Fast 100.000 Tote: USA setzen Flaggen auf halbmast

Wegen der annähernd 100.000 Toten in der CoV-Pandemie in den USA lässt US-Präsident Donald Trump Flaggen überall im Land auf halbmast hängen. An allen öffentlichen Gebäuden und Nationaldenkmälern soll ab heute für drei Tage auf diese Weise der Amerikaner und Amerikanerinnen gedacht werden, die wegen des Coronavirus ums Leben gekommen sind, kündigte Trump gestern Abend auf Twitter an.

Die führenden Demokraten im US-Kongress, Nancy Pelosi und Chuck Schumer, hatten Trump zuvor zu dieser Geste aufgefordert, sobald die Zahl der Toten infolge der Pandemie 100.000 erreicht. „Es würde ein nationaler Ausdruck der Trauer sein, den jeder in unserem Land so sehr braucht“, erklärten Pelosi und Schumer.

Seit Beginn der Pandemie haben Wissenschaftler der Johns-Hopkins-Universität in den USA mehr als 1,57 Millionen bestätigte Fälle von Coronavirus-Erkrankungen diagnostiziert (Stand Donnerstagabend).

Leistungen der Regierung in Mittelpunkt gestellt

Gegner werfen Trump vor, zu wenig Mitgefühl in der Coronavirus-Krise zu zeigen. Er geht zwar immer wieder auf die Toten und ihre Angehörigen ein. Mehr Nachdruck verleiht er allerdings Aussagen zur Leistung seiner Regierung in der Krise. Zudem ist er stets bemüht, Optimismus zu verbreiten, dass die schwer getroffene Wirtschaft zu alter Größe zurückkehren wird.

Im Falle einer zweiten Welle von Coronavirus-Infektionen will Trump die USA nicht wieder strengen Maßnahmen zur Eindämmung unterwerfen – ohne allerdings zu erwähnen, dass diese Entscheidung bei den Gouverneuren der einzelnen Staaten liegt.

Experten warnen vor Wiederaufflammen

Die Wissenschaftler des Imperial College in London, deren Prognosen Trump in der Krise mehrfach zitiert hat, warnten am Donnerstag, das Virus sei in den meisten US-Bundesstaaten noch nicht unter Kontrolle. Sollte die Mobilität von Menschen ohne weitere Kontrollmaßnahmen wieder zunehmen, sei mit einem bedeutenden Wiederaufflammen der Epidemie zu rechnen. Schätzungen zufolge könnte sich die Zahl der Toten dann binnen zwei Monaten mehr als verdoppeln.

Trump erneut ohne Maske in Fabrik

Trump präsentierte sich unterdessen bei einem Fabrikbesuch im US-Bundesstaat Michigan erneut ohne Maske – nach eigenen Angaben, weil er sich damit nicht fotografieren lassen will. Bei einem Rundgang durch die Ford-Fabrik von Ypsilanti, in der Beatmungsgeräte und andere Schutzausrüstung im Kampf gegen das Coronavirus produziert werden, sagte Trump, er habe zuvor sein Gesicht bedeckt, „aber ich wollte der Presse nicht die Freude machen, das zu sehen“.

Dabei hielt er eine Schutzmaske hoch und sagte, sie „sah sehr schön aus“. Trotz der Empfehlung seiner Regierung, Masken zu tragen, zeigt sich der US-Präsident in der Öffentlichkeit nie mit Mund-Nasen-Schutz. Als Grund für seine Abneigung gegen Masken sagte er einmal, sie passten nicht zu seinem Selbstverständnis als Präsident einer Weltmacht. Unter Trumps Anhängern ist Skepsis über die Notwendigkeit von Masken weit verbreitet.