Eine Quartierbesitzer deckt einen Tisch mit Blick auf den Grundlsee
APA/Barbara Gindl
„Können nicht im Nebel agieren“

Hotellerie fordert mehr Klarheit

Die Maßnahmen gegen das Coronavirus haben der Tourismus- und Gastrobranche einen deutlichen Dämpfer versetzt. Mitte Mai sollen Restaurants und Hotels nach dem derzeitigen Plan wieder öffnen dürfen. Die österreichische Hotellerie vermisst aber klare Informationen und fürchtet, weiter vertröstet zu werden.

„Wir haben sehr große Sorge, dass es überhaupt kein Statement oder Information zur Hotellerie geben wird. Wir brauchen aber endlich einen konkreten Zeitpunkt“, fordert Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Sonntag.

Aus gewissen Signalen könne geschlossen werden, dass die Regierung die Hotelbranche vorerst weiter warten lasse. Kraus-Winkler: „Wir hören nicht ein Sterbenswort zum Thema Hotellerie.“ Dabei sei auch hier eine gewisse Vorlaufzeit und Eingewöhnungsphasen vor der Wiedereröffnung notwendig.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP)
APA/Helmut Fohringer
Tourismusministerin Köstinger kündigt Maßnahmen für das Hochfahren von Hotellerie und Gastronomie an

Flexibilität bei Stornos

Am Dienstag will die Regierung Konzepte für das Hochfahren für Hotellerie und Gastronomie darlegen. Das kündigte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) vergangene Woche an. Es sei gemeinsam mit der Gastronomie ein Papier mit Verhaltensempfehlungen in beiden Branchen verfasst worden, so Kraus-Winkler: „Wir haben es sogar sozialpartnertechnisch abgestimmt und an die Regierung weitergeleitet. Wir haben wirklich gehofft, dass das gesamte Papier besprochen wird, was aber nicht der Fall war.“

Durch die Unklarheit sei eine Planung sehr schwierig. „Wir können nicht im Nebel weiter agieren. Wenn wir nicht bald wissen, wie es weitergeht, dann haben wir Kurzarbeit über Monate, ohne dass ein Tag kurz gearbeitet wurde“, sagte Kraus-Winkler. Es gehe nun nicht darum, den bestmöglichen Umsatz zu machen, sondern wie man sich vorwärtsbewegen kann, um Wirtschaftlichkeit und Gesundheit in Balance zu halten, so die Tourismusvertreterin. Sie versprach auch Entgegenkommen bei den Stornos und mehr Flexibilität.

Schwierige Frage der Grenzöffnung

Flexibilität ist auch aufgrund der offenen Frage der Grenzöffnung gefordert. „Die Hotels sind teilweise ausgebucht, aber mit Gästen, die vielleicht gar nicht kommen“, skizzierte Martin Stanits von der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) erst am Freitag. Es gebe zwar Sommerbuchungen – etwa von deutschen Urlaubern und Urlauberinnen – aber keinerlei Szenarien für die Öffnung der Grenzen oder das Wiederöffnen der Betriebe.

Die Hoteliers brauchten jetzt dringend eine gewisse Planungs- und Rechtssicherheit, einen genauen Stufenplan, betonte auch Stanits. Denn ohne konkrete Vorgaben wie etwa zur Belegung der Zimmer seien Buchungen schwierig. Es gebe Nachfrage von deutschen Urlaubern, so Stanits, doch zahlreiche Hoteliers wüssten noch gar nicht, welche Zimmer verfügbar seien.

Notwendige Auslastung variiert

Auf Basis der politischen Vorgaben soll jeder einzelne Betrieb selbst entscheiden, wann geöffnet wird, erklärte WKÖ-Hotelleriebfrau Kraus-Winkler. Das sei je nach Lage und erwartetem Umsatzeinbruch unterschiedlich: „Einige Betriebe haben gesagt, sie würden bei 40 Prozent aufsperren und schon problemlos wirtschaften können. Andere sagen, bevor es nicht 50 Prozent sind, brauchen wir nicht aufsperren.“

In Wien etwa gebe es Jahresbetriebe, die allein zur Deckung der operativen Kosten eine 55-prozentige Auslastung brauchen – um die Pacht abzudecken brauche es 70 bis 75 Prozent. Betroffen ist Wien etwa auch durch die Absage von großen Kongressen und Veranstaltungen. In Wien ist der Tourismus bereits im März um über 70 Prozent eingebrochen – mehr dazu in wien.ORF.at.

Warnung vor Schleuderpreisen

Von Sonderaktionen und Gutscheinen für Gäste bei einer Buchung hält Kraus-Winkler wenig: „Wenn wir unsere Mitarbeiter weiterhin gut bezahlen wollen, wenn wir unser Produkt sicher und gut halten wollen, dann können wir nicht verschleudern.“ Früher habe man immer gesagt, wenn der Preis um so und so viele Prozent fällt, muss die Auslastung um so und so viele Prozent steigen. „Das geht jetzt nicht. Wie soll die Auslastung um so viel mehr steigen?“ Wenn sich die Preise nun auch nicht rechnen würden, dann käme die Branche in eine „Doppel-Todesspirale“.