Moskau rügt Berichterstattung von „FT“ und „NYT“

Russland hat Untersuchungen wegen der Coronavirus-Berichterstattung der britischen „Financial Times“ und der US-Zeitung „New York Times“ eingeleitet. Anlass seien Berichte der beiden Zeitungen, wonach die russischen Behörden die tatsächliche Zahl der Coronavirus-Toten verschleiern, erklärte gestern die staatliche Aufsichtsbehörde für Telekommunikation, Roskomnadsor.

Es werde geprüft, ob ein Verstoß gegen das Gesetz zum Schutz vor Desinformation vorliege. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, rief die „Financial Times“ und die „New York Times“ auf, ihre „Desinformation“ zurückzuziehen. Moskau werde sich auch bei der UNO, der UNO-Kulturorganisation UNESCO und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beschweren.

„NYT“: Bericht korrekt

Die „New York Times“ wies die Anschuldigungen zurück. Ihr Bericht sei korrekt und beruhe auf Behördendokumenten sowie Gesprächen mit Experten offizieller Stellen in Russland, erklärte die Zeitung.

Russland weist mit rund 252.000 Coronavirus-Fällen die weltweit zweithöchsten Infektionszahlen nach den USA auf. Nach Angaben der Behörden gab es bis gestern 2.305 Todesfälle. Laut den offiziellen Statistiken ist die Sterberate damit deutlich niedriger als in Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Italien.

Die russischen Behörden weisen den Vorwurf zurück, die Zahlen geschönt zu haben. Sie verweisen auf die vergleichsweise hohen Testzahlen. Außerdem habe der relativ spät registrierte Ausbruch in Russland den Gesundheitsbehörden mehr Zeit zur Vorbereitung gegeben.