Goldbarren
Reuters/Michael Dalder
Krisenwette

Hedgefonds setzen auf Gold

Auch viele Hedgefonds, die gerade in Krisen oft mit riskanten Investments gegen den Strom schwimmen, hat die weltweite wirtschaftliche Vollbremsung getroffen. Andere vermeldeten dagegen Spekulationsgewinne – von bis zu 2,6 Milliarden Dollar. Einige setzen dabei auf Altbewährtes: Gold.

Es seien einige der weltweit größten Hedgefonds, die ihre Wetten auf Gold erhöhten, so die „Financial Times“ diese Woche. Der Grund: Sie rechnen damit, dass die massive Reaktion der Notenbanken weltweit zu einer starken Entwertung der wichtigsten Währungen führen wird. Die Fondsmanager gehen demnach davon aus, dass die Lockerung der Geldpolitik und die teils direkte Finanzierung von Staatsausgaben Leitwährungen abwerten werden und damit Gold, das dann als „sicherer Hafen“ attraktiver wird, teurer werden wird.

So investieren Branchengrößen wie der Fonds des Milliardärs Paul Singer, Elliott Management, Caxton Associates und Dymon Asia Capital stark in Gold. „Gold ist ein Schutz gegen unkontrolliertes Gelddrucken“, so Danny Yong, einer der Mitbegründer von Dymon Asia. Der Fonds hat aufgrund seiner Wetten auf den Goldpreis heuer um mehr als 30 Prozent zugelegt.

Elliott: Stark unterschätzt

Der New Yorker Fonds Elliott, der 40 Milliarden Dollar (36,9 Mrd. Euro) verwaltet, informierte seine Investoren bereits letzten Monat, dass er derzeit Gold für eines der „am meisten unterschätzten“ Investments halte. Das aktuelle Umfeld sei geradezu perfekt für Gold. Der angemessene Wert sei ein „Vielfaches des aktuellen Preises“. Neben dem Anwerfen der Geldpresse nannte der Fonds auch die niedrigen Zinssätze und durch die Pandemie verursachte Probleme bei der Goldförderung als Gründe.

Gold gilt traditionell als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten und als Absicherung gegen hohe Inflation. Dass in der Coronavirus-Pandemie mit den Börsenkursen auch der Goldpreis nach unten zog, überraschte daher viele. Kurz bevor der New Yorker S&P 500-Index Mitte März auf ein Dreijahrestief fiel, war auch der Goldpreis binnen einer Woche von 1.680 auf 1.450 US-Dollar pro Feinunze gesunken. Mitte April erreichte er mit 1.747 Dollar den höchsten Wert in acht Jahren und verharrt derzeit auf hohem Niveau.

Goldgräberinnen in Kamerun
APA/AFP/Reinnier Kaze
Frauen graben nahe der Stadt Betare Oya in Kamerun nach Gold

Hochschaubahnfahren bei Finanzkrise

Nach der Finanzkrise machten einige Hedgefonds mit Wetten auf Gold Riesengewinne. Paulson & Co, bekannt für seine Wetten gegen Schuldtitel mit schlechter Bonität vor der Finanzkrise, gewann Milliarden, als der Goldpreis bis 2011 auf den historischen Höchstpreis von 1.900 Dollar stieg.

Andere verloren freilich in der Folge mit Goldinvestments. Denn die Prognose, dass die riesigen Finanzierungsprogramme der Notenbanken die Inflation anheizen würden, erfüllte sich nicht. Der Goldpreis stürzte daraufhin auf einen Wert unter 1.100 Dollar ab.

Argumente für und wider

Fonds wetten jetzt wieder erneut darauf, dass die Währungen im Gefolge großer staatlicher Rettungs- und Investitionspakete abgewertet werden. Der Hedgefonds 36 South Capital Advisors rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die Zentralbanken voneinander Gold als Sicherheit verlangen werden, statt Dollar oder Euro.

Skeptiker verwiesen dagegen gegenüber der „FT“ auf die pandemiebedingt geringe Nachfrage nach Gold in wichtigen Märkten, insbesondere in Indien und China. Und Notenbanken wie Russland stoppten ihre Goldkäufe für dieses Jahr. Das könnte den Goldpreis nach unten fallen lassen, sollten die Rezessionssorgen nachlassen.

Fulcrum Asset Management profitierte selbst von Goldinvestments, hat aber die meisten Positionen mittlerweile – gewinnbringend – wieder abgestoßen. Suhail Shaikh warnte gegenüber der „FT“ davor, zu investieren, weil man das Gefühl hat, sonst „etwas zu verpassen“.

Probebohrung nach Gold in Nigeria
APA/AFP/Stefan Heunis
Ein Team nahe der nigerianischen Stadt Ilesha macht Probebohrungen, um die Qualität einer Goldmine zu prüfen

Krise überraschte viele Hedgefonds

Insgesamt wurde auch das Gros der Hedgefonds, die davon leben, Veränderungen vor dem Gros der Anleger zu antizipieren oder gegen den Trend zu investieren, von der Pandemie und ihren dramatischen wirtschaftlichen Folgen kalt erwischt.

Dabei hatten viele Hedgefonds schon zuvor Probleme, da sie angesichts kräftig steigender Aktienkurse und eines stetigen Wirtschaftswachstums wenig Spielraum hatten, stärkere Spekulationsgewinne einzufahren als andere Anleger.

Einige Fonds, die sich auf ausfallgefährdete Veranlagungen konzentrieren, kämpften bereits letztes Jahr damit, dass Investoren ihr Kapital abzogen. Die Fonds konnten diesen Run auf das Geld nur stoppen, indem sie de facto das Abziehen des Geldes unterbanden. Eine Notmaßnahme, die laut „Wall Street Journal“ zuletzt während der Finanzkrise angewandt wurde.