„Lock-down“ eine Woche später hätte CoV-Zahl vervierfacht

Am 16. März hat in Österreich der „Lock-down“ zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie begonnen. Hätte man aber sieben Tage später reagiert, wäre es in etwa zu einer Vervierfachung der positiv getesteten Fälle gekommen. Darüber hinaus wären knapp über 1.000 Intensivbetten belegt gewesen, so der Simulationsexperte Niki Popper von der Technischen Universität (TU) Wien heute.

Bei einer Pressekonferenz im Gesundheitsministerium wurden in einem Rückblick die Auswirkungen der ergriffenen Maßnahmen analysiert. Popper betonte, dass das die ersten qualitativen Ergebnisse sind und die Publikation erst in Arbeit ist, die Modellrechnung fokussiere sich „ausschließlich auf die Wirksamkeit der gesetzten Maßnahmen“.

Bei der Simulation kam heraus, dass eine Reaktion erst sieben Tage später zum Höhepunkt der Pandemie Ende März mit rund 40.000 positiv getesteten Fällen geführt hätte. Durch die Maßnahmen waren es damals dagegen rund 10.000 aktive Fälle.

Bei den belegten Intensivbetten wäre Ende März die Marke von 1.000 überschritten worden – so waren es rund 250 Belegungen. „Eine nur sieben Tage verspätete Reaktion hätte einen sehr starken Effekt gehabt“, so Popper.

90 Prozent der Freizeitkontakte reduziert

Österreich habe nicht zu viele Kapazitäten freigehalten für den Zeitpunkt X, bekräftigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). „Hätten wir nicht frühzeitig reagiert, hätte es dazu geführt, dass wir bis an die Grenzen der Möglichkeiten gegangen wären“, so Anschober. Es wären keine einfachen Beschlüsse gewesen, als Österreich „relativ frühzeitig“ so entschieden habe, betonte der Minister.

Zum Höhepunkt der Pandemie hatten die Österreicher ihre Kontakte um rund 90 Prozent reduziert. „Das gemeinsame Reduzieren von Freizeitkontakten war enorm wichtig“, sagte der Forscher. Ein Rückgang von 50 Prozent hätte die Kurve wiederum weiter steigen lassen.

Wiederholt war in den vergangenen Wochen die Wichtigkeit von Containment und Tracing betont worden. Auch das simulierte Popper. Eine Reaktionszeit von 3,8 Tagen, bis Infizierte aus dem Kontaktnetzwerk herausgenommen werden und niemanden mehr anstecken können, bedeute ein langsames Wachstum der Zahlen. „Wenn wir länger brauchen, um Menschen rauszunehmen, bei 5,7 Tagen etwa, geht die Kurve sehr schnell wieder nach oben“, erläuterte Popper. Er plädierte dafür, die Reaktionszeit zu verkürzen.

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