Gedenkstätte Mauthausen
APA/BUNDESHEER/Peter Lechner
Mauthausen-Befreiung 1945

„Ort gegen das Vergessen“

„75 Jahre ist es her, dass das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte beendet werden konnte. Seit 75 Jahren ist Mauthausen ein Ort gegen das Vergessen“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich der Befreiungsfeier für das ehemalige KZ am Sonntag. „Niemals wieder!“ bedeute heute, keine Toleranz gegenüber Rassismus und Antisemitismus zu zeigen.

„Mauthausen ist nicht vom Himmel gefallen. Der Holocaust war der grausame Endpunkt“, so der Bundespräsident. Am Anfang seien „das Schweigen, das Wegschauen, als Antisemitismus und Rassismus ihre hässliche Fratze zeigten und schleichend von der Gesellschaft Besitz ergriffen“, gestanden.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) betonte: „Wir sind es den Opfern des Holocaust schuldig, die Erinnerung an sie zu bewahren. Wir haben sechs Millionen Gründe zu gedenken.“ Die Zweite Präsidentin Doris Bures (SPÖ) zitierte den Schriftsteller Primo Levi: „Schweigen ist ein Fehler, fast ein Verbrechen.“ Diese Worte würden damals wie heute gelten.

Kurz: Pflicht, sich zu erinnern

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sieht es auch nach 75 Jahren als „unsere Pflicht, sich an die unvorstellbaren Gräueltaten und Verbrechen, die im Nationalsozialismus begangen wurden, zu erinnern. Wir erinnern uns daran, dass Österreicherinnen und Österreicher nicht nur Opfer, sondern auch Täterinnen und Täter waren.“

Internationale Befreiungsfeier „Menschlichkeit ohne Grenzen“

Seit 1946 findet jährlich die Gedenk- und Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und an den Orten der ehemaligen Außenlager statt. Aufgrund der CoV-Pandemie und den damit einhergehenden Maßnahmen der Bundesregierung ist die Durchführung der internationalen Befreiungsfeier in der gewohnten Form nicht möglich. Deswegen findet 75 Jahre danach eine virtuelle internationale Befreiungsfeier mit Statements von Zeitzeugen, Videobeiträgen und Musik statt.

Nur wer sich erinnere, könne aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, so Kurz. „Das KZ Mauthausen war Teil des von den Nationalsozialisten industriell betriebenen Massenmordes. Nur, wenn wir die Erinnerung hochhalten, schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass wir und kommende Generationen in einer demokratischen und antifaschistischen Welt leben können“, betonte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).

„Nur wenn wir unsere Vergangenheit kennen, uns kritisch damit auseinandersetzen und auch die Verantwortung übernehmen, können wir erfolgreich unsere Zukunft gestalten“, zeigte sich der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) überzeugt. „Rassistische, antisemitische und menschenverachtende Entwicklungen haben keinen Platz in einer freien Gesellschaft. Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – die das Fundament für Wohlstand und Frieden bilden – sind keine Selbstverständlichkeit.“ Das führe das „dunkelste Kapitel unseres Landes“ vor Augen.

Gusen-Kauf „Meilenstein für Gedenkkultur“

Die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Barbara Glück, lobte indes am Sonntag die Entscheidung der Bundesregierung, die Überreste des ehemals zum Lagerkomplex von Mauthausen gehörenden KZ Gusen zu erwerben, als „Meilenstein für die Gedenkkultur in Österreich und die Aufarbeitung der Geschichte zwischen 1938 und 1945“.

Das bestehende Memorial, das auf eine Initiative ehemaliger Häftlinge zurückgeht, müsse zu einer „angemessenen und der historischen Dimension dieses Lagers entsprechenden zeitgemäßen Gedenkstätte“ weiterentwickelt werden.

Befreiungsfeier in diesem Jahr im Internet

Die Befreiungsfeier fand in diesem Jahr in anderer Form statt. Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde das Gedenken nicht am ehemaligen Appellplatz abgehalten, sondern – wie bereits zuvor das „Fest der Freude“ – ins Internet verlegt. Zuseher aus 23 Ländern der Welt waren dabei. Nächstes Jahr findet die Feier am 16. Mai statt.

Von 1938 bis 1945 waren in Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern rund 200.000 Menschen interniert, etwa die Hälfte von ihnen überlebte die NS-Vernichtungsmaschinerie nicht. Seit Kriegsende wird der Befreiung des KZ am 7. Mai durch US-Truppen jedes Jahr gedacht. Zur größten KZ-Befreiungsfeier weltweit kommen üblicherweise Tausende Gäste aus aller Welt, darunter auch – mittlerweile hochbetagte – Überlebende des Todeslagers.

Die heuer virtuell abgehaltene Feier, die das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) mit seiner Partnerorganisation Comite International de Mauthausen organisiert hat, stand unter dem Thema „Menschlichkeit ohne Grenzen“ – mehr dazu in ooe.ORF.at.