Wanderin auf dem Untersberg
ORF.at/Christian Öser
Zukunft unklar

Größte Jobhürden im Tourismus

Die Coronavirus-Krise erschüttert den heimischen Arbeitsmarkt und hat die Arbeitslosenzahlen im April auf einen Rekordstand seit dem Zweiten Weltkrieg steigen lassen. Eine Besserung hängt grundsätzlich vom Verlauf der Pandemie ab – am schwierigsten wird es aber wohl im Tourismus.

„Wir erwarten für 2020 den stärksten Wirtschaftseinbruch seit 1945. Es ist nicht verwunderlich, dass der Arbeitsmarkt derart einbricht“, sagte der Arbeitsmarktökonom des Instituts für Höhere Studien (IHS), Helmut Hofer, zur APA.

Die schrittweise Aufhebung der behördlich verfügten Betriebsschließungen und wieder vermehrte Stellenbesetzungen sollten die Arbeitslosenzahlen in den nächsten Monaten aber sinken lassen. „Das Problem sehe ich im Tourismus. Ich glaube nicht, dass sich da etwas großartig tut in den nächsten Monaten“, sagte Hofer.

Die seit Mitte März geschlossenen Hotels und andere Unterkünfte dürfen ab 29. Mai mit Sicherheits- und Hygieneauflagen wieder öffnen. Unklar ist noch, ob Touristen aus dem Ausland – etwa aus Deutschland – im Sommer nach Österreich reisen dürfen. Derzeit sind die Grenzen geschlossen.

„Große Unsicherheit“

Auch für Helmut Mahringer, Arbeitsmarktökonom des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), wird sich die heimische Tourismuswirtschaft nur langsam erholen. Es gebe „eine große Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Tourismus sowie bei Kultur- und Sportveranstaltungen“, sagte Mahringer. „Es wird keine normale Auslastung im Sommer geben.“ Der Inlandstourismus könne „nur einen kleinen Beitrag leisten“.

Acht Prozent des BIP

Die Tourismusbranche ist für Österreich von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Der Tourismus trägt rund acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Zusammen mit der Freizeitwirtschaft ergibt sich ein Anteil von 15 Prozent am BIP. Zuletzt gab es im Jahresschnitt 220.000 unselbstständig Beschäftigte im Beherbergungs- und Gaststättenwesen.

Die Krise mit den verordneten Schließungen hat die Branche hart getroffen. Per Ende April waren im Bereich Beherbergung und Gastronomie rund 119.000 Personen ohne Job, ein Plus von 130 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Erholung hängt von Pandemieverlauf ab

Die weitere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hängt stark davon ab, wie sich die Coronavirus-Pandemie entwickelt. „Die Gesundheitskrise ist nicht vorbei“, erinnerte Hofer. Auch die Abstandsregeln würden zu einer geringeren Auslastung und dadurch weniger Personalbedarf führen. Da viele Betriebe geschlossen oder im Homeoffice-Modus waren, wurden in den vergangenen eineinhalb Monaten nur wenige Jobs vergeben.

Mit der Öffnung – etwa in der Gastronomie, Beherbergung, Bau, Arbeitskräfteüberlassung und dem Verkehrswesen – sollte es mehr offene Stellen und weniger Arbeitslose geben, erwartet Mahringer.

Positive Wirkung von Kurzarbeit

Beide Ökonomen zogen ein positives Zwischenfazit zur Kurzarbeit. „Für manche Unternehmen werden die sechs Monate Kurzarbeit vielleicht sogar nicht reichen“, so Mahringer. Für Hofer funktioniert Kurzarbeit gut, wenn es um kurzfristige Probleme, nicht Strukturprobleme, gehe. Der IHS-Ökonom verwies darauf, dass es sich bei den Kurzarbeitszahlen um Anträge handle. „Es ist nicht per se fix, dass sie so stark ausgeschöpft wird.“