Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro
AP/Andre Borges
Brasilien

CoV-Krise holt Bolsonaro ein

Auch in Brasilien steigt die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten täglich weiter. Angesichts der steigenden Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus geraten Krankenhäuser in dem Land zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen. Und die Tendenz ist steigend. Die Verschlimmerung der CoV-Krise holt damit den populistischen, rechtsaußen stehenden Präsidenten Jair Bolsonaro ein.

Während einige Gouverneure in Brasilien für ihre Bundesstaaten mittlerweile Ausgangsbeschränkungen und Schutzmaßnahmen angeordnet haben, hält Bolsonaro die Maßnahmen für übertrieben und will möglichst schnell zur Normalität zurückkehren. Doch die Zahlen und Kapazitäten der Spitäler sprechen eine andere Sprache. Insgesamt sind laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität von Samstagnachmittag über 34.000 Menschen in dem Land offiziell an Covid-19 erkrankt und fast 2.200 gestorben.

Im Bundesstaat Sao Paulo mit bis Freitag über 600 bestätigten Todesfällen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit seien die Intensivstationen von mindestens fünf Kliniken ausgelastet gewesen, wie das Nachrichtenportal G1 am Samstag berichtete. In Rio de Janeiro habe es in den vier größten Krankenhäusern keine freien Betten in den Intensivstationen mehr gegeben, und in Fortaleza habe sich zuletzt die Zahl der künstlich beatmeten Patienten verdoppelt. In Manaus im Amazonas-Gebiet wurde ein Kühlcontainer vor einem großen Hospital aufgestellt, um die Leichen zu lagern.

Brasiliens Gesundheitsminister Luiz Enrique Mandetta
Reuters/Ueslei Marcelino
Der von Bolsonaro geschasste beliebte brasilianische Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta

Gesundheitsminister entlassen

Nach wochenlangen Auseinandersetzungen über den Umgang mit der Coronavirus-Pandemie entließ Bolsonaro den populären Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta, wie dieser am Donnerstag nach einem Treffen mit Bolsonaro im Präsidentenpalast via Twitter mitteilte.

Aus Protest gegen die Entlassung Mandettas traten in vielen brasilianischen Städten Menschen an die Fenster und schlugen laut auf Töpfe und Pfannen. Der rechtsradikale Staatschef war in der Krise im eigenen Land zunehmend in die Kritik geraten, weil er die Coronavirus-Pandemie mehrfach verharmloste und sich persönlich über die Empfehlungen Mandettas zur Vermeidung sozialer Kontakte hinwegsetzte.

Bolsonaro bereits mehrmals getestet

Mandetta hielt sich dagegen an die internationalen Empfehlungen eines strikten Vorgehens im Kampf gegen die Pandemie und versuchte, diese gegen den Willen des Staatschefs umzusetzen. Bolsonaro hatte wiederholt eine „Hysterie“ im Kampf gegen das Virus angeprangert. Auch bezeichnete er die von dem neuartigen Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 als „kleine Grippe“.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro
APA/AFP/Evaristo Sa
Bolsonaro bei einer Pressekonferenz

Der für seine homosexuellenfeindlichen und sexistischen Sprüche bekannte Bolsonaro ließ sich zu seiner eigenen Sicherheit allerdings bereits mehrmals testen. Immer wieder verstieß er gegen die CoV-Maßnahmen, ließ sich in der Öffentlichkeit blicken und sorgte teils auch für Menschenansammlungen.

Videos gelöscht

Twitter löschte Ende März Videos, die Bolsonaro veröffentlicht hatte. Auch darin war zu sehen, wie er in Brasilia Menschenansammlungen auslöste und damit den Empfehlungen seines eigenen Gesundheitsministers widersprach. Inhalte, die Gesundheitsinformationen offizieller Stellen widersprechen und Menschen einem größeren Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus aussetzen, seien nicht erlaubt, hieß es zur Begründung.

Mandetta beliebter als Bolsonaro

Bolsonaro und Mandetta machten ihre Positionen öffentlich in Pressekonferenzen und Fernsehinterviews deutlich, woraufhin sich ihr Verhältnis in den vergangenen Wochen verschlechterte. „Die Brasilianer wissen nicht, ob sie auf den Präsidenten oder den Minister hören sollen“, sagte Mandetta in der beliebten TV-Sendung „Fantastico“ noch wenige Tage vor seinem Abgang. Bolsonaro hatte Mandetta „fehlende Bescheidenheit“ vorgeworfen.

Bolsonaros Beliebtheit in Umfragen sank, während die von Mandetta stieg. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha aus der vergangenen Woche zufolge befanden nur noch 33 Prozent der Befragten Bolsonaros Umgang mit der Coronavirus-Krise für gut, entsprechend hoch stieg dieser Wert für Mandetta.