Fed-Chef: Für Wirtschaftserholung womöglich Impfstoff nötig

Eine komplette Erholung der US-Wirtschaft nach der Coronavirus-Krise wird dem Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, zufolge möglicherweise von der Entwicklung eines Impfstoffs abhängen. „Die Wirtschaft wird sich erholen“, sagte Powell in einem heute veröffentlichten Interview des Senders CBS. Allerdings könne dies bis zum Ende des kommenden Jahres dauern.

Fed-Chef Jerome Powell
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Sollte eine zweite Pandemiewelle ausbleiben, dürfte die Erholung in der zweiten Hälfte dieses Jahres fortschreiten. „Für eine komplette Erholung der Wirtschaft müssen die Menschen komplettes Vertrauen haben“, sagte der Chef der Notenbank allerdings. „Das wird möglicherweise auf die Ankunft eines Impfstoffes warten müssen.“

Powell hatte zuletzt vor einer langen Durststrecke der Wirtschaft gewarnt und damit die Investoren an der Wall Street aufgeschreckt.

Felbermayr: Keine rasche Erholung der deutschen Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft wird nach Ansicht des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel auch nach dem Ende des „Lock-downs“ lange nicht zu alter Stärke finden. „Wir müssen unsere Prognosen vom Beginn der Krise revidieren“, sagte der aus Österreich stammende IfW-Präsident Gabriel Felbermayr am Wochenende dem Magazin „Spiegel“. Es sei davon auszugehen, „dass wir auch im dritten Quartal nicht zum Normalniveau zurückfinden. Dafür sind wir zu tief gefallen.“

Gabriel Felbermayr (Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel)
APA/AFP/Tobias Schwarz

Keine Hinweise mehr auf V-Kurve

Die aktuellen Wirtschaftsdaten deuteten nicht mehr auf den erhofften V-Verlauf der Rezession hin, also einen tiefen Einbruch gefolgt von einer rasanten Erholung, sagte der gebürtige Österreicher. Laut Berechnungen des IfW entfalle auf den „Lock-down“ selbst nur ein Drittel des Schadens am Bruttoinlandsprodukt.

Daneben seien weitere belastende Faktoren getreten, allen voran eine rasant zunehmende Sorge vor der Zukunft. Deutschland ist mit Abstand der wichtigste Außenhandelspartner für Österreich. Knapp ein Drittel der österreichischen Exporte gehen nach Deutschland.

Konsumzurückhaltung erwartet

„Das Vertrauen hat einen Schock erlitten“, sagte Felbermayr. Es seien „Zukunftsängste entstanden, die sehr viel nachhaltiger sind als die Bedrohung durch das Virus selbst“. Bürger schränken ihre Ausgaben ein, aus Sorge um den Arbeitsplatz. Da Kunden fernbleiben und Aufträge aus dem Ausland wegbrechen, streichen viele Firmen Investitionen zusammen und legen Sparprogramme auf, wie der IfW-Präsident weiter sagte.

Sollten zudem Globalisierung und Freihandel weiter unter Druck geraten, könnte Deutschland langfristig auf der Verliererseite stehen. Die Exporte könnten sinken, weil viele Industrieprodukte in Zukunft näher an den Absatzmärkten in Nordamerika und Asien gefertigt würden. Zugleich drohe bei vielen Dienstleistungen eine Outsourcing-Welle ins Ausland.