US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden
APA/AFP/Saul Loeb
Rennen um Weißes Haus

Bidens Schlachtplan gegen Trump

Während seine virtuelle Wahlkampagne vom Keller seines Hauses aus in US-Medien wie dem „Atlantic“ teils belächelt wird, plant das Wahlkampfteam des demokratischen Herausforderers um das Weiße Haus, Joe Biden, demokratischer Ex-Vizepräsident unter Barack Obama, bereits die nächsten Schritte seines Schlachtplans.

Vor allem auf die Wackelkandidaten unter den US-Bundesstaaten will man die Aufmerksamkeit und die Energie konzentrieren, wie die „New York Times“ („NYT“) zu Wochenbeginn schreibt. Und noch so einiges hat man offensichtlich in der Hinterhand, mit Details will man allerdings noch warten.

Nach der internen Kritik von demokratischen Schwergewichten am Fokus der bisherigen Kampagne, die Biden wegen der Coronavirus-Pandemie von zu Hause aus führt, will sein Wahlkampfteam nun andere Schwerpunkte setzen. Geplant ist eine erhebliche Ausweitung der Kampagne, wie es in der „NYT“ heißt. Unklar ist allerdings ob der CoV-Krise, wann dieser Teil der Kampagne überhaupt beginnen kann.

US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden in einer Videokonferenz mit Hillary Clinton
Reuters
Biden wird bei seinem virtuellen Wahlkampf von der ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton „besucht“

Schlachtkarte mit „neuen Möglichkeiten“

Derzeit ist von einer regelrechten Schlachtkarte mit allen in den Umfragen als hart umkämpften Bundesstaaten die Rede. An oberster Stelle der „neuen Möglichkeiten“ stehe Arizona, wie die „NYT“ schreibt. Mit dem neuen „Schlachtplan“ will man die parteiinternen Kritiker ruhigstellen.

Doch auch die Kampagne aus dem Homeoffice komme bei den Wählern sehr gut an. Man bekomme von Biden genauso viel mit, wie wenn die Kampagne „draußen“ stattfinden würde, ist man in seinem Wahlkampfteam überzeugt. Biden soll für seinen Wahlkampf bisher rund 103 Millionen Dollar via Fundraising eingenommen haben, Trump soll bereits über 250 Millionen Dollar für die heiße Phase des Wahlkampfes verfügen, wie es Mitte Mai hieß.

„Mehr Aufmerksamkeit“ soll generiert werden

Nach der internen Kritik bei den Demokraten will man nun in Bidens Team „mehr Aufmerksamkeit“ generieren. Es soll eine ganze Welle an „signifikanten Ankündigungen“ geben, so die Strategie Bidens. Auch das Team soll personell weiter ausgebaut werden.

US-Präsident Donald Trump
Reuters/Carlos Barria
US-Präsident Donald Trump kann dem Maskentragen in CoV-Zeiten nichts abgewinnen

Nach dem Rückzug des für US-Verhältnisse linken demokratischen Senator Bernie Sanders steht Biden als einzig verbliebener Bewerber bereits quasi als Herausforderer von Amtsinhaber Trump bei der Wahl im November fest. Die offizielle Kür des Kandidaten soll bei einem Nominierungsparteitag der Demokraten im Sommer folgen.

Sanders Mitsprache zugesichert

Bei der Bekanntgabe seines Rückzugs hatte Sanders angekündigt, bei den restlichen Vorwahlen auf den Wahlzetteln zu bleiben, um weiter Delegiertenstimmen zu sammeln und sich so zumindest noch inhaltlichen Einfluss beim Parteitag zu sichern, wo auch der programmatische Kurs debattiert wird. Biden hat Sanders bereits Mitsprache dort zugesichert.

Beide Teams haben auch gemeinsame Arbeitsgruppen gegründet, um zusammen an inhaltlichen Konzepten zu arbeiten. Ziel ist, die Partei so zusammenzuführen. Im Gegensatz zum linken Sanders gehört Biden zum moderaten Flügel der Partei.

Vorwürfe des sexuellen Übergriffs

Eine frühere Mitarbeiterin von Biden, Tara Reade, hält indes gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber an ihren Vorwürfen eines sexuellen Übergriffs in den 1990er Jahren fest. Sie wünschte, Biden würde aus dem Präsidentschaftsrennen aussteigen, sagte Reade in einem Interview mit der Journalistin Megyn Kelly. Reade sagte, sie würde ihre Vorwürfe auch unter Eid vorbringen.

Reade beschuldigt den heute 77-Jährigen, er habe sie 1993 in einem Senatsgebäude gegen eine Wand gedrückt, unter ihren Rock gegriffen und sei mit seinen Fingern in sie eingedrungen. Biden wies die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe vehement zurück. „Sie sind nicht wahr. Das ist nie passiert“, sagte er.

Weiblicher „Running Mate“ gesucht

Die Vorwürfe, sollten sie die nächsten Monate weiter bestehen, könnten sich auf Bidens Umfragewerte und schließlich auf das Verhalten der Wählerinnen und Wähler negativ auswirken. Biden will gegenlenken und eine Frau als „Running Mate“ im Wahlkampf bzw. dann als seine Vizepräsidentin. Über Namen wird bereits spekuliert. So könnte etwa die demokratische Abgeordnete Elizabeth Warren guten Karten haben. Auch die demokratischen Senatorinnen Kamala Harris und Amy Klobuchar werden immer wieder genannt, um mit Biden ein Duo zu bilden.

Videobotschaft von Ex-Präsident Barack Obama
Reuters/Bing Guan
Der ehemalige US-Präsident Obama unterstützt seinen Ex-Vize Biden

Schützenhilfe von Obama

Ein Wahlkampfthema sind derzeit auch die Coronavirus-Maßnahmen. Ex-US-Präsident Obama, der seinen ehemaligen Vize Biden volle Unterstützung zugesagt hat, griff am Wochenende seinen Nachfolger Trump – ohne seinen Namen zu nennen – mit geharnischten Worten an. „Diese Pandemie hat vor allem unsere Überzeugung zunichtegemacht, dass die Leute, die in der Verantwortung stehen, wissen, was sie tun“, so Obama. „Viele von ihnen tun nicht einmal so, als seien sie verantwortlich“, so der ehemalige Präsident weiter.

Eric Trump
Reuters/Brendan Mcdermid
Trumps Sohn Eric sieht das Coronavirus als Verschwörung der Demokraten

Trump-Sohn mit Verschwörungstheorie

Trumps Sohn Eric verwendet das Thema CoV indes im Sinne seines Vaters. Er warf den Demokraten vor, Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zu Wahlkampfzwecken zu missbrauchen. Die Demokraten würden das Thema „jeden einzelnen Tag zwischen jetzt und dem 3. November ausschlachten“, sagte Eric Trump am Wochenende dem Sender Fox News mit Blick auf den Wahltag. „Und wissen Sie was? Nach dem 3. November wird (das) Coronavirus plötzlich wie von Zauberhand weggehen und verschwinden, und jeder wird in der Lage sein, wieder zu öffnen“, so seine Verschwörungstheorie.

Trumps Sohn spielte damit auf die derzeit nicht erlaubten Wahlkampfveranstaltungen seines Vaters an. Trump liebt es, vor seinen Anhängerinnen und Anhängern aufzutreten, große Reden zu schwingen und seine politischen Gegner mit teils derben Worten zu diskreditieren.