US-Präsident Donald Trump
Reuters/Alexander Drago
Kehrtwende

Trump verlängert Ausgangsbeschränkungen

Nach dem britischen Premier Boris Johnson hat nun auch US-Präsident Donald Trump eine Kehrtwende vollzogen: Hatte er lange die Gefahren durch die Coronavirus-Pandemie heruntergespielt und bis zuletzt betont, nach Ostern werde die Wirtschaft wieder hochgefahren, so ist nun wieder alles anders.

Trump verlängerte alle Auflagen, die soziale Kontakte und damit die Verbreitung des Virus minimieren sollen, um einen Monat. Bis Ende April gelten nun die Einschränkungen, die am Montag abgelaufen wären.

Noch vor wenigen Tagen hatte Trump gesagt, dass er die USA bis Ostersonntag – also in zwei Wochen – wieder weitgehend im Normalbetrieb sehen wolle. Nun sagte er: „Nichts wäre schlimmer, als den Sieg zu verkünden, bevor der Sieg gewonnen ist. Das wäre der größte Verlust von allem.“ Trump versicherte zugleich: „Wir werden diesen unsichtbaren Fluch, diesen unsichtbaren Feind besiegen.“

„Eine furchtbare Zahl“

Hintergrund ist, dass die Fachleute nun auch Trump – zumindest vorübergehend – überzeugt haben dürften, welche Todeszahlen in den USA, in denen sich Trump im November der Wiederwahl stellt, drohen. Trump sagte am Sonntag, wenn es gelinge, die Todeszahl durch Eindämmungsmaßnahmen auf 100.000 zu begrenzen, „dann haben wir alle zusammen einen guten Job gemacht“. Er fügte hinzu: „Das ist eine furchtbare Zahl.“

Trump verweist auf britische Studie

Trump begründete die Verlängerung der Schutzmaßnahmen mit einer am 16. März veröffentlichten Studie des Imperial College in London, die von 2,2 Millionen Toten in den USA ausging, sollten überhaupt keine Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen werden.

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Erreger SARS-CoV-2 in den USA liegt der Johns-Hopkins-Universität zufolge bereits bei über 140.000. Mehr als 2.450 Menschen starben. Besonders besorgniserregend ist die Lage im Bundesstaat New York. Krisenherde drohen sich aber auch in Chicago und New Orleans zu entwickeln.

Mann auf der 5th Avenue in Midtown Manhattan in New York
AP/Mary Altaffer
Auf New Yorks Straßen ist es derzeit ungewöhnlich ruhig

Hoffen, dass Prognosen zu hoch gegriffen sind

Die Ärztin Deborah Birx von der Coronavirus-Arbeitsgruppe im Weißen Haus sagte, Vorhersagen gingen auch mit Eindämmungsmaßnahmen von 80.000 bis 160.000 Toten in den USA aus, potenziell sogar von mehr als 200.000 Toten. „In diesem Modell wird davon ausgegangen, dass wir weiterhin exakt das tun, was wir tun.“ Sie fügte hinzu: „Wir hoffen, dass diese Modelle nicht ganz richtig sind, dass wir es besser machen können, als diese Vorhersagen sind.“

Trump erwartet Höhepunkt in zwei Wochen

Trump erwartet, dass die Zahl der Toten in der Krise in zwei Wochen ihren Höhepunkt erreichen könnte. Angesichts dessen sei es besonders wichtig, dass jeder die Richtlinien nachhaltig befolge. Je besser diese umgesetzt würden, „desto schneller wird dieser Alptraum enden“, sagte Trump.

Die vor zwei Wochen veröffentlichten Richtlinien sehen unter anderem vor, dass Menschen Abstand zueinander halten und Ansammlungen von mehr als zehn Menschen vermieden werden. Zudem sollen Restaurants, Cafes und Bars Speisen und Getränke nur zur Mitnahme oder Lieferung anbieten. Trump zeigte sich optimistisch, dass bis Sommer das Schlimmste überstanden sein könnte. „Wir können davon ausgehen, dass wir bis zum 1. Juni auf dem Weg der Erholung sind.“

Streit über Quarantäne für New York

Am Wochenende stand die Möglichkeit im Raum, dass die Regierung in Washington die Bewegungsfreiheit für Menschen in den Staaten New York, New Jersey und Connecticut drastisch einschränken könnte, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Nach Beratungen mit seiner Coronavirus-Arbeitsgruppe und den betroffenen Gouverneuren der Bundesstaaten verkündete Trump, dass das nicht nötig sein werde. Mit den noch nicht spruchreifen Aussagen hatte sich Trump Kritik eingehandelt. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sprach von einer „Kriegserklärung“ an die Staaten.

500 Tote binnen 24 Stunden

Mehr als 500 Menschen sind in den USA innerhalb von 24 Stunden an Covid-19 verstorben.

New York hat zu wenige Kapazitäten

Der US-Ostküstenstaat New York mit der gleichnamigen Millionenmetropole hat sich zum Zentrum der Coronavirus-Pandemie in den USA entwickelt. Lokale Behörden haben immer wieder gewarnt, dass die Kapazitäten der Krankenhäuser dort nicht ansatzweise auf die Ansteckung weiter Teile der Bevölkerung vorbereitet seien. Es könnte zu Engpässen bei Beatmungsgeräten kommen.

Für Entlastung soll das Lazarettschiff „Comfort“ der Marine sorgen, das am Montag in New York eintreffen sollte. Trump sicherte New York am Wochenende mehrfach Unterstützung zu. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio zeichnete am Sonntag ein dramatisches Bild der Lage in der Millionenmetropole. „Hier in New York fühlt es sich wortwörtlich an wie zu Kriegszeiten.“