Schanigarten in Wien
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Gastronomie

Die Regeln für den Lokalbesuch

Ab 15. Mai dürfen Lokale und Gasthäuser wieder aufsperren, allerdings wird es neue Spielregeln geben. Wie Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Dienstag in einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt darlegte, können die Betriebe zwischen 6.00 und 23.00 Uhr wieder Gäste bewirten. Aus der Gastronomie und Hotellerie kamen erleichterte Kommentare.

Dabei dürfen maximal vier Erwachsene samt ihren minderjährigen Kindern an einem Tisch Platz nehmen, wobei ein Mindestabstand von einem Meter zu den Nachbartischen eingehalten werden muss. Im Unterschied zum Servicepersonal, das einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu tragen hat, besteht für die Gäste am Tisch keine Maskenpflicht. Masken sind aber beim Betreten und Verlassen des Lokals sowie bei Toilettenbesuchen vorgesehen. Das Personal wiederum muss in Küchen und Lagern keine Masken tragen, wenn der Mindestabstand eingehalten wird.

„Es gibt keine freie Sitzplatzwahl“, betonte Köstinger. Tische seien „in der Regel“ vorab zu reservieren, wobei die Ministerin auf Nachfrage von einer „Empfehlung“ und keiner „Reservierungspflicht“ sprach. Ein vorheriger Anruf erleichtere den Gastronomen die Planung. Der Bewegungsradius in den Lokalen bleibt eingeschränkt. Ein Schankbetrieb an der Theke ist nicht erlaubt. Größere Familienfeiern werden „so nicht möglich sein“, auch Gruppenreservierungen für mehrere Tische dürfen nicht angenommen werden, sagte Köstinger.

Menschen sitzen im Schanigarten eines Kaffeehauses
ORF.at/Carina Kainz
Auch Schanigärten sollen wieder öffnen

Nachtgastronomie bleibt zu

„Es gibt eine große Sehnsucht, dass wir zurückkommen zu einem normalen Leben“, meinte Köstinger. In Zeiten der Coronavirus-Krise stehe aber das Thema Gesundheit „über allem“. Die zumindest bis Ende Juni geltenden Einschränkungen in der Gastronomie seien „ohne Alternative. Wir kämpfen gegen eine weltweite Pandemie.“

Was Nachtlokale, Bars und Diskotheken betrifft, also „Lokale mit lauter Musik“, lasse sich „keine gesicherte, valide Zukunftsprognose“ für die nächsten Monate abgeben, sagte Köstinger. Sie bleiben vorerst geschlossen. „Ein neuralgischer Punkt war die klassische Barsituation mit lauter Musik und überfüllten Lokalen. An der Bar stehend zu konsumieren wird es nicht geben“, sagte Anschober. Die Nachtgastronomie hatte schon vergangene Woche, als die Sperrstunde von 23.00 Uhr bekanntwurde, vor einer Pleitewelle gewarnt und um Unterstützung gebeten.

Kogler: Ausnahmeregelung als Kompromiss

Bei den Richtlinien für die Gastronomie handle es sich um eine „klassische Ausnahmeregelung“, sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) Dienstagabend im „Report“-Interview. Kogler begründete das damit, dass die Gastronomie „eigene Bedürfnisse“ habe. Die Alternative wäre gewesen, „dass nur eine Person rein darf“.

Vizekanzler Kogler über Lockerungen

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) spricht unter anderem über die Lockerungen, die ab 1. Mai gelten, und das schrittweise Hochfahren der Wirtschaft.

Der Vizekanzler verwies darauf, dass in einem Lokal an einem Tisch üblicherweise Menschen zusammenkämen, die „sich kennen, und dass das auch rückverfolgbar ist“. Auf die Frage, ob die Regeln für die Gastronomie eher gesundheitliche oder doch wirtschaftliche Ziele verfolgten, sagte Kogler, es handle sich um einen „klassischen Kompromiss“.

WKÖ: Erster wichtiger Schritt

Von einem „wichtigen Schritt für die Branche, aber auch für alle Österreicherinnen und Österreicher in Richtung Normalität“ sprach Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Das Wiederhochfahren der Betriebe bezeichnete Pulker als „ersten, sehr wichtigen Schritt, der nach intensiven und letztlich erfolgreichen Gesprächen zwischen Interessenvertretung und Regierung nun fixiert werden konnte“.

Hotels öffnen mit 29. Mai

Die Hotels und Beherbergungsbetriebe werden mit 29. Mai für private Nächtigungen geöffnet werden. Man wolle „mehr Mobilität“ schaffen und dafür sorgen, „dass Urlaub in Österreich möglich gemacht wird“, sagte Köstinger. Buffets, etwa beim Frühstück, werden in der bisherigen Form aber nicht möglich sein.

In den Hotels werde es auch „engere Reinigungsintervalle“ geben, der Mindestabstand und die hygienischen Vorsichtsmaßnahmen seien selbstverständlich zu beachten. Was die Wellnessbereiche in den Hotels betrifft, zeigte sich Köstinger zuversichtlich, dass die Betreiber „gute, intelligente Konzepte“ auf die Beine stellen werden, um die Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus hintanzuhalten.

Die nunmehrigen Lockerungsschritte sollen im Abstand von zwei Wochen evaluiert werden. Der Fahrplan gebe den Unternehmen jedenfalls Planungssicherheit, bemerkte Köstinger: „Die Betriebe können sich jetzt auf die Öffnung vorbereiten.“ Für die Betriebe und die Gäste kündigte Köstinger für Mittwoch eine neue Informationswebsite an, wo alle Details erklärt werden sollen.

Hoteliers erfreut

Der angekündigte Wiederöffnungstermin „bringt den Betrieben nun endlich Klarheit, Planungssicherheit und die nötige Vorlaufzeit vor dem Hochfahren“, kommentierte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der WKÖ, die Maßnahmen. Die Beherbergungsbranche sei eine der von der Krise am härtesten getroffenen Branchen, da es bereits seit Februar – mit der zunehmenden Ausbreitung des Virus in China und Europa – für die Hotellerie große Auswirkungen gibt.

Auch die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) ist erfreut, forderte aber unabhängig davon eine wirtschaftliche Absicherung der Betriebe. „Das Wichtigste für die Arbeitgeber im Tourismus war und ist eine klare Perspektive. Die haben wir mit dem konkreten Datum für die Wiedereröffnung der Hotels auch für Urlaubsgäste“, begrüßte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer den Plan der Regierung. „Die ersten Wochen und Monate werden wir jedenfalls als Investition in unsere Gäste und Mitarbeiter betrachten müssen. Aber auch darauf freuen wir uns schon sehr.“

Wirtschaftlich gesehen könne man aber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. „Wir müssen gemeinsam mit der Politik einen Umgang finden mit den riesigen Löchern in den Bilanzen. Es geht um viele Arbeitsplätze“, so Reitterer. Auch Klarheit zum weiteren Fahrplan zur Absicherung der Betriebe durch rasche Liquiditätszufuhr und steuerliche Maßnahmen sei erwünscht.

Gewerkschaft vermisst Maßnahmen für Arbeitnehmer

Kritik kam von der Gewerkschaft vida. „Das Hochfahren der Gastronomie ist natürlich begrüßenswert, allerdings fehlen uns konkrete Maßnahmen, die Masse an arbeitslosen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wieder in Beschäftigung zu bringen“, sagte Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida, der sich vor allem über das Vorgehen der Regierung wundert. Verhaltensempfehlungen seien in Abstimmung mit den Sozialpartnern vor über einer Woche übermittelt und zu einem großen Teil eingearbeitet worden: „Es hat aber keine Reaktion seitens der Regierung gegeben. Für mich ist das unverständlich.“