Netanjahu bedankt sich bei Kurz für Videokonferenz

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat sich bei Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gestern für die Initiative für die Videokonferenz mit internationalen Amtskollegen bedankt. Die sieben Regierungschefs hätten sich in ihrem Gespräch besorgt über eine mögliche zweite Infektionswelle gezeigt, twitterte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten.

Sorge über zweite Welle

Auch könnte das frühlingshafte Wetter in Europa dazu führen, dass die Bevölkerung bei der Befolgung der CoV-Regeln nachlässig werde. Laut Netanjahus Büro haben sich die Regierungschefs auch für die „digitalen Werkzeuge“ Israels im Kampf gegen die CoV-Krise interessiert, insbesondere mit Blick auf eine zweite Infektionswelle, hieß es in Anspielung auf die mit Mobilfunkdaten und Geheimdienstmethoden betriebene Überwachung von Coronavirus-Infizierten und ihrer Kontaktpersonen.

Interesse an „smarter Quarantäne“

Der tschechische Premier Andrej Babis erläuterte das Konzept der „intelligenten“ oder „smarten Quarantäne“, und das sei von seinen Amtskollegen gut bewertet worden, wie er dem Tschechischen Rundfunk gestern sagte. Aus dem Bundeskanzleramt hieß es dazu gegenüber der APA, dass der Vorschlag „mit Interesse aufgenommen“ worden sei. Auch Österreich habe ein Interesse daran, Infektionsherde schnell zu finden, zu isolieren und Tests auszuweiten.

Mit Hilfe der smarten Quarantäne sollen in Tschechien Personen, die mit infizierten Menschen im Kontakt waren, möglichst schnell getestet werden. Bestandteil des Systems sind „Gedächtnislandkarten“, die die Hygieniker mit Hilfe von Daten aus Handys und Bankkarten der letzten fünf Tage zusammenstellen. Voraussetzung ist die Zustimmung der Besitzer. Außerdem soll die „smarte Quarantäne“ eine bessere Koordinierung und Auslastung von Teststellen und Labors sichern.

Netanjahu dämpfte die Hoffnungen auf eine rasche Lösung der CoV-Krise. „Wenn es keine Impfung gibt, wird das länger dauern, als wir denken“, so Netanjahu. Es gebe keine wirkliche Lösung, um eine Infektion der Bevölkerung zu vermeiden, „solange es keine Herdenimmunität gibt“.

Kurz dankt Netanjahu

Kurz dankte Netanjahu dabei erneut für die Warnungen. „Ich erinnere mich, dass wir im März einige Telefonate hatten und er sagte, ihr nehmt das nicht ernst genug in Europa, vor allem in Österreich, und wir sollten mehr tun. Das war eine Art Weckruf für mich“, so Kurz. Eine entsprechende Sequenz aus der Videokonferenz wurde vom Amt des israelischen Ministerpräsidenten aufgenommen auf Twitter veröffentlicht.

Kurz hatte die Unterredung mit den Regierungschefs Netanjahu, Scott Morrison (Australien), Jacinda Ardern (Neuseeland), Mette Fredriksen (Dänemark) und Kyriakos Mitsotakis (Griechenland) initiiert, um Erfahrungen im Kampf gegen die CoV-Krise auszutauschen. Es handle sich um „kleine“ und „smarte“ Länder, „die ähnlich wie wir früh und intensiv reagiert haben und somit besser durch die Krise gekommen sind als andere“, sagte Kurz der APA nach der Konferenz.