Studie: Hongkong bewältigt Pandemie ohne „Lock-down“

Hongkong ist auch ohne einen kompletten „Lock-down“ bisher glimpflich durch die Coronavirus-Pandemie gekommen. Eine heute veröffentlichte Studie legt nahe, dass Tests und Kontaktverfolgungen sowie Änderungen des Bevölkerungsverhaltens – Maßnahmen, die weitaus weniger störende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben als eine vollständige Ausgangssperre – Covid-19 sinnvoll steuern können.

„Durch die rasche Umsetzung von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit hat Hongkong gezeigt, dass die Übertragung von Covid-19 wirksam eingedämmt werden kann, ohne auf die äußerst störende vollständige Sperre zurückzugreifen, die von China, den USA und westeuropäischen Ländern eingeführt wurde“, urteilt der Wissenschafter Benjamin Cowling von der Universität von Hongkong. Er leitete die im renommierten Fachmagazin „Lancet Public Health“ veröffentlichte Studie.

Kombination von Maßnahmen

Bis Ende März habe Hongkong einen größeren Covid-19-Ausbruch mit einer Kombination aus Reisebeschränkungen, Quarantäne und Isolierung von Infizierten sowie mit einem gewissen Grad von Kontaktbeschränkungen und einer intensiven Kontrolle auf Infektionen abwenden können. Die chinesische Sonderverwaltungszone habe damit weitaus weniger drastische Kontrollmaßnahmen als die meisten anderen Länder ergriffen.

Die Ansteckungsrate liege in den acht Wochen seit Anfang Februar, als die Maßnahmen angeordnet wurden, bei etwa eins. Mit 31. März meldete die 7,5-Millionen-Metropole lediglich vier Todesfälle und 715 Infizierte. Die Wissenschaftler wiesen auch darauf hin, dass Hongkong durch die Erfahrungen aus der SARS-Epidemie 2003 besser ausgerüstet sei als viele andere Länder, um mit dem Ausbruch von Covid-19 fertigzuwerden.

„Vom Erfolg Hongkongs lernen“

Den Forschern zufolge könnten die Maßnahmen wahrscheinlich an vielen anderen Orten weltweit umgesetzt werden. „Andere Regierungen können vom Erfolg Hongkongs lernen“, sagt Cowling. Wenn diese Maßnahmen und das Verhalten der Menschen aufrechterhalten werden könnten und gleichzeitig eine Ermüdung der Bevölkerung vermieden werde, könnten sie die Auswirkungen einer lokalen Covid-19-Epidemie erheblich verringern.