Schultisch
ORF.at/Zita Klimek
Schulstart auf Raten

Erleichterung und Sorge über Pläne

Grundsätzlich positiv haben am Freitag Vertreter der SPÖ und von NEOS die von ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßman präsentierten Pläne zur schrittweisen Rückkehr zum Unterricht an Schulen aufgenommen – auch wenn diese reichlich spät kämen. Ganz anders die FPÖ, die von „hanebüchenem Murks Marke Faßmann“ sprach. Für die Grünen ist der Plan des Koalitionspartners hingegen „gut durchdacht“. Anders sieht das die Lehrergewerkschaft.

Die SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner begrüßte den Etappenplan. Dieser komme zwar „spät“ und war „mehr als überfällig“, sei „aber grundsätzlich ein wichtiger Schritt“, hieß es in einer Aussendung. Die einheitlichen Schutzmaßnahmen im Schulbereich müssten „so rasch wie möglich umgesetzt werden“. Um „die Gefahr einer zweiten Welle“ zu minimieren, „sind eine breite Teststrategie und einheitliche Regeln für ganz Österreich entscheidend“.

Der Bund sei gefordert, die Länder bei der Maskenbeschaffung zu unterstützen, so Rendi-Wagner. Ihr Parteikollege, der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, freute sich ebenfalls über die „dringend notwendige Klarheit und Perspektive“. Er sah allerdings eine „riesige Herausforderung“ auf die Schulen zukommen – mehr dazu in wien.ORF.at.

„Vorsichtig positiv“ fiel auch die erste Einschätzung von NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre aus: „Der Stufenplan, den wir NEOS schon lange fordern, bringt Erleichterung und Perspektive für Kinder, Eltern und Lehrkräfte.“ Neben den Schulen brauchten aber die Lehre und die Erwachsenenbildung sowie nicht zuletzt die Kindergärten „konkrete Pläne und Sicherheit“. Die Regierung dürfe bei der Elementarpädagogik „nicht wegschauen“, so Künsberg Sarre.

Fundamentalkritik der FPÖ

Für FPÖ-Unterrichtssprecher Hermann Brückl kamen Faßmanns Ansagen „zu spät, zu planlos und vor allem ohne Weitblick“ daher. So sei der Minister etwa bei der Frage, wie die Kinder und Jugendlichen an den „Hausübungstagen“ betreut werden, „sehr vage“ geblieben. Faßmann habe hier „zum großen Teil die Betreuungspflicht wieder auf die Eltern abgeschoben“. Es handle sich bei den Ankündigungen um „lediglich praxisferne, chaosartige Regelungen“. „Das ganze Gebilde ist nicht zu Ende gedacht und ist ein hanebüchener Murks Marke Faßmann – nicht mehr, nicht weniger“, so Brückl.

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp echauffierte sich überdies über eine angebliche „Maskenpflicht für Kinder am Schulweg“, die sich in der Pressemappe des Ministeriums befindet.

Ganz anders fiel wenig überraschend die Einschätzung der grünen Bildungssprecherin Sibylle Hamann aus. Der „in enger Absprache mit dem Koalitionspartner“ ausgearbeitete Plan sei „gut durchdacht, klar, übersichtlich, verantwortungsvoll und behutsam“, so die Abgeordnete. Auch ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner sprach von einer „guten Lösung“.

Lehrergewerkschaft sieht „hohes Risiko“

Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike nannte die Pläne in einer Aussendung der ÖVP-nahen Schülerunion „wichtig und vernünftig“. Es gelte nun, „der Schülerschaft einen sanften Start in den Schulalltag zu gewährleisten“. Weniger optimistisch schaut hingegen die Lehrergewerkschaft auf die kommenden Wochen. Die Regierung habe sich dem öffentlichen Druck gebeugt und gehe nun „ein relativ hohes Risiko ein“, kritisierte der oberste Pflichtschullehrervertreter Paul Kimberger (FCG). „Für mich sind die Gruppen zu groß und das Tempo zu hoch“, sagte er der APA. Er hoffe, dass sich das nicht in steigenden Infektionszahlen niederschlagen werde.

„Ich bezweifle, dass eine Ausdünnung wirklich in dem Maß gelingt, wie das erhofft wird“, zeigte sich Kimberger skeptisch. Er erwarte jedenfalls, dass nun bis zum Schulstart die Schulen ordentlich mit Desinfektionsmitteln, Mund-Nasen-Schutz und anderer Schutzausrüstung ausgestattet werden. Die Betreuung finde derzeit nämlich noch immer an den meisten Standorten ohne entsprechende Schutzmaßnahmen statt. „Gesundheit kann nicht an der Logistik scheitern“, so Kimberger. Fraglich ist für ihn auch, wie die Betreuung der Schülerinnen und Schüler organisiert werden soll, die auch an den unterrichtsfreien Tagen in die Schule kommen.

„Mit großer Bestürzung“ aufgrund des Entfalls der Turnstunden reagierten die Präsidenten der Sportdachverbände ASKÖ und ASVÖ in einer Aussendung: Gerade im Frühjahr könne man ins Freie gehen und den geforderten Mindestabstand einhalten.

IV für einheitliches Vorgehen bei Kindergärten

Mit dem angekündigten Schichtbetrieb „haben wir die Chance, die Bildungsschere nicht weiter aufgehen zu lassen“, sagte Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Die abgeschwächten Regeln zur Leistungsbeurteilung würden den „Druck für alle Beteiligten eher herausnehmen“. Beim Blick auf die verteilten Kompetenzen im Bereich der Elementarpädagogik erlebt man laut dem IV-Chef leider „gerade die nachteiligen Seiten des Föderalismus“.

Unterdessen monierte die Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), dass Faßmann bei der Pressekonferenz nicht auf die Hochschulpolitik und die ÖH-Forderung nach einer Rückerstattung der Studiengebühren eingegangen war. „Das Schweigen und Aufschieben der wichtigsten Entscheidung zur Entlastung von Studierenden in dieser Krise ist reine Verhöhnung“, so die ÖH-Vorsitzende Adrijana Novakovic.