Blick auf Ischgl
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Anschober

Ischgl-Zahlen sollen „aufgeklärt“ werden

Die brisanten CoV-Infektionszahlen in Ischgl haben am Donnerstag einmal mehr für Aufregung gesorgt. Anlass dafür war eine Pressekonferenz, in der mitgeteilt wurde, dass es bereits im Februar eine Infektion in dem Tiroler Skiort gegeben habe. Nur wenige Stunden später wurde die Information wieder zurückgezogen: Es habe sich um einen Datenfehler gehandelt. In der ZIB2 nach dem „Zahlenchaos“ gefragt, kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nun an, dass ein Bericht über „die realen Fakten“ erarbeitet und „die Daten aufgeklärt“ werden sollen.

Anschober und Franz Allerberger von der AGES hatten bei der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag mitgeteilt, dass bereits am 5. Februar ein CoV-Fall in Ischgl aufgetreten sei. Dabei soll es sich um eine Schweizer Kellnerin des „Kitzlochs“ gehandelt haben. Dieser Fall hätte den vielgenannten norwegischen Kellner als Patienten null abgelöst.

Bei den Tiroler Behörden schlug die Information hohe Wellen: Der Fall sei „nicht nachvollziehbar“, man verlange Aufklärung. Tatsächlich korrigierte wenige Stunden später das Gesundheitsministerium via Aussendung seine Angaben. Es habe sich bei dem Fall der Schweizerin um einen Eingabefehler gehandelt: Dieser sei auf den 5. März und nicht auf den 5. Februar zu datieren. Bei der Eingabe des Falles habe sich jemand im Monat geirrt.

AGES bleibt bei Fall im Februar

Die AGES bestätigte das, blieb aber dabei, dass es bereits im Februar einen Fall in Ischgl gegeben habe. Es handle sich um eine österreichische Kellnerin, auf deren Fall man bei der epidemiologischen Abklärung gekommen sei. Der Fall sei ebenfalls erst im März bestätigt worden. Möglich sei das durch einen Test, der nach dem Erbgut von SARS-CoV-2 sucht und damit auch Wochen nach der Genesung positive Resultate liefern kann. Daher lasse sich die Infektion der Frau auf den 8. Februar zurückdatieren.

Ischgl: Erster Fall am 5.2. war „Datenfehler“

Die angeblich erste diagnostizierte Coronavirus-Patientin in Ischgl soll am 5. März und nicht wie zuvor verlautbart am 5. Februar in Ischgl erste Krankheitssymptome gezeigt haben. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat die AGES-Angabe diesbezüglich korrigiert, es habe sich um einen Eingabefehler gehandelt.

Das Land Tirol schenkt allerdings auch dieser Angabe keinen Glauben: „Auch diese Information ist nachweislich unsachlich“, hieß es Donnerstagabend. Aus medizinischer Sicht könne fachlich und wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden, auf welchen Zeitpunkt die Coronavirus-Erkrankung zurückgehe, argumentierte das Land Tirol. Die österreichische Kellnerin habe angegeben, etwa ein Monat lang unter Erkältungssymptomen gelitten zu haben, und sei schließlich am 9. März positiv getestet worden. „Die Schlussfolgerung der AGES, dass die Person bereits seit dem 8. Februar – also seit 30 Tagen – an Corona erkrankt war, ist aus Sicht des Landes Tirol spekulativ“, so das Land.

Bericht soll vorgelegt werden

Geht es nach Anschober, sollen nun die Spezialisten von AGES und des Landes Tirol „gemeinsam diese Daten aufklären“ und ihm sowie Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) einen Bericht vorlegen. Warum der Fehler mit der Schweizer Kellnerin passiert sei, ist für Anschober nicht nachvollziehbar. „Natürlich ist das etwas, das nicht wünschenswert ist“, so Anschober. „Auch der betreffende Wissenschaftler hat das nicht mit Absicht gemacht“.

Gesundheitsminister Anschober zu CoV-Krise und Zahlenchaos

Der Anstieg der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist zurückgegangen. Insgesamt sind etwa 11.000 Personen in Österreich mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als 90.000 wurden bereits getestet. Am Nachmittag gab es ein Chaos rund um einen angeblichen Krankheitsfall in Tirol bereits Anfang Februar. Das Gesundheitsministerium musste einen Fehler bei der Datenübermittlung zugeben. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist dazu in der ZIB2.

Man habe jedenfalls zeigen wollen, dass das Coronavirus „heimtückisch ist, weil es Menschen gibt, die das Virus in sich tragen und keine Symptome haben“. Das sei deswegen gefährlich, weil keine Veranlassung besteht, einer Infektion nachzugehen. Das sollte am Beispiel der Schweizer Kellnerin aufgezeigt werden. Deswegen müsse man die Grundregel von einem Meter Abstand einhalten.

Abseits davon zeigte sich Anschober bezüglich der aktuellen Entwicklung vorsichtig optimistisch. Der aktuelle Replikationsfaktor, den die Regierung unter eins drücken will, liege aktuell bei 1,2 bis 1,3. Es gelte nach wie vor, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Deswegen warnte er auch erneut vor einer zu frühen Lockerung, welche die Fallzahlen wieder in die Höhe schnellen lassen könnten. Normalität sei „die schwierigste Phase“, weil das zu vermeiden sei. Bevor es zu einer Lockerung komme, müsse man die Fallzahlen weiter drücken. Eine schrittweise Rückehr zur Normalität werde insofern schwierig, als dass die Gefahr groß sei, dass die Fallzahlen wieder steigen.

Ausweitung bei Masken möglich

Bezüglich des Einsatzes von Masken schloss Anschober eine Erweiterung der aktuell geltenden Regeln nicht aus. Die Masken seien eine „positive Zusatzmöglichkeit“. Sie zu tragen sei aber ein Lernprozess für die hiesige Bevölkerung. Zudem sei die Ausweitung eine Rohstofffrage: Der Weltmarkt sei aktuell sehr schwierig, es gebe große Konkurrenz um Ressourcen, und auch der medizinische Bereich müsse ausgerüstet werden.

Zur vieldiskutierten Öffnung der Bundesgärten in Wien hielt sich Anschober eher bedeckt. Er wisse, dass es eine Lösung brauche. Problematisch seien aber die Zugänge, bei denen es wieder zu Menschenansammlungen kommen könnte. Hier arbeite man an einer Lösung, auf die sich die Stadt Wien und der Bund kommende Woche einigen könnten.