Weiterer Ausbruch in deutschem Schlachthof

Kurz vor Beratungen des „Coronavirus-Kabinetts“ über die Missstände in der Fleischindustrie in Deutschland ist ein weiterer großer Ausbruch des Virus in einem Schlachtbetrieb bekanntgeworden. 92 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines Schlachthofs im niedersächsischen Dissen wurden positiv getestet, wie der Landkreis Osnabrück gestern mitteilte.

Die für die Bekämpfung des Virus zuständigen Kabinettsmitglieder wollen heute über eine mögliche stärkere Regulierung der Fleischbranche beraten. Für die infizierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Firma in Dissen und ihre Kontaktpersonen wurde Quarantäne angeordnet.

Die Produktion in dem Schlachthof wurde ausgesetzt. Viele der Infizierten wohnten in Sammelunterkünften und würden von Subunternehmen beschäftigt, teilte der Landkreis ferner mit. Bereits zuvor waren in mehreren anderen deutschen Schlachthöfen zahlreiche Coronavirus-Infektionsfälle aufgetreten.

Gewerkschaft fordert Reform

In der Sitzung des CoV-Kabinetts will der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) Vorschläge für eine Änderung des Arbeitsschutzgesetzes präsentieren. Berichten zufolge sieht ein Beschlussvorschlag ein weitgehendes Verbot von Werkverträgen in Schlachthöfen vor.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) appellierte an die deutsche Regierung, eine „grundlegende Reform“ der Fleischindustrie auf den Weg zu bringen. Es müsse neue Gesetze und „glasklare Regeln“ für die Branche geben, sagte NGG-Vizechef Freddy Adjan den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Dazu gehöre vor allem das Verbot von Werkverträgen im Kernbereich der Unternehmen.

Das System der Werkverträge – also der Anheuerung von Subunternehmen – habe die schlimmsten Zustände in der Branche ermöglicht, beklagte Adjan. Die Betriebe dürften das Schlachten nicht mehr „an dubiose Billigfirmen vergeben und damit die Verantwortung auslagern“. Die Fleischkonzerne hätten „skrupellos die Gesundheit von Zehntausenden Menschen gefährdet“.