Mann trägt Surfbrett auf einen Steg beim Grundlsee
APA/Barbara Gindl
Von Österreich bis Lesbos

Großes Hoffen auf deutsche Urlauber

Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) berät am Montag mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus beliebten Urlaubsländern der Deutschen, wie die Reisebeschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie nach und nach gelockert werden können. Vor allem in den vergleichsweise wenig von der Pandemie betroffenen Ländern – neben Österreich sind das vor allem Kroatien und Griechenland – hofft man in den Sommerferien auf Urlauberinnen und Urlauber aus Deutschland.

Diese Länder wollen daher den grenzüberschreitenden Tourismus so schnell wie möglich wieder ankurbeln. Zu der Videokonferenz sind Spanien, Italien, Österreich, Griechenland, Kroatien, Portugal, Malta, Slowenien, Zypern und Bulgarien eingeladen. Ziel des Treffens ist ein koordiniertes Vorgehen bei der Öffnung der Grenzen für Touristen.

In Deutschland gilt vorerst bis zum 14. Juni eine weltweite Reisewarnung für Urlauber. Maas sagte aber am Sonntag im Deutschlandfunk, dass er diese weltweite Reisewarnung möglichst aufheben und in individuelle Reisehinweise umwandeln will. Darin würde dann auf die Risiken in den einzelnen Ländern aufmerksam gemacht, ohne pauschal von Reisen dorthin abzuraten. Grundlage der Beratungen sind die von der EU-Kommission vor wenigen Tagen vorgestellten Leitlinien für Tourismus in der Krise.

„Chancen stehen gut“

Berlin geht mittlerweile davon aus, dass in weiten Teilen Europas Urlaub möglich sein wird. „Die Chancen stehen gut, dass wir unsere Sommerferien nicht nur im Inland, sondern auch im europäischen Ausland verbringen können“, sagte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Montag-Ausgaben). Man müsse aber sichergehen, dass man nicht zu früh starte. Er sei jedoch „überzeugt, dass die weltweite Reisewarnung nach dem 14. Juni Geschichte sein wird“.

Maas verwies am Sonntagabend im ARD-„Bericht aus Berlin“ auf positive Entwicklungen. Einige Länder hätten angekündigt, ab Juni oder Juli ihre Grenzen für Touristen zu öffnen. Auch die deutsche Regierung wolle ihre Beschränkungen lockern, sagte er.

Grafik zeigt eine Übersicht der Kontrollen an Österreichs Grenzen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Athen wirbt um Deutsche

Angesichts der abgeflauten Pandemie wirbt die griechische Regierung um Urlauber aus Deutschland. Griechenland komme Schritt für Schritt aus der Krise und kehre zur Normalität zurück, sagte Außenminister Nikos Dendias dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag-Ausgaben). „Die Bewegungsfreiheit wird innerhalb des Landes wiederhergestellt, unsere Hotels bereiten sich auf ihre Wiedereröffnung vor, unsere Strände sind wieder zugänglich, und archäologische Stätten öffnen wieder für die Öffentlichkeit.“ Denias betonte: „Ziel ist es, das freie und sichere Reisen innerhalb der EU wiederherzustellen.“

Spanien: Keine baldige Öffnung für Touristen

Die Regierung in Madrid dämpfte Hoffnungen auf eine baldige Grenzöffnung für Touristen: „Ich hoffe, dass wir die touristischen Aktivitäten Ende Juni wieder aufnehmen können“, sagte am Montag Verkehrsminister Jose Luis Abalos. „Wir können nicht die Einreise von Ausländern erlauben, während wir die spanische Bevölkerung noch einer Ausgangssperre unterziehen“, sagte er.

Spanien hat zwar bereits mit einer schrittweisen und vorsichtigen Lockerung der Kontaktsperre begonnen. Die linke Regierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez will aber den seit Mitte März und noch bis zum 23. Mai geltenden Notstand um einen weiteren Monat bis Ende Juni verlängern.

Frankreich rüstet sich

Frankreichs Staatssekretär für Tourismus, Jean-Baptiste Lemoyne, betonte vor der Videokonferenz, er wünsche sich, dass zum Sommerbeginn am 21. Juni ein Maximum an Sehenswürdigkeiten im Land wieder Besucher empfangen könne. Je nach Entwicklung der Pandemie sei das vielleicht auch schon früher möglich, sagte er der Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“.

In Frankreich hatten am Wochenende erste Strände und touristische Ziele wieder geöffnet. Innenminister Christophe Castaner kritisierte, dass Italien die Einreise für Ausländer ab dem 3. Juni wieder erlauben will. Es sei wichtig, dass diese Entscheidungen auf europäischer Ebene koordiniert würden, sagte Castaner am Samstag im nordfranzösischen Veules-les-Roses.

In Österreich die mit Abstand wichtigste Gästegruppe

Die bevorstehende Aufhebung der generellen Reisewarnung durch Deutschland erfolgt damit rechtzeitig zum Start in die Hauptferienzeit von Juni bis August. Österreich sei immer „das verlängerte Wohnzimmer der Deutschen“ gewesen, sagte zuletzt bereits Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer (WKÖ), und hoffte, dass viele Deutsche – trotz des Coronavirus-Hotspots in Ischgl und anderen Tiroler Skiorten – in Österreich urlauben werden.

Vielfach wurde der Urlaub bereits vor Ausbruch der Pandemie gebucht. Zudem gibt es vergleichsweise viele Stammgäste. Die Deutschen sind – neben den Inlandstouristen – die mit Abstand wichtigste Gästegruppe, im Sommer wie im Winter. Auf deutsche Urlauber entfielen im Sommer 2019 rund 7,9 Millionen Ankünfte und 29,5 Millionen Nächtigungen. Zum Vergleich: Inländische Gäste waren für 23,3 Millionen Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen verantwortlich.

Weniger Grenzkontrollen

Am Wochenende hatte Deutschland, ähnlich wie Österreich und andere Nachbarländer, mit der Lockerung der wegen der Pandemie verordneten Kontrollen an den Grenzen zu den Nachbarländern begonnen. An dem Grundsatz, dass nur einreisen darf, wer zur Arbeit fährt oder einen anderen triftigen Grund geltend machen kann, hält die deutsche Regierung vorerst fest, so wie auch die österreichische. Es gibt aber nur noch stichprobenartige Überprüfungen.