Spanien schließt „nicht lebenswichtige Unternehmen“

Die spanische Regierung hat im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie die Schließung aller „nicht lebenswichtigen“ Unternehmen angeordnet. Das teilte Regierungschef Pedro Sanchez gestern in Madrid mit. Ab Montag sollen alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die keine unbedingt notwendigen Arbeiten verrichten, zwei Wochen lang zu Hause bleiben. Das Gehalt werde den Betroffenen in dieser Zeit weitergezahlt, die nicht geleisteten Arbeitsstunden könnten sie später schrittweise nachholen.

Seit dem Inkrafttreten des Alarmzustandes am 15. März durften Angestellte und Selbstständige trotz Ausgangsbeschränkungen weiter in ihre Büros gehen. Jedoch war die Bevölkerung bisher aufgefordert, so viel wie möglich von Zuhause aus zu arbeiten. Die Bevölkerung darf bereits seit zwei Wochen nur noch in Ausnahmefällen aus dem Haus, so etwa zum Einkaufen und nur alleine. Spazieren gehen oder Sport im Freien sind in Spanien derzeit nicht erlaubt.

Mehr als 800 Todesopfer in 24 Stunden

In Spanien sind innerhalb von 24 Stunden 832 neue Todesopfer verzeichnet worden. Das teilte das Gesundheitsministerium gestern mit. Es ist der höchste Anstieg, der in dem Land bisher registriert wurde.

Angehörige während eines Begräbnisses in Madrid
AP/Bernat Armangue

Insgesamt kletterte die Zahl der Opfer seit Freitag auf knapp 5.700. Auch die Zahl der Infizierten stieg weiter an und lag gestern Mittag bei rund 72.000, etwa 8.000 mehr als am Vortag. Jedoch hält sich damit der prozentuale Anstieg seit Tagen relativ niedrig.

Mehr als 12.000 Menschen sind bereits wieder gesund. Die am heftigsten betroffene Region bleibt Madrid, wo fast die Hälfte aller Todesfälle verzeichnet wurde. Nach Italien ist Spanien weiterhin das Land in Europa, das vom neuen Virus SARS-CoV-2 am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wird.

Der Anstieg nimmt prozentual gesehen aber seit Tagen ab und lag gestern bei elf Prozent. Spanien hofft, den Höhepunkt der Krise bald zu überschreiten. „Wir sind bald da, wir wissen noch nicht genau wann, aber wir stehen vor dem Höhepunkt der Ansteckungskurve“, sagte der Leiter der Behörde für Gesundheitliche Notfälle (CCAES), Fernando Simon.

Bestattungen überlastet – Militär hilft

Aufgrund der hohen Opferzahlen wird nach Italien auch in Spanien das Militär beim Transport der Leichen helfen. Das teilte das Gesundheitsministerium gestern im Amtsblatt mit. Die Streitkräfte würden wegen der großen Zahl der Toten und des Fehlens verfügbarer Bestattungsinstitute während der Dauer des Alarmzustandes eingesetzt, hieß es.

Wegen der vielen Todesopfer war zuletzt bereits die Eishalle in Madrid zum Leichenhaus umfunktioniert worden. Die Regierung hat den Alarmzustand und die strenge Ausgangssperre um weitere zwei Wochen bis zum 11. April verlängert.