Tirols WK-Präsident: Kein Druck von Seilbahnwirtschaft

Tirols Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser hat gestern Abend im ORF-„Report“ eine Einflussnahme der Seilbahnwirtschaft auf die Politik in der Causa Ischgl in Abrede gestellt. „Es gab keinen Druck von der Seilbahnwirtschaft“, betonte Walser. Die vorzeitige Beendigung der Wintersaison habe aber durchaus Diskussionen bei den Unternehmern ausgelöst.

Denn in anderen Tiroler Tälern habe es zum Zeitpunkt der Beendigung der Wintersaison keinen einzigen bestätigten Fall gegeben. Die Unternehmer hätten Informationen von der Politik eingefordert. Letztlich habe man aber die Gesundheit über die Wirtschaft gestellt, so Walser. Eine Einflussnahme auf die Politik aufgrund der Wirtschaftskammer-Wahlen, die in Tirol am 4. und 5. März stattgefunden hatten, stritt Walser ebenso ab. „Wir würden nie die Gesundheit für ein paar Wählerstimmen aufs Spiel setzen“, so der WK-Präsident.

Gespräch mit WK-Tirol-Präsident Walser

Christoph Walser, Präsident der Wirtschaftskammer Tirol, spricht über das Krisenmanagement in Ischgl.

Die Entscheidungsträger in Tirol hätten jedenfalls versucht, bestmöglich zu agieren. „Dass nicht immer alles richtig läuft, ist verständlich“, sagte Walser. Und natürlich werde es auch Entscheidungen gegeben haben, die man Tage danach vielleicht anders getroffen hätte.

Kritik gab es indes von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) an Tirols Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Letzterer hatte in einem Informationsschreiben im März erklärt, dass das Übertragungsrisiko des Coronavirus von Mensch zu Mensch relativ gering sei und nach derzeitigem Informationsstand etwas höher als jenes der Influenza liege. „Dieser Satz ist völlig unverständlich, das kann ich nicht nachvollziehen“, so Anschober dazu.

Tiroler Grüne kritisch zu Expertenkommission

Innerhalb der Tiroler Grünen regt sich unterdessen offenbar zunehmend Widerstand gegen die vorgesehenen Vorsitzenden der Expertenkommission zur Untersuchung des Coronavirus-Krisenmanagements des Landes. Im Landesparteivorstand gestern Abend habe es „mehrheitlich kritische Stimmen“ gegen die von SPÖ und Koalitionspartner ÖVP favorisierte Variante gegeben, sagte der grüne Klubobmann Gebi Mair.

Der „Kurier“ (Onlineausgabe) hatte zuvor berichtet, dass sich die Grünen gegen das Modell stellen könnten, laut dem der Schweizer Krisenmanager Bruno Hersche und der ehemalige Richter Josef Geisler der Kommission vorstehen sollen. Der grüne Innsbrucker Gemeinderat Dejan Lukovic erklärte dazu auf Twitter: „Der Landesvorstand der Tiroler Grünen empfiehlt den grünen Landtags- und Regierungsmitgliedern fast einstimmig, dass dem morgigen Antrag auf eine Einsetzung der Geisler-Kommission nicht zugestimmt werden soll.“ Mair wollte dieses Abstimmungsergebnis gegenüber der APA allerdings nicht bestätigen.

Die grüne Landespartei wolle jedenfalls mit ihren Abgeordneten im Landtag morgen noch einmal in Sachen Kommission reden, sagte Mair. Das werde man ebenfalls mit ÖVP und SPÖ tun, so der Klubchef. Im Landtag steht morgen die Einsetzung der Kommissionsvorsitzenden auf der Tagesordnung. Der Dringlichkeitsantrag mit den von den Grünen urgierten Bedingungen für die Besetzung der Kommission stehe aber bereits. Doch wie immer im parlamentarischen Prozess werde es bis zum Schluss Gespräche geben, so Mair.