Stewardess der Austrian Airlines im Terminal 3 des Flughafens Wien-Schwechat
ORF.at/Christian Öser
Sparplan

AUA vor radikalem Jobabbau

Bei der AUA muss übernächste Woche ein Plan stehen, wie die Airline überlebt. Praktisch täglich wird verhandelt. So wie zahlreiche andere Airlines ist ein Überleben ohne staatliche Unterstützung wohl unmöglich. Für die Belegschaft stehen harte Zeiten an.

So lang wie möglich soll kurzgearbeitet werden. Bis 2023 sollen dennoch 1.100 der 7.000 Stellen abgebaut werden, die Löhne sollen um 13 Prozent sinken. Bis zum späten Abend tagte am Mittwoch der Aufsichtsrat der österreichischen Lufthansa-Tochter.

Das Management habe sehr ausführlich über die Verhandlungen sowie über die Liquiditätssituation berichtet, hieß es nach der Sitzung zur APA. Der Aufsichtsrat habe den Vorstand bestärkt, seinen Neustartplan mit aller Kraft zu verfolgen.

Vorbereitung auf „Alternativszenarien“

Die von der Coronavirus-Krise stark getroffene Airline will, unterstützt von staatlichen Zuschüssen und Garantien, um ein Viertel geschrumpft aus der Krise kommen. Gleichzeitig wurde der Vorstand jedoch aufgefordert, das Unternehmen auf „Alternativszenarien“ vorzubereiten – was dem Vernehmen nach bedeutet, dass der Weg in eine geordnete Insolvenz führen würde, sollten geplante Kostenschnitte nicht realisiert werden können.

Über die AUA-Rettung wird zurzeit täglich bis in die Nachtstunden verhandelt. Von der Republik werden Kreditgarantien und Kapital erhofft. Vom Flughafen und der Austro Control werden im Schnitt 20-prozentige Gebührennachlässe erhofft. Übernächste Woche, spätestens bis 18. Mai, muss ein Businessplan vorliegen, der auch die Wirtschaftsprüfer überzeugt.

Mehrere Bedingungen und Warten auf Berlin

Möglicherweise wartet die heimische Regierung bezüglich einer Einigung mit der AUA zunächst die Verhandlungen in Deutschland ab. Die ÖVP-Grünen-Regierung betonte wiederholt, dass es ein deutscher Konzern sei, und stellte Bedingungen wie eine Jobgarantie und die Erhaltung des Flughafens Wien-Schwechat als Drehkreuz. Zuletzt hatten die Grünen zudem offensiver eine Ökologisierung als Bedingung ins Spiel gebracht.

Angesichts des angekündigten Stellenabbaus und der Gefahr einer Insolvenz verwies Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch auf die laufenden Verhandlungen mit der Lufthansa. Es „finden gerade Gespräche statt zwischen der Lufthansa und der Republik Österreich“, sagte Kurz. „Unsere Ziele haben sich nicht verändert: die Frage des Standorts und der Standortgarantie und natürlich die Interessen der Republik, wenn es um die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Österreich geht“, sagte Kurz im Anschluss an eine Videokonferenz mit Amtskollegen in Wien.

„Dabei sein, wenn es aufwärts geht“

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz sagte am Mittwoch, dass man Wege finden müsse, bei denen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht nur für Verluste zuständig seien. „Wir müssen Regelungen finden, die dazu beitragen, dass das Unternehmen mit genügend Liquidität ausgestattet ist, dass aber gleichzeitig auch gewährleistet ist, dass die Steuerzahler nicht nur für die Verluste zuständig sind, sondern, wenn es wieder aufwärts geht, auch dabei sein können“, sprach sich der SPD-Politiker am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“ klar für eine Staatsbeteiligung an der Lufthansa im Gegenzug für Finanzhilfe aus.

Daneben müsse sichergestellt werden, dass das Unternehmen nicht leichte Beute für andere werde. Dazu habe man sehr konkrete und sehr klug bedachte Vorschläge. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Dienstag gesagt, das Unternehmen brauche jetzt staatliche Unterstützung. „Aber wir brauchen keine staatliche Geschäftsführung“, so Spohr.

Schweiz gibt Garantie von 1,3 Mrd. Franken

Auch die anderen Töchter der Lufthansa verhandeln derzeit mit den jeweiligen Regierungen über Hilfen. In der Schweiz hat das Parlament bereits ein Rettungspaket für Swiss und Edelweiss geschnürt. Dabei fließt kein Geld, die Schweiz garantiert vielmehr für Kredite und hat sich gleichzeitig gegen Ausfälle abgesichert.

Insgesamt können sich Swiss und Edelweiss Kredite im Umfang von 1,5 Mrd. Franken (1,43 Mrd. Euro) von einem Bankenkonsortium besorgen. 85 Prozent davon – knapp 1,3 Mrd. Franken – garantiert der Bund. Er hat sich das gesamte Aktienkapital der Swiss als Garantie für den Fall gesichert, dass die gewährten Kredite nicht mehr bedient werden können.