Hauptuniversität Wien
ORF.at/Sonja Ryzienski
Zwei Ersatzmöglichkeiten

Medizinaufnahmetests an Unis verschoben

Der für 3. Juli geplante Aufnahmetest für das Medizinstudium wird coronavirusbedingt verschoben. In einem Verordnungsentwurf gibt ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann nun zwei Optionen vor: Der Test soll entweder am 14. August oder im Zeitraum von 28. September bis 7. Oktober stattfinden. Auch alle anderen Präsenzaufnahmeprüfungen mit mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern finden erst ab 1. August statt.

Für den Medizinaufnahmetest an den Medizinunis Wien, Innsbruck und Graz bzw. der Uni Linz haben sich 17.600 Personen angemeldet. Für den 14. August spreche, dass die Unis im Sommer leichter mehrere Standorte anmieten könnten und auch an den Hochschulen selbst dann mehr Platz sei, so Faßmann bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. „Aus einer Großveranstaltung kann so eine Veranstaltung mit mehreren kleineren Standorten werden.“

Alle anderen geplanten Präsenzaufnahmetests mit mehr als 200 gleichzeitig anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern dürfen ab 1. August durchgeführt werden. Das betrifft etwa die Jus-, Informatik- und Wirtschaftsstudien – außer sie weichen auf eine Onlinevariante aus, wie das etwa bereits die Wirtschaftsuniversität (WU) gemacht hat, oder sie teilen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf mehrere Standorte bzw. Zeitpunkte auf.

Run auf Medizinstudium hält an

Der Run auf einen Medizinstudienplatz ist jedenfalls ungebrochen – es gibt sogar noch mehr Interessentinnen und Interessenten: Besonders stark fällt der Zuwachs in Linz aus, wo diesmal 60 zusätzliche Studienplätze angeboten werden. Für die nunmehr 240 Medizinstudienplätze gibt es laut einer gemeinsamen Aussendung der Unis heuer 1.832 Interessentinnen und Interessenten (2019: 1.316).

An der Medizinuni Wien interessieren sich 8.620 Personen für einen der 740 Studienplätze (2019: 8.217) für Medizin bzw. Zahnmedizin, an der Medizinuni Graz gibt es für 360 Plätze 3.139 Anmeldungen (2019: 3.084), in Innsbruck haben sich für die 400 Studienplätze 4.008 Personen angemeldet (2019: 3.826). An allen Studienorten sind Frauen deutlich in der Überzahl. Im Schnitt erschienen in den Vorjahren rund 80 Prozent der Angemeldeten auch zum Test – für die Teilnahme am Aufnahmeverfahren waren 110 Euro zu bezahlen.

Unibetrieb soll „durchstarten“

Ansonsten wird der Hochschulbetrieb langsam in Gang gesetzt – wobei Hochfahren das falsche Wort sei: „Durchstarten ist vielleicht der bessere Begriff“, so Faßmann. Die Hochschulen würden weitgehend geschlossen bleiben, Lehre und Prüfungen so weit wie möglich online stattfinden.

Jene wenigen großen Prüfungen, die nicht auf diese Weise durchgeführt werden können, müssten unter den entsprechenden Hygienemaßnahmen geplant werden – also mit durchorganisierten Zu- und Abgängen, großen Abständen zwischen Tischen, Mundschutz außer am Platz, Waschmöglichkeiten etc. Bei der Verteidigung von Abschlussarbeiten würden die Prüfungskommissionen klein gehalten.

Laborübungen, Lehrgrabungen und künstlerischer Einzelunterricht sollen laut Faßmann in abgespeckter Form durchgeführt werden. Forschung in Labors bzw. am Patienten oder an der Patientin werde schrittweise ermöglicht. Einschränkung: Grabungen und Feldstudien im Ausland müssen weiter unterbleiben.

Keine generelle Rückzahlung von Studiengebühren

Eine von der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) geforderte generelle Rückzahlung von Studiengebühren in diesem bzw. den Verzicht darauf im kommenden Semester wird es nicht geben. „Die Universitäten und Fachhochschulen sagen zu Recht, dass erst am Ende des Tages abgerechnet werden kann“, so Faßmann.

Sabine Seidler (Präsidentin der Universitätenkonferenz uniko), Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Raimund Ribitsch (Präsident der Fachhochschul-Konferenz FHK)
APA/Herbert Pfarrhofer
Sabine Seidler, uniko-Präsidentin, Wissenschaftsminister Faßmann und Raimund Ribitsch, Präsident der Fachhochschulkonferenz

„Solange es Lehre und Prüfungen gibt, kann man nicht von einem verlorenen Semester sprechen.“ Man werde sich aber in Einzelfällen ansehen, ob Studierende wirklich keine Leistungen erhalten hätten, versprach die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler. „Das wird aber ein individuelles System sein müssen.“

Leistungsvereinbarungen werden nicht aufgeschnürt

Die Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten werden grundsätzlich nicht aufgeschnürt. Man werde sich aber etwa ansehen, ob bzw. inwieweit Geld zurückgefordert werde, wenn Unis es nicht schaffen, die vereinbarte Steigerung der prüfungsaktiven Studierenden zu erreichen, so Faßmann.

Die Fachhochschulen (FH) wiederum sollen die vom Bund finanzierten Normkosten pro Studienplatz auch dann bekommen, wenn sie diese Plätze krisenbedingt nicht füllen können. Gleichzeitig verlangte der Präsident der Fachhochschulkonferenz (FHK), Raimund Ribitsch, erneut eine zehnprozentige Erhöhung dieser Fördersätze.

ÖH-Kritik an „Selbstbeweihräucherung“

Wenig abgewinnen konnte die ÖH dem „Eigenlob“ von Ministerium, Unis und Fachhochschulen. „Statt Selbstbeweihräucherung braucht es Lösungen“, hieß es in einer Aussendung. Klar sei: „Die Fernlehre in der aktuellen Form ist ein katastrophaler Fehlschlag.“

Nicht nachvollziehen konnte die Studierendenvertretung die Ablehnung eines generellen Verzichts auf Studiengebühren in diesem Semester: „Eine Absage für die Rückerstattung der Studiengebühren für alle Studierenden mit erbrachten Serviceleistungen der Hochschulen zu argumentieren ist eine Frechheit“, meinte ÖH-Vorsitzende Adrijana Novakovic. Es sei auch unverständlich, warum man einerseits Hygienemaßnahmen bei Aufnahmeverfahren verbindlich regle und andererseits beim normalen Unibetrieb nur Empfehlungen gebe.

FPÖ ortet „inhaltsloses Geschwurbel“

Lediglich ein „inhaltsloses Geschwurbel“ Faßmanns ortete FPÖ-Wissenschaftssprecher Martin Graf. „Wo da die ‚nächsten Schritte im Bereich der Hochschulen‘ waren, wie es in der Ankündigung der Pressekonferenz hieß, lässt sich aber nach den Ausführungen des Ministers nicht einmal erahnen“, so Graf in einer Aussendung.

NEOS-Wissenschaftssprecherin Martina Künsberg Sarre begrüßte dagegen die Klarstellung Faßmanns zu den Medizinaufnahmetests." „Es ist gut, dass sich Studierende und Lehrende nun darauf einstellen können, wie die nächsten Monate in etwa aussehen.“ Nun brauche es aber auch für andere Aufnahmetests Klarheit sowie Infos, welche Lehrveranstaltungen wieder als Präsenzlehre geführt werden.

Industriellenvereinigung zufrieden

Zufrieden zeigte sich die Industriellenvereinigung (IV): Die nunmehrigen Empfehlungen und Maßnahmen würden etwaige Verzögerungen und Qualitätseinbußen hintanhalten. Positiv seien etwa der zeitliche Rahmen für eine Verschiebung der Fristen für die Aufnahmeverfahren sowie die Klarstellungen zu den Budgets von Universitäten und Fachhochschulen.