Eine FFP2-Schutzmaske liegt auf einem Tisch
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Coronavirus

Weiter Nachholbedarf bei Schutzmasken

Medizinisches Personal und Beschäftigte in Pflegeheimen müssen sich besonders gut vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Bei den dafür benötigten hochwertigen Schutzmasken besteht in Österreich weiterhin Nachholbedarf. Medizinerinnen und Mediziner klagen, nur geringe Stückzahlen zu erhalten. Bei in China gekauften Schutzmasken wiederum gab es Probleme mit der Qualität.

Eine niederösterreichische Zahnärztin berichtete am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal, von der Zahnärztekammer gerade einmal zwei Stück der für den medizinischen Gebrauch verwendbaren FFP3-Masken erhalten zu haben. Sie wurden vom Land Niederösterreich während der Vogelgrippezeit angeschafft und müssen von der Zahnärztin wieder retourniert werden. Daneben konnte sie sich lediglich vier weitere Masken organisieren. Mittlerweile habe sie zur Selbsthilfe gegriffen und sich aus Duschhauben und einem Schild ihren eigenen Schutz gebastelt, sagte die Medizinerin.

Eine Internistin aus Niederösterreich berichtete, nach langem Warten fünf Masken über die Ärztekammer und das Rote Kreuz erhalten zu haben. Ihr Ehemann, der eine Wahlarztpraxis in Wien betreibt, habe fünf der chinesischen Masken erhalten. Die Qualität der Ware hat sie nicht überzeugt: „Diese Maske sitzt sehr locker, also das ist wie eine ein bisschen festere Küchenrolle. So fühlen sie sich auch an“, berichtete die Ärztin gegenüber Ö1. Die Passform der Masken – laut Aufdruck entsprechen sie dem Standard FFP2 und sollten 95 Prozent aller Viren abhalten – sei nicht für jedes Gesicht geeignet – Audio dazu in oe1.ORF.at.

Chinesische Ware größtenteils unbrauchbar

Bereits Anfang April wurden Probleme mit Schutzmasken aus China bekannt. Eine Großlieferung an für Südtirol bestimmten FFP2-und FFP3-Schutzmasken, die mit Hilfe des Sportartikelherstellers Oberalp aus China beschafft und mit einer AUA-Maschine zunächst nach Wien-Schwechat befördert wurden, war nicht zu gebrauchen.

Der Großteil einer zweiten, von der österreichischen Bundesregierung bestellten Tranche erwies sich ebenfalls als minderwertig. Von 1,7 Millionen bestellten Masken hätten nur 300.000, also nicht einmal ein Fünftel, die erwünschte FFP2-Schutzqualität, so Jürgen Kunert, Beschaffungschef beim Roten Kreuz, gegenüber Ö1: „Einerseits hat die Passform nicht gepasst, die Masken waren nicht eng anliegend am Gesicht. Und bei einem Teil der Chargen hat das Filtermaterial nicht gepasst.“ Diese 1,4 Millionen nicht zum Schutz von Ärztinnen und Ärzten geeigneten Masken werden nun als Mund-Nasen-Schutz in Altersheimen und in Wartezimmern von Arztpraxen verteilt.

Warten auf Mio. weitere Masken

Auf dem Weltmarkt sind Schutzmasken und Schutzausrüstung allgemein derzeit stark umkämpft. Die heimische Maskenproduktion läuft gerade erst an. In Vorarlberg hat sich ein Konsortium von Textilunternehmen gebildet, dem nun das Rote Kreuz einen Auftrag über 400.000 zertifizierte Schutzmasken erteilt hat – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Bis dieses Material zur Verfügung steht, kommt man um die Beschaffung im Ausland nicht umhin. Bund und Rotes Kreuz haben weitere 30 Millionen FFP2-Masken in China bestellt. Davon verteilt werden konnte laut Ö1 erst eine Million. Sämtliche aus China kommenden Maskenlieferungen sollen einer Qualitätskontrolle unterzogen werden, sagte dazu Ulrich Herzog, Einsatzleiter des Krisenstabs im Gesundheitsministerium, im Gespräch mit Ö1. Man arbeite dabei mit dem Institut für Wehrtechnik zusammen.

Fehlerhafte Chargen weiterhin nicht auszuschließen

Dass „die eine oder andere Lieferung nicht entspricht“, könne aber auch in Zukunft passieren, so Herzog. Warum aber wurde die Ware bereits gekauft, noch ehe die Qualität feststand? „Es war erforderlich, hier rasch zu handeln“, sagte Herzog. Der Weltmarkt sei zusammengebrochen. Daher habe es neue Beschaffungswege gebraucht. So sei auch die Kooperation der Republik mit dem Roten Kreuz in Abstimmung mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und den Ländern zustandegekommen. „Es war mit dem Unternehmer vereinbart, dass, wenn die Ware nicht passt, sie nicht genommen wird. Daher ist kein Schaden entstanden“, so Herzog weiter.

Schutzmaskenlieferung aus Türkei fiel aus

Das Land Oberösterreich kaufte unterdessen auf eigene Faust fast zwei Millionen OP- und FFP2-Masken in China ein. Die Ware kam am Ostersonntag und Ostermontag mit zwei AUA-Maschinen auf dem Flughafen Linz-Hörsching an – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Über einen Monat lang steckte dagegen in der Türkei eine Sendung mit 20.000 Schutzmasken der Klassen FFP2 und FFP3 für Salzburger Spitäler fest. Nun wurde bekannt, dass die Ware nicht mehr geliefert wird. Das Geld wurde bereits zurückgezahlt – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Mehr Glück hatte Tirol, wo am Mittwoch 35.000 FFP3-Masken in Empfang genommen werden konnten. Der Lieferung war laut den Auftraggebern „eine Odyssee“ vorausgegangen – mehr dazu in tirol.ORF.at.