenteile von mehreren Häusern stürzten auf die Straße. Auch Spitäler wurden beschädigt, die Zagreber Geburtenklinik musste evakuiert werden. Um die Trümmer von den Straßen zu beseitigen, wurde laut Medien auch die Armee eingesetzt. Ein Turm der Kathedrale von Zagreb, das Wahrzeichen der Stadt, wurde ebenfalls beschädigt, wie Bürgermeister Milan Bandic bekanntgab. In großen Teilen der Stadt fiel zudem der Strom aus.

Bei dem Erdbeben wurde ein 15-jähriges Mädchen schwer verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur HINA. Das Mädchen befindet sich in kritischem Zustand, hieß es aus dem Kinderspital, wo sie behandelt wird. Zunächst hatte es geheißen, die Jugendliche sei tot.

Beschädigtes Auto in Zagreb
Reuters/Antonio Bronic
In der Altstadt verursachte das Beben schwere Schäden an Gebäuden

Das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) gab die Stärke des ersten Bebens um 6.24 Uhr mit 5,3, die des zweiten Bebens um 7.01 Uhr mit 5,0 an. Die Zentren der beiden Beben lagen sieben beziehungsweise zehn Kilometer nördlich von Zagreb. „Es hat über zehn Sekunden gedauert“, sagte ein Zeuge. „Es war bei Weitem das stärkste, das ich je gefühlt habe.“

Innenministerium warnt wegen CoV

Das Innenministerium forderte die Menschen auf, zunächst draußen zu bleiben, aber keine Gruppen zu bilden, um eine Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus zu verhindern. „Halten Sie Distanz. Stellen Sie sich nicht zusammen. Wir sind mit zwei schweren Krisen konfrontiert, dem Erdbeben und der Epidemie“, erklärte Innenminister Davor Bozinovic. „Wir haben jetzt zwei Krisensituationen“, sagte der kroatische Premier Andrej Plenkovic zudem.

Die kroatische Seismologin Ines Ivancic sprach von einem starken Beben. Die Schäden könnten noch nicht abgeschätzt werden. Der kroatische Premier kündigte an, dass die Bauexperten umgehend damit beginnen werden, die betroffenen Gebäude auf ihre Sicherheit zu prüfen.

Beschädigtes Gebäude in Zagreb
APA/AFP/Denis Lovrovic
Das Ausmaß der Schäden kann noch nicht abgeschätzt werden

Erdbeben auch in Österreich spürbar

Der Erdbebendienst der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien teilte mit, dass sich das Erdbeben um 6.24 Uhr ereignet und eine Magnitude von 5,4 aufgewiesen habe. In Österreich sei nicht mit Gebäudeschäden zu rechnen.

Die Bevölkerung in der Steiermark und im südöstlichen Teil Kärntens habe die Erschütterungen „großräumig deutlich verspürt“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch in weiter entfernten Städten wie Villach, Salzburg, Linz und Wien sei das Beben vor allem in höheren Stockwerken wahrgenommen worden.

Schwere Schäden nach Erdbeben in Zagreb

Zwei mittelstarke Erdbeben in einer Abfolge von etwas mehr als einer halben Stunde haben Sonntagfrüh in der kroatischen Hauptstadt Zagreb schwere Schäden angerichtet.

AKW Krsko nicht betroffen

Das in Slowenien gelegene Atomkraftwerk Krsko, das sich etwa 50 Kilometer nordöstlich von Zagreb befindet, blieb von dem Erdbeben unbetroffen. „Das Atomkraftwerk funktioniert trotz des Erdbebens sicher“, teilte der Betreiber des von Slowenien und Kroatien gemeinsamen betriebenen AKW mit.

In der Anlage, die weiterhin mit voller Kraft in Betrieb bleibe, werden präventive Checks durchgeführt, hieß es weiter. Das slowenische Infrastrukturministerium teilte unterdessen via Twitter mit, dass die Experten im AKW Krsko Analysen gemäß Protokolle durchführen und es bisher nicht erforderlich gewesen sei, die Anlage abzuschalten. „Es gibt keine Konsequenzen oder Gründe für eine Abschaltung“, hieß es.

Forderungen nach Krsko-Schließung

In Österreich wurden hingegen wieder Forderungen nach einer Schließung des AKW laut. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sowie der steirische Landespolitiker und FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch verwiesen erneut auf das Sicherheitsrisiko, das die Anlage darstelle.

„Dieses Mal ist vielleicht alles gut gegangen, aber was ist beim nächsten Mal?“, fragte Kaiser Sonntagvormittag in einer Aussendung, der Umstieg auf alternative Energiequellen sei mittel- und langfristig „alternativlos“. Der steirische Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) und Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) forderten die Schließung des AKW: „Die Konstruktion des im Jahr 1981 in Betrieb genommenen Atomkraftwerks in Krsko ist auf eine maximale Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt. Daher muss der Betrieb spätestens im Jahr 2023 enden.“

Die steirische Landtagsklubobfrau der Grünen, Sandra Krautwaschl, sagte, das Erdbeben beweise einmal mehr, wie gefährlich das AKW Krsko sei, der „Schrottmeiler“ dürfe keine Zukunft haben. Und FPÖ-Umweltsprecher Rauch sagte, das Erdbeben in Kroatien solle ein „Weckruf für Slowenien“ sein, das AKW herunterzufahren und zu schließen: „Auch der geplante Zubau eines zweiten Atomreaktors darf nicht zur Umsetzung kommen.“