UNO sieht „katastrophale Auswirkungen“ auf Frauen

Die Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie könnten nach Ansicht der Vereinten Nationen zu sieben Millionen nicht geplanten Schwangerschaften führen. Das liege unter anderem daran, dass aufgrund von in der Krise unterbrochenen Lieferketten rund 47 Millionen Frauen in ärmeren Ländern keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln mehr haben könnten, warnte die UNO gestern.

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) erwartet zudem eine starke Zunahme von Gewalt gegen Frauen und Verheiratung von Mädchen. Die Coronavirus-Pandemie könne „katastrophale Auswirkungen auf Frauen und Mädchen in aller Welt“ haben, sagte UNFPA-Direktorin Natalia Kanem – und rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, diese stärker zu schützen.

EU-Agenturen beklagen zu wenig Einsatz gegen häusliche Gewalt

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sollen den Kampf gegen häusliche Gewalt verstärken und Frauenrechte besser schützen. Darauf pochen die EU-Agentur für Grundrechte (FRA) und das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE). In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie, Gewalt an Frauen als anerkanntes Verbrechen in den EU-Verträgen zu verankern, und eine juridische Definition des Frauenmords.

„Auch ohne die Coronavirus-Pandemie ist eine von fünf Frauen in der EU schon einmal von häuslicher Gewalt betroffen gewesen“, sagte FRA-Direktor Michael O’Flaherty. Die Hemmung, den eigenen Partner anzuzeigen, bedeute gleichzeitig, „dass wir nur einen Teil der Wahrheit kennen“, verwies EIGE-Chefin Carlien Scheele auf die mutmaßlich hohe Dunkelziffer. 64 Prozent aller Frauenmorde würden laut einer aktuellen Studie von einem Partner oder einem Familienmitglied verübt.

Die Krise habe das Risiko, dass Frauen im eigenen Heim attackiert werden, noch einmal erhöht. Die nationalen Regierungen hätten zwar angemessen reagiert, allerdings zeige „das Ausmaß, das notwendig war, um die Opfer zu schützen, wie ineffektiv die Unterstützungsleistungen im normalen Alltag sind“. Daher müssten die EU und ihre Mitgliedsstaaten jetzt dauerhafte Strukturen schaffen, „um Gewalt an Frauen ein für alle Mal zu beenden“, so O’Flaherty.