Eine „Zimmer Frei“-Fahne vor einer Pension
APA/Georg Hochmuth
Ab 29. Mai

Hotelbetrieb läuft mit Einschränkungen an

Gut eineinhalb Wochen bevor die Hotels und Beherbergungsbetriebe nach der pandemiebedingten Pause wieder öffnen dürfen, haben Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die Richtlinien bekanntgegeben, wie sich Personal und Gäste im heurigen Urlaub verhalten müssen.

Am 29. Mai dürfen Hotels und Pensionen in Österreich wieder öffnen. Die Grundregeln lauteten, so Köstinger, analog jenen in der Gastronomie – und seien, so Anschober, „maßvoll“. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen, und zwar überall dort, wo sie in Kundenkontakt kommen, Gäste hingegen sind nur im Eingangs- und Rezeptionsbereich dazu verpflichtet.

Generell sei ein Meter Abstand einzuhalten, ausgenommen davon sind Kontakte innerhalb einer gemeinsam reisenden Gästegruppe oder wenn durch Schutzmaßnahmen wie Trennwände das Infektionsrisiko minimiert werden könne. Gästegruppen, die gemeinsam ein Appartement nutzen, müssten normalerweise nicht im selben Haushalt leben, so Köstinger.

Wellness- und Poolbereiche dürfen öffnen

Wellness- und Poolbereiche in den Hotels dürfen ebenso öffnen, hier gelten dieselben Regeln wie für öffentliche Badeanstalten. Dazu zählt unter anderem die Einhaltung des Mindestabstands von einem Meter, „auch und vor allem an den Beckenrändern, in Nichtschwimmerbecken oder etwa beim Plaudern im Wasser“, wie es auf der Website des Ministeriums heißt. Bei der Saunanutzung werde „vom Wedeln mit dem Handtuch abgeraten“, so das Ministerium.

Das Frühstück darf grundsätzlich auch in Buffetform angeboten werden – detaillierte Leitlinien zu besonderen hygienischen Vorkehrungen dafür würden vom Ministerium zur Verfügung gestellt. Bei weiteren Bewirtungsleistungen in Hotels und Pensionen würden dieselben Regeln gelten wie in der Gastronomie.

Seminare bis 100 Personen wieder erlaubt

Auch der Seminarbetrieb in Hotels darf wieder aufgenommen werden – bis zu 100 Personen dürfen an den Veranstaltungen teilnehmen. Für Seminare, die Körperkontakt erfordern, dürfe die Abstandsregel gebrochen werden – etwa „wenn Griffe vorgezeigt werden müssen“ wie bei Erste-Hilfe-Kursen, so Köstinger. Schutzhütten mit Schlafsälen und Bettenlagern dürfen ebenso öffnen, vorausgesetzt wird aber ein Mindestabtstand von zwei Metern zwischen den Betten bzw. eine Abtrennung der Schlafbereiche.

„Weit weg von normaler Sommersaison“

Köstinger nutzte die Pressekonferenz einmal mehr, um für Urlaub in Österreich zu werben. „Wir sind weit weg von einer normalen Sommersaison, das ist uns vollkommen klar“, sagte Köstinger. Für die Ferienhotellerie sei sie aber durchaus zuversichtlich. „Unser großes Sorgenkind ist die Stadthotellerie.“ Hier machten sich fehlende Flüge und die Absage von Großveranstaltungen, Kongressen und Festspielen bemerkbar.

Seit Freitag sind in Österreich alle Lokale und Restaurants wieder geöffnet – die erste Bilanz der Ministerin fiel durchwachsen aus. Es gebe durchaus ausgebuchte Lokale, die sich am Wochenende einer großen Nachfrage erfreut hätten. „Manche können diese Erfolgszahlen aber noch nicht vermelden. Es ist durchaus sehr unterschiedlich.“ Als einen Grund nannte Köstinger auch die noch fehlenden ausländischen Touristen in Österreich.

WKO zufrieden

Für den Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Harald Mahrer, sind die Verhaltensregeln zur Wiedereröffnung ein „wichtiger Schritt“. Für die Branche sei es von enormer Bedeutung, dass die Verhaltensregeln für die Wiederöffnung am Tisch liegen. „Die Betriebe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen endlich, worauf sie sich einstellen müssen“, so Mahrer. Nun gelte es, die Zeit bis dahin für die Vorbereitung bestmöglich zu nützen. Wichtig sei nun, auch zusätzliche Maßnahmen zur Belebung des Tourismus zu setzen und wenn notwendig maßgeschneiderte Hilfspakete für die Branche zu schnüren.

FPÖ will „Hotelpaket“, NEOS fordert „echte Reformen“

Die FPÖ bezeichnet die Tatsache, dass bisher kein „Hotelpaket“ vorgelegt wurde, in einer Aussendung als „Verhöhnung“. FPÖ-Wirtschaftssprecher Erwin Angerer vermisst einen Lösungsvorschlag für die Stadthotellerie. „Gerade der Seminar- und Kongresstourismus ist aber besonders für Hotels in den Städten enorm wichtig und ohne klare Regelungen für diesen Bereich werden zahlreiche Hotels nicht zielorientiert sowie erfolgreich arbeiten können und daher noch tiefer in die Krise stürzen“, so Angerer. „Unsere Unternehmer brauchen Planbarkeit, eine gewisse Vorbereitungszeit und vor allem Sicherheit und keine altbekannten Abstandsregeln“, so der FPÖ-Wirtschaftssprecher.

NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn kritisiert die Regelungen – sie seien „ganz offensichtlich von Menschen gemacht, die noch nie einen Gast bewirtet haben. Das ewige Spiel von ‚Maske rauf, Maske runter‘, und das nur in manchen Bereichen, verwirrt Unternehmerinnen und Unternehmer und Gäste gleichermaßen.“ Ähnliche Regelungen für die Gastronomie hätten an diesem Wochenende schon für Verwirrung gesorgt, so Schellhorn.

Schellhorn fordert einmal mehr echte Reformen im System, um den Gastronomiesektor zu retten. „Was die Regierung jetzt macht, ist maximal eine Symptombehandlung. Es braucht aber endlich Reformen im System, damit die heimische Gastronomie wieder selbst Rücklagen bilden, überleben und aus der Krise kommen kann.“