Joe Biden und Bernie Sanders
Reuters/Shannon Stapleton
US-Präsidentschaftsrennen

Sanders stellt sich hinter Biden

Der aus dem Präsidentschaftsrennen der US-Demokraten ausgestiegene Senator Bernie Sanders hat Ex-Vizepräsident Joe Biden offiziell seine Unterstützung ausgesprochen. Der 78-jährige linke Politiker rief die US-Bürger und -Bürgerinnen am Montag in einem gemeinsamen Livestream mit Biden auf, den künftigen Präsidentschaftskandidaten der Oppositionspartei zu unterstützen.

„Ich rufe alle Amerikaner – alle Demokraten, alle Unabhängigen, auch viele Republikaner – auf, sich in diesem Wahlkampf zu vereinen, um deine Kandidatur zu unterstützen, hinter die ich mich stelle“, sagte Sanders an Biden gerichtet. Donald Trump sei der „gefährlichste Präsident der jüngeren US-Geschichte“.

„Wir müssen dafür sorgen, dass Trump ein Präsident mit nur einer Amtszeit wird, und wir brauchen dich im Weißen Haus“, fuhr Sanders fort. „Ich werde alles tun, damit das geschieht, Joe.“

Joe Biden und Bernie Sanders
Reuters/Kevin Lamarque
Aus „Biden vs. Sanders“ wurde „Sanders für Biden“ – schließlich gehe es darum, eine Wiederwahl des „gefährlichsten Präsidenten“ zu verhindern

Sanders wollte Zugeständnisse

Sanders, der sich selbst als „demokratischen Sozialisten“ bezeichnet, hatte am Mittwoch vergangener Woche seinen Ausstieg aus dem Präsidentschaftsrennen bekanntgegeben und damit den Weg für eine Nominierung Bidens frei gemacht. Sanders versprach dabei zwar eine Zusammenarbeit mit dem Vertreter des moderaten Demokraten-Flügels, er sprach ihm aber zunächst nicht formal die Unterstützung aus. Sanders wollte zuerst Zugeständnisse von Biden in dessen Wahlprogramm erreichen.

Sanders hatte nach einer Reihe von Vorwahlschlappen so gut wie keine Aussichten mehr, sich gegen Biden durchzusetzen. Er hatte zum Auftakt der Vorwahlen zwar mehrere Erfolge eingefahren. Als sich das moderate Demokraten-Lager aber vor dem „Super Tuesday“ am 3. März weitgehend hinter Biden vereinte, wendete sich das Blatt. Der 77-jährige Ex-Vizepräsident konnte sich in der Folge einen immer größeren Vorsprung herausarbeiten. Biden soll bei einem Parteitag im August zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten gekürt werden. Die Präsidentschaftswahl findet am 3. November statt.

„We need you in the White House“

Der ehemalige US-Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders hat bei einem gemeinsamen Onlineauftritt seinem bisherigen Kontrahenten Joe Biden offiziell Unterstützung zugesichert.

„Deine Unterstützung bedeutet mir viel“

Biden und Sanders schalteten sich jeweils aus ihrem Zuhause zu der gemeinsamen Onlinebotschaft zusammen, bemühten sich bei dem Auftritt um ein Signal größtmöglicher Harmonie und bedachten einander mit allerlei warmen Worten. „Deine Unterstützung bedeutet mir viel“, sagte Biden. „Danke, dass du so ein Gentleman bist.“ Der 77-Jährige sagte in Hinblick auf Sanders: „Wenn ich der Kandidat werde, wonach es aussieht (…), dann werde ich dich brauchen – nicht nur, um die Kampagne zu gewinnen, sondern um zu regieren.“ Und weiter: „Ich verspreche, dass ich dich nicht enttäuschen werde.“

Gemeinsam sei es möglich, die fortschrittlichste Regierung in der Geschichte des Landes auf die Beine zu stellen, sagte Biden. „Wir können diese Nation umwandeln.“ An Sanders’ Anhänger und Anhängerinnen gerichtet sagte er: „Ich sehe euch, ich höre euch.“ Er werde ihre Anliegen aufgreifen und hoffe auf ihre Unterstützung, um Trump zu besiegen.

Arbeit an gemeinsamen Konzepten

Biden und Sanders kündigten an, ihre Mitarbeiter sollten in gemischten Arbeitsgruppen an gemeinsamen inhaltlichen Konzepten für die Zukunft arbeiten zu den Themen Wirtschaft, Bildung, Klimawandel, Justizsystem und Krankenversicherung.

Biden gehört dem moderaten Flügel der Partei an. Sanders dagegen vertritt seit Jahrzehnten eine klar linke Agenda. Der 78 Jahre alte Senator aus Vermont kämpft unter anderem für eine Krankenversicherung für alle und für eine stärkere Besteuerung von Reichen. Einige seiner Positionen waren bei den Demokraten anfangs verschrien, sind dort inzwischen aber etabliert. Kritiker werfen ihm dennoch vor, zu radikal zu sein. Der Plan, die Positionen der beiden zu kombinieren, ist der Versuch, die Partei in einem kritischen Moment zu einen und alle Kräfte zu bündeln, um Trump zu schlagen.

Sanders hatte sich bereits bei der Wahl 2016 um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bemüht, unterlag damals bei den Vorwahlen aber seiner internen Konkurrentin Hillary Clinton. Der Kampf zwischen Sanders und Clinton war erbittert und zäh und hinterließ innerhalb der Partei viel böses Blut. Manche sahen Trumps Wahlsieg 2016 dadurch begünstigt. Ein ähnliches Drama wollen viele Demokraten – und offensichtlich auch Biden und Sanders – diesmal wohl mit aller Macht vermeiden.