Medizinischer Spürhund schnüffelt an einer Probe
Neil Pollock
Mögliche Testmethode

Hunde sollen Virus erschnüffeln

Bis es einen Impfstoff gibt, ist die Coronavirus-Testkapazität entscheidend, um einen neuerlichen „Lock-down“ zu verhindern. Doch selbst wenn es verlässliche Antikörpertests geben wird, werden diese knapp sein, da es weltweit eine riesige Nachfrage gibt. Großbritannien testet nun, ob sich Spürhunde als lebende „Testgeräte“ eignen.

Die Londoner Uni für Tropenmedizin, die Uni Durham und die Wohltätigkeitsorganisation Medical Detection Dogs führen laut BBC nun einen Test durch. Die britische Regierung finanziert den Versuch mit einer halben Million Pfund (560.000 Euro). Innovationsminister James Bethell hofft, dass die Hunde „rasche Resultate“ liefern und damit Teil der Teststrategie der Regierung werden können.

Die Hunde, die dabei zum Einsatz kommen, sind bereits darauf trainiert, Gerüche, die mit Krebs, einer Malaria- oder Parkinson-Erkrankung im Zusammenhang stehen, am Menschen zu erkennen.

Medizinischer Spürhund schnüffelt an einer Probe
bexarts.co.uk
„Asher“ mit dem eigenwilligen Kopfhaar ist einer der sechs Spürhunde

Erkrankung erschnüffeln, bevor Symptome sichtbar sind

In der Versuchsreihe wird getestet, ob die „Covid-Hunde“ – es handelt sich um die Rassen Labrador und Cocker Spaniel – das Virus in Menschen anhand von Geruchsproben erkennen können, bevor diese Symptome zeigen bzw. wenn diese gar keine Symptome zeigen. Damit soll geklärt werden, ob diese Spürhunde künftig als Frühwarnsystem eingesetzt werden könnten. Ein Hund könnte bis zu 250 Personen pro Stunde prüfen.

In der ersten Phase werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Londoner Spitälern Geruchsproben von infizierten und nichtinfizierten Personen sammeln. Diese Proben von Atem- oder Körpergeruch können von verschiedenen Quellen stammen, etwa gebrauchten Gesichtsmasken.

Sechs Hunde werden dann darauf trainiert, das Virus in den Proben zu identifizieren. Dieses Training könnte in sechs bis acht Wochen abgeschlossen sein, so Medical Detection Dogs.

Flughafen als möglicher Einsatzort

Nach dieser ersten Phase muss die Regierung entscheiden, ob und wenn ja, wo die Hunde eingesetzt werden sollen. Eine Möglichkeit wäre, dass sie bei der Einreise – also etwa auf Flughäfen – mögliche Träger des Virus identifizieren könnten. Oder sie könnten in Testzentren, neben Tests mit Abstrichen, zum Einsatz kommen.

Claire Guest, Mitbegründerin und Geschäftsführerin der Organisation zeigte sich gegenüber BBC jedenfalls „sicher, dass unsere Hunde den Geruch von Covid-19 entdecken können“. Bestätigt sich das, würden die Hunde in einer nächsten Phase in Livesituationen getestet werden. Parallel dazu könnten weitere Hunde trainiert werden.

Malaria an Socken erkannt

Die Hunde wurden davor etwa bereits erfolgreich darauf trainiert, Malaria in „Fußgeruchsproben“ zu entdecken, konkret: durch Schnüffeln an Nylonsocken von scheinbar gesunden Kindern in Gambia.

Malaria habe einen ganz speziellen Geruch, so James Logan vom Londoner Tropeninstitut. Er zeigte sich optimistisch, dass ein Erschnüffeln auch im Fall der Covid-19-Erkrankung möglich sein wird. Denn, es sei bekannt, „dass eine Atemwegserkrankung den Körpergeruch verändern kann“.

Nach den Vorstellungen der drei an dem Test beteiligten Organisationen könnten Spürhunde in etwa einem halben Jahr zum Einsatz kommen – vorausgesetzt, die in die Hunde gesetzten Hoffnungen bewahrheiten sich.