Nach vier Wochen kompletter Schließung öffneten am Dienstag Baumärkte und Gartencenter – bereits in der Früh bildeten sich lange Schlangen vor den Geschäften, auch weil am Eingang kontrolliert wurde, ob die nun in allen Geschäften vorgeschriebenen Masken getragen werden. Zudem wurden, wie schon bei vielen Supermärkten, Einkaufswagen desinfiziert, die auch als Abstandskontrolle dienen. Teilweise wurde die Zahl der Einkaufswagen kontingentiert, um die Zahl der Menschen im Geschäft zu begrenzen.
Offen waren auch Autowaschanlagen und Altstoffsammelzentren bzw. Mistplätze – und wurden entsprechend intensiv genutzt. Die letzten Wochen hatten viele Menschen zum Entrümpeln genutzt und teilweise mangels anderer Möglichkeiten beziehungsweise Geduld ihren Sperrmüll einfach in freier Natur entsorgt. Einen Run gab es auch auf die Zulassungsstellen, vor allem Motorräder wurden wieder angemeldet – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Wenig Andrang in kleinen Geschäften
Abseits der Bau- und Gartengeschäfte zeigte sich ein etwas anderes Bild. Modeboutiquen, Delikatessengeschäfte, kleinere Buchhandlungen, Bastel- und Spielwarengeschäfte bis 400 Quadratmeter, die nun ebenfalls aufsperren dürfen, verzeichneten einen eher ruhigen ersten Handelstag. Viele Interessierte dürften sich von den weiterhin geltenden Ausgangsbeschränkungen womöglich abgeschreckt fühlen.
Erster Schritt in Richtung neuer Normalität
Am Dienstag haben viele Handelsgeschäfte nach der vierwöchigen Sperre wieder geöffnet.
In vielen Geschäften gab es verkürzte Öffnungszeiten, weil die Händler sich erst einen Überblick über die tatsächliche Nachfrage verschaffen wollten. Für Geschäfte, die stark vom Tourismus abhängig sind, wäre eine komplette Öffnung ohnedies ein Verlustgeschäft. Zudem fehlt gerade in den Innenstädten die Gastronomie, die sonst auch viele Menschen anlockt. In vielen Geschäften herrscht aber Zuversicht, dass Kunden und Kundinnen bald wieder kommen – mehr dazu in noe.ORF.at und burgenland.ORF.at.
Kritik an „Fleckerlteppich“
Die Wirtschaftskammer zog abseits der Baumärkte eine „traurige“ Bilanz. Spartenobmann Rainer Trefelik kritisierte einen „Fleckerlteppich“ – mehr dazu in wien.ORF.at. Laut Zahlen der Wirtschaftskammer dürfen seit Dienstag rund 30.000 Geschäfte bis 400 Quadratmetern Geschäftsfläche offen haben – die Zahl inkludiert auch jene Geschäfte, die nicht von den Schließungen aufgrund der Coronavirus-Krise betroffen waren, mit Ausnahme der Tankstellen. Von der Wirtschaft gab es dafür auch Kritik: Vor allem Möbelhäuser argumentierten, dass auf ihren großen Verkaufsflächen genug Platz wäre, damit die Menschen ausreichend Abstand halten können. Die Wirtschaftskammer Steiermark drängt auf die schnellere Öffnung aller Geschäfte – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Doch die Handelsketten sind offenbar unterschiedlich von der Regelung betroffen: Der Buchhändler Thalia kann laut eigenen Angaben fünf von 38 Filialen österreichweit öffnen, weil bei diesen die Verkaufsfläche unter 400 Quadratmetern liegt. Bei Libro sind es rund 100 Filialen, die wieder geöffnet werden können, auch Palmers kann laut eigenen Angaben nicht alle Filialen aufsperren.
Maskenpflicht „überwiegend eingehalten“
Die ausgeweitete Maskenpflicht in Geschäften und bei der Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Taxis wurde offenbar ebenfalls von den meisten befolgt. Dabei gilt die Maskenpflicht erst beim Einsteigen, auf den Bahnsteigen besteht grundsätzlich keine Maskenpflicht. Die ÖBB setzen derzeit auf Information und Aufklärung, erst wenn Ermahnungen nicht nutzen, wird die Polizei verständigt – mehr dazu in noe.ORF.at.
Von den Wiener Linien hieß es, dass die Vorschrift „überwiegend eingehalten“ werde: „Es läuft sehr gut.“ Die Hinweise zur Bedeckungspflicht sind an jeder Tür jedes Fahrzeuges angebracht, wie ein Wiener-Linien-Sprecher betonte. Anders als in vielen Supermärkten werden aber in den Zügen, Bussen und Straßenbahnen keine Masken verteilt und auch nicht verkauft. Dafür wurden die Takte nun wieder erhöht.
Bundeskanzler Kurz: „Wir sind nicht über den Berg“
„So viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkung wie notwendig“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) über die Lockerungen.
Kein Gedränge in den Bundesgärten
Weniger Andrang als womöglich vermutet gab es auch in den Bundesgärten in Wien und Innsbruck, die am Dienstag ebenfalls wieder geöffnet wurden. In Wien, wo es heftige Debatten über die Schließung von Burggarten, Augarten und dem Schlosspark Schönbrunn gegeben hatte, verleitete das kühle Wetter eher nicht zu einem Besuch. An den Eingängen wachte dennoch Sicherheitspersonal über das Geschehen, im Einsatz waren auch „Parksheriffs“, die derzeit keine Kurzparkzonen überwachen müssen, da diese in Wien noch aufgehoben sind.
Bei den Toren wurde mittels Schildern auf den nötigen Sicherheitsabstand und das Verbot der Gruppenbildung hingewiesen. Die Zahl der geöffneten Eingänge könne, so die Bundesgärten, aufgrund „örtlicher Gegebenheiten“ zum Teil auch reduziert werden. Tatsächlich waren nicht in jedem Park alle Tore passierbar. Ab Mittwoch sollen mehr Eingänge zur Verfügung stehen, so ein Sprecher der zuständigen Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).