Mehr als 200 Menschen in Altersheim in Ungarn infiziert

In einem Altersheim in Budapest haben sich inzwischen mehr als 200 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Zehn Senioren starben bisher, wie Ungarns oberste Amtsärztin Cecilia Müller heute in Budapest bekanntgab. Der Ausbruch in dem Heim im Stadtteil Rakoskeresztur war in der Vorwoche bekanntgeworden. Müller hatte am Donnerstag von mehr als 100 Erkrankten und fünf Toten gesprochen.

Auch in anderen ungarischen Alters- und Pflegeheimen steckten sich Personal und Bewohner bereits in größerem Umfang mit dem Virus SARS-CoV-2 an, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Die Einrichtung in Rakoskeresztur, in der mehr als 500 zumeist pflegebedürftige Senioren leben, gilt derzeit als schlimmster Infektionsherd unter Heimen dieser Art. Im EU-Land Ungarn waren bis heute 1.512 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Bisher wurden 122 Tote gemeldet.

Italien: Polizei durchsucht Seniorenheime

Die italienische Polizei durchsuchte indes das Seniorenheim Pio Albergo Trivulzio in der Lombardei, in dem wegen des Coronavirus vermutlich über 100 Menschen ums Leben gekommen sind. Durchsucht wurden auch die Büros anderer Seniorenheime in der Gegend, berichteten italienische Medien, Dokumente wurden beschlagnahmt.

Die Untersuchung wurde nach Anzeigen von Familienangehörigen der Todesopfer und Personal des Seniorenheims eingeleitet. Es wird vermutet, dass Sicherheitsvorkehrungen ignoriert worden sein könnten. Das italienische Gesundheitsministerium entsendete Inspektoren zur Kontrolle der Lage im Pio Albergo Trivulzio, das zu den größten Altersheimen Italiens zählt.

Unter anderem wird geprüft, warum aus Spitälern entlassene infizierte Coronavirus-Patientinnen und -Patienten in Abteilungen des Heimes eingeliefert worden seien. Dadurch sei die Gesundheit der Heimbewohnerinnen und -bewohner aufs Spiel gesetzt worden, lautet der Verdacht der Mailänder Staatsanwaltschaft.

Gesundheitsbeauftragte bestreitet Vorwürfe

Die Justizbehörden ermitteln auch wegen Todesfällen in mehreren anderen lombardischen Seniorenheimen. Von den über 10.000 Todesopfern, die in der Lombardei in Zusammenhang mit dem Virus starben, lebten 1.822 in Seniorenheimen, berichtete der Präsident von Italiens oberstem Gesundheitsinstitut, Silvio Brusaferro, am Freitag.

Der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera bestritt, dass die Gesundheit der Senioren aufs Spiel gesetzt worden sei. „Wir haben 2.000 Menschen von den Krankenhäusern in andere Strukturen, darunter das Pio Albergo Trivulzio, verlegt, weil es andere Unterkunftsmöglichkeiten nicht gab. Die Patienten wurden in getrennten Pavillons mit eigenem Gesundheitspersonal untergebracht“, so Gallera laut Medienangaben.

Studie: Hälfte der Covid-19-Toten stammt aus Pflegeheimen

Wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) auf Nachfrage bei der Regierungspressekonferenz erklärte, gibt es in Österreich keine Daten dazu, wie viele Covid-19-Tote es in Pflegeheimen gab. Hierzulande wird lediglich das Geschlecht und das Alter erfasst, nicht jedoch der letzte Aufenthalts- bzw. Wohnort. Eine entsprechende Gesamtstudie sei jedoch in Auftrag gegeben worden, sagte Anschober.

Menschen in Pflegeheimen sind besonders stark vom Coronavirus betroffen, fand unterdessen eine Studie heraus. In fünf europäischen Ländern wurde jeder zweite Covid-19-Todesfall aus einem Pflegeheim gemeldet.

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