Kulturstillstand: Kritik an Regierungsplänen

Keinen Beifall lösten die gestern von Vizekanzler Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (beide Grüne) präsentierten Pläne im Kulturbereich bei der Opposition und der IG Autorinnen Autoren aus. Für die SPÖ sind „viele Fragen offen geblieben“, die FPÖ sieht Lunacek als „Verbotshedonistin“, und NEOS ortet „Überforderung“ bei den Kulturverantwortlichen.

SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda forderte in einer Aussendung u. a. realistische Perspektiven für Musik- und Theaterproben. „Die von Kogler und Lunacek angekündigte Regelung für Proben ab Mitte Mai kann ja nicht ernst gemeint sein; sie stellt allenfalls sicher, dass ab Herbst nur mehr 1-Personen-Stücke in Oper und Theater aufgeführt werden können“, so Drozda, der auch „wesentliche Antworten zu sozialen Fragen“ unter den Ankündigungen vermisste.

NEOS: Kulturministerium „überfordert“

Für NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn hat sich „erneut bestätigt, dass das Kulturministerium mit der momentanen Situation überfordert ist. Trotz vieler Worte der Regierung sind Künstlerinnen und Künstler nicht unbedingt schlauer geworden, wie es in Zukunft weitergehen soll.“ Schellhorn forderte eine Aufstockung des Fonds für Kulturschaffende, denn diese sowie zuarbeitende Dienstleister „bräuchten dringend Antworten vor Mitte Mai“.

Für den Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, Gerhard Ruiss, ist es nach den gestrigen Ausführungen „so gut wie aussichtslos, dass es in der ersten Jahreshälfte irgendein über exklusive Zutritte hinausgehendes Kunst- und Kulturleben in Österreich geben wird". Auch auf einen besseren Zugang für Kunst- und Kulturschaffende zu den Unterstützungsfonds warten wir vergebens“, bemängelte Ruiss.

Bundesmuseen erst Anfang Juni offen

Skeptisch zeigte sich Freitagabend in der ZIB2 auch der Direktor des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger: „Wenn man ganz realitätsnahe ist, bedeutet das, wir können nicht Theater spielen.“ Die Abstands- und Mundschutzgebote seien in dieser Form in einem Theaterbetrieb nicht einzuhalten: „Solange diese Regeln aufrecht sind, so lange kann kein Theater probieren.“ Zuversichtlicher zeigte sich da der designierte Staatsoperndirektor Bogdan Roscic, gehe es im Juni doch erst einmal um Vorproben.

Dass die Bundesmuseen an ihrer Entscheidung festhalten werden, gemeinsam erst mit Anfang Juli aufzusperren, betonte die Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands, Sabine Haag, im ZIB2-Interview. Dass bisher noch keine definitive Entscheidung zu den Salzburger Festspielen gefallen ist, bewegt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler noch nicht dazu, die Flinte ins Korn zu werfen. Man werde über die Durchführung im Mai entscheiden, es sei aber noch „alles möglich“, betonte sie am Freitag gegenüber dem ORF.

Da seit Freitag auch klar ist, dass die Durchführung aller Großveranstaltungen im Kulturbereich bis Ende August vom Tisch ist, fordert oeticket-Geschäftsführer Christoph Klingler bei der Rückabwicklung eine einheitliche Gutscheinlösung für bereits gekaufte Veranstaltungskarten ein. Diese Gutschriften sollten demnach zwei Jahre lang gültig sein. Dadurch hätten die Veranstalter weiter die nötige Liquidität, „um künftige Veranstaltungen überhaupt erst zu ermöglichen“.