Heuschreckenschwarm in Indore
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Mitten in CoV-Krise

Heuschrecken plagen Indien

Mitten in der Coronavirus-Krise plagt Indien die schlimmste Heuschreckenplage seit knapp drei Jahrzehnten. Fernsehbilder zeigen, wie sich große Insektenschwärmen auf Gemüse, Hülsenfrüchte, Baumwolle und Bäume in mehreren Bundesstaaten stürzen.

Behörden versuchen die Tiere, die unter anderem schon die Ernte in Pakistan gefressen hatten, auch mit Pestiziden aus Drohnen und Autos zu töten. Bauern und Einheimische probieren, sie mit lauter Musik und mit dem Zusammenschlagen von Töpfen zu vertreiben, berichteten örtliche Medien. Insgesamt sei in Indien eine Fläche von insgesamt 47.000 Hektar betroffen, sagte ein Sprecher des indischen Landwirtschaftsministeriums am Donnerstag.

Aus dem indischen Landwirtschaftsministerium hieß es, man versuche, das Heuschreckenproblem möglichst in den kommenden Wochen in den Griff zu bekommen. Dann würde unter anderem Reis und Mais neu angepflanzt. Das Ministerium befürchtet, dass es nach dem Monsun im Juli eine zweite Heuschreckenwelle geben könnte.

Gleich meherer Extremsituationen

Die Insekten sind nicht die einzige Extremsituation, die dem bevölkerungsreichen Land, in dem 1,3 Milliarden Menschen leben, im Mai zu schaffen machte. Zuletzt stieg die Zahl der Coronavirus-Infektionen stark an. Die Hauptstadt Neu-Delhi und andere Städte litten Ende des Monats zudem unter einer Hitzewelle mit Temperaturen von stellenweise bis zu 50 Grad.

Im Nordosten des Landes hatte darüber hinaus vor Kurzem ein besonders starker Wirbelsturm gewütet, mehr als hundert Menschen starben. Zu all dem sind wegen einer strikten Ausgangssperre während der vergangenen zwei Monate Millionen Menschen arbeitslos, und viele haben Angst zu verhungern.

Starker Regen begünstigte Ausbruch

Heuschrecken fallen im Sommer und Herbst immer wieder in Indien ein. Auch das Nachbarland Pakistan ist betroffen, wo die Behörden deswegen im Februar den Notstand ausgerufen haben. Die betreffende Art der Heuschrecken hat in den vergangenen Monaten in Ostafrika ganze Landstriche kahl gefressen. Die Welternährungsorganisation (FAO) warnte vor einer Beeinträchtigung der Lebensmittelsicherheit in der Region.

Auslöser für die aktuell besonders schlimm ausfallende Plage dürften auch starke Regenfälle Ende des Vorjahres gewesen sein. Ungewöhnlich warmes Wasser im westlichen Indischen Ozean sorgte für ergiebigen Niederschlag über Ostafrika und der arabischen Halbinsel, sagte Roxy Mathew Koll, Klimaforscher am Indischen Institut für Tropische Metereologie, gegenüber CBS News. Der starke Regen habe dann zu mehr Wachstum der Vegetation in sonst trockenen Gebieten geführt. Davon wiederum hätten die Wüstenheuschrecken profitiert, die sich nun besser vermehren konnten.

Zugleich hätten die Heuschrecken, die Anfang des Jahres nach Indien kamen, auch hier bessere Bedingungen vorgefunden, so Koll. Denn die Regenfälle im Frühjahr fielen in Nordindien ebenfalls besonders ergiebig aus. Laut Keith Cressman, dem leitenden Heuschreckenvorhersagebeamte der FAO, nahmen schwere Regenstürme sowohl zu Beginn als auch am Ende des Sommers erheblich zu. Hielte dieser Trend an, würden wahrscheinlich vermehrt Heuschreckenplagen am Horn von Afrika ihren Ursprung nehmen, so Cressmann gegenüber CBS News.