Erneuerer der brasilianischen Literatur: Rubem Fonseca ist tot

Der brasilianische Schriftsteller Rubem Fonseca ist im Alter von 94 Jahren in Rio de Janeiro gestorben. Das berichteten brasilianische Medien gestern unter Berufung auf Familienangehörige übereinstimmend. Fonseca habe einen Herzinfarkt erlitten und sei noch in ein Krankenhaus in dem Viertel Botafogo gebracht worden, aber dort gestorben.

Der brasilianische Schriftsteller Rubem Fonseca
APA/AFP/Hector Guerrero

Mit seiner direkten und trockenen Erzählweise, mit der er die Gewalt in den Städten und die Ausschweifungen der Außenseiter beschrieb, gilt Fonseca als Erneuerer der brasilianischen Literatur im 20. Jahrhundert. Als er 1960 seine erste Erzählsammlung „Os Prisioneiros“ herausbrachte, wurde sein Stil als schroff, kantig und roh – „brutalistisch“ – beschrieben.

Literarische Krimis

Fonseca, der Jus studiert und als Polizeikommissar gearbeitet hatte, schrieb vor allem Kriminalgeschichten, die er von der reinen Unterhaltung auf ein hohes literarisches Niveau hob, aber auch Romane wie „Agosto“ („Mord im August“, 1993) über die Verschwörungen nach dem Selbstmord von Getulio Vargas und „Vastas emocoes e pensamentos imperfeitos“ („Grenzenlose Gefühle, unvollendete Gedanken“, 1988), mit denen er im deutschsprachigen Raum bekannt wurde.

Mit Cape und Sonnenbrille unterwegs

Bekannt für seine Zurückgezogenheit, lehnte er Interviewanfragen regelmäßig ab. Dennoch war er eine der großen Persönlichkeiten Rios.

Mit Cape und Sonnenbrille verkleidet war Fonseca, der in der Stadt Juiz de Fora im Bundesstaat Minais Gerais geboren wurde und im Alter von sieben Jahren nach Rio kam, bei Spaziergängen im Viertel Leblon zu sehen. Legendär ist die Anekdote, wie ein TV-Reporter ihn beim Fall der Berliner Mauer als Passanten befragte und nicht erkannte, dass es sich um den berühmten Schriftsteller, der sich mit seinem Namen „Jose Rubem“ vorstellte, handelte.