Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer
APA/Helmut Fohringer
Kultur im Sommer

Events mit „Eigenverantwortung“

Am Freitag treten die nächsten Lockerungen der Maßnahmen gegen die Coronavirus-Krise in Kraft. Im Kulturbereich fallen die Öffnungen größer aus als geplant, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer am Montag bekanntgaben. Die Abstandsregel wird aufgeweicht und gilt etwa auf der Bühne nicht, vieles fällt künftig unter „Eigenverantwortung“.

Nach einer Sitzung mit Vertreterinnen und Vertretern der wichtigsten Kulturbetriebe habe man neue Richtlinien erarbeitet, so Mayer. Unter der Voraussetzung, dass es sich um fix zugeteilte Plätze handelt, in der Regel also Sitzplätze, sind ab 29. Mai Kulturveranstaltungen mit 100 Zuschauern erlaubt, ab 1. Juli mit 250 Zuschauern, ab 1. August mit bis zu 500 bzw. 1.000 Zuschauern, eine Genehmigung der Bezirksverwaltungsbehörden vorausgesetzt. Open-Air-Veranstaltungen können ab Juli bereits für 500 Zuschauer angesetzt werden, ab 1. August für 750, mit Sondergenehmigung für 1.250.

Sämtliche Beschränkungen beziehen sich rein auf das Publikum – Darstellerinnen und Darsteller, Ordnungs- und Technikpersonal fallen nicht darunter. Hinfällig sei, so Mayer, auch die bisherige Vorgabe, dass keine Pausen stattfinden und keine Pausenbuffets geöffnet würden. „Ein Meter Abstand gilt weiterhin als Grundregel“, so Mayer – allerdings könne dieser Abstand unter bestimmten Voraussetzungen im Veranstaltungsbereich unterschritten werden.

Weitere Öffnungsschritte im Kulturbetrieb

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer informieren über die nächsten Öffnungsschritte ab 29. Mai.

Mit Mund-Nasen-Schutz im Theater

„Entweder ein Meter Abstand oder ein Sitzplatz frei“ gelte künftig sowohl draußen und drinnen – daraus sei etwa eine Freigabe der Bestuhlung im Schachbrettmuster möglich. Dann sei im Gegenzug aber unbedingt ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen. „Ich denke mir, halbwegs gute und gut besuchte Veranstaltungen mit Maske sind besser als fast leere Säle mit weit auseinandersitzenden Gästen ohne Maske“, sagte Mayer.

Zudem dürfen analog zur Gastronmieregelung künftig bis zu vier Erwachsene nebeneinandersitzen, die gemeinsam die Veranstaltung besuchen – auch wenn sie nicht im gemeinsamen Haushalt leben. Auf der Bühne müsse kein Mindestabstand eingehalten werden. Dort stelle man genauso wie bei Proben auf die Eigenverantwortung der Künstlerinnen und Künstler bzw. der Kulturveranstalter ab, so Mayer.

Man arbeite unter Hochdruck an Hilfen für Kulturschaffende in Finanznöten und hoffe, bald Ergebnisse präsentieren zu können. „Wir werden das evaluieren und schauen, wie die Häuser finanziell dastehen“, verwies Mayer auf die kommenden Wochen. Ebenso werde man die derzeitigen Öffnungsschritte evaluieren und gegebenenfalls Mitte Juni weitere Lockerungen für den Kulturbereich ab September bekanntgeben, so Anschober. Zu konstatieren bleibe dabei aber immer: „Das Virus ist schwer planbar.“

Erleichterung in Kulturbetrieben

In der Kulturbranche stießen die Ankündigungen auf positive Resonanz. „Wir sind sehr erleichtert, dass durch diese Verordnung mehr Klarheit für alle Kulturveranstalter geschaffen wurde. Das macht Festspiele, die künstlerisch und wirtschaftlich Motor unserer Region sind, doch möglich“, ließ Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Montagnachmittag verlauten. Die neue Verordnung ermögliche es den Salzburger Festspielen, die erst für 30. Mai angekündigte Entscheidung über die Abhaltung der Festspiele vorzuverlegen. Zwischen 1. und 30. August soll es rund 90 Vorstellungen auf „höchstens sechs Spielstätten“ geben. Details sollen Anfang Juni bekanntgegeben werden.

Der Musikverein und die Staatsoper sollen laut „News“ (Onlineausgabe) bereits im Juni mit einem kleinen Programm den Neustart versuchen. Und Burgtheaterdirektor Martin Kusej, der heute seine Saisonvorhaben für 2020/21 präsentierte, ließ die APA wissen: „Die heute angekündigten Lockerungen bzw. Rahmenbedingungen für den Probenbetrieb sind ein wesentlicher Schritt, um auf eine Wiedereröffnung des Burgtheaters im September hinzuarbeiten. Wir werden bei all unseren Maßnahmen natürlich dafür Sorge tragen, dass unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und später auch unser Publikum bestmöglich geschützt sind.“

SPÖ: „Sinnvolle, pragmatische Schritte“

SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda bezeichnete die Abstandsregeln sowie die Ausnahmen davon und die Unterscheidung zwischen In- und Outdoor als „sinnvolle, pragmatische Schritte“. „Wir haben immer gefordert, dass die Kultur nicht gegenüber der Gastronomie benachteiligt sein darf. Dass Menschen, die im gemeinsamen Haushalt leben, bzw. vier Erwachsene bei Veranstaltungen nebeneinander sitzen können, ist eine gute Entscheidung und wird den Kulturinstitutionen bei den Ticketverkäufen helfen“, so Drozda.

Unverständlich sei für ihn, „warum Anschober und Mayer am alten Plan festhalten, die Öffnungsschritte anhand der Größe der Veranstaltung zu vollziehen“. Wichtig sei nun auch ein rascher „Rettungsschirm“, der eine Regelung analog zur Kurzabeit für die Freischaffenden und die finanzielle Absicherung der Kulturinstitutionen – inklusive Kompensation für den Einnahmenentfall – enthält.

NEOS hofft auf „Planbarkeit und Perspektive“

NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn begrüßte in einer Aussendung „diesen ersten kleinen Schritt“. Man hoffe, dass es in diesem Tempo weitergehe. „Es braucht jetzt Planbarkeit und Perspektive.“ Bei guter Entwicklung müssten weitere Schritte gemacht werden, so Schellhorn. Dringenden Nachbesserungs- und Klärungsbedarf sehe er bei den finanziellen Absicherungen: „Die freien Kunst- und Kulturschaffenden, die großen Festspiele wie die in Salzburg sowie die zahlreichen kleinen Veranstaltungen und auch die Kulturvereine benötigen dennoch rasch eine konkrete liquide Absicherung, damit die Lunge unseres Landes endlich die so dringend benötigte Luft zum Atmen bekommt.“