China zensiert Gastbeitrag von europäischen Botschaftern

Das chinesische Außenministerium hat einen Gastbeitrag von Botschaftern der EU-Staaten für eine chinesische Tageszeitung zensiert. Wie der Auswärtige Dienst der EU heute nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bestätigte, bestand das Ministerium darauf, dass in dem Text nicht erwähnt wird, dass sich das Coronavirus von China ausgehend in der Welt verbreitet hat. Ein entsprechender Halbsatz musste deswegen aus dem Text gestrichen werden.

Man bedauere, dass der Gastkommentar nicht vollständig veröffentlicht worden sei, kommentierte der Auswärtige Dienst der EU. Er räumte allerdings gleichzeitig ein, nicht die Möglichkeit genutzt zu haben, den Text zurückziehen. Der Grund sei gewesen, dass man mit dem Beitrag für die „China Daily“ sehr wichtige Botschaften zu den Prioritäten der EU übermitteln wollte – zum Beispiel zum Thema Klimawandel und Menschenrechte.

Scharfe Kritik an Zensur

Aus Deutschland kam scharfe Kritik an der Veröffentlichung des gekürzten Textes. Er sei entsetzt darüber, dass der Text aller EU-Botschafter großzügig die chinesischen Narrative übernehme und der Zensur des Textes durch die EU-Vertretung zugestimmt worden sei, kommentierte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU). Mit einer Stimme zu sprechen sei schön und gut, aber sie müsse auch unsere Werte und Interessen widerspiegeln.

Diplomaten wiesen wiederum darauf hin, dass die Originalfassung des Gastbeitrags unter anderem auf der Website der deutschen Botschaft in Peking veröffentlicht worden sei. Die EU setze sich weiter für eine freie Presse ein, hieß es vom Auswärtigen Dienst der EU.