Besucher vor dem Kolosseum in Rom
APA/AFP/Filippo Monteforte
Kolosseum und Co.

Europas Wahrzeichen wieder zugänglich

Das Kolosseum in Rom, das Atomium in Brüssel oder das Guggenheim-Museum in Bilbao: Europaweit sind am Montag einige Wahrzeichen wieder geöffnet worden. Auch andernorts wurden die Maßnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus weiter gelockert.

In Rom öffnete das Kolosseum erstmals seit März wieder für italienische Besucher – allerdings unter strengen Sicherheitsvorschriften. „Das ist ein symbolischer Moment für Rom und für Italien“, sagte die Direktorin des Archäologischen Parks am Kolosseum, Alfonsina Russo, am Montag. Das Amphitheater ist eine von Italiens beliebtesten Tourismusattraktionen. Die Neuöffnung des antiken Baus und der umliegenden Ruinenareale am Forum Romanum und dem Palatin-Hügel zeige, dass Italien sich erhole, so Russo.

In der Toskana konnten Besucher am Wochenende wieder den Schiefen Turm von Pisa besichtigen. Am Dienstag soll die Raffael-Ausstellung in Rom neu aufmachen. Und ab Mittwoch erlaubt Italien Ausländern die Einreise in das Land, ohne sich dort wie bisher einer zweiwöchigen Quarantäne unterziehen zu müssen. Ebenfalls ab Mittwoch sollen sich die Italiener selbst wieder großteils ohne Beschränkungen zwischen den Regionen bewegen dürfen.

Wiedereröffnung nach drei Monaten

Das Kolosseum in Rom war am Pfingstmontag erstmals seit drei Monaten wieder für Besucher geöffnet. Der Zutritt ist nur mit gebuchten Tickets und unter Gesundheitsvorschriften – etwa dem Fiebermessen am Eingang – möglich.

Am Montag registrierte der italienische Zivilschutz eine Reihe von ermutigenden Zahlen: Es gab nur 178 Neuinfektionen binnen eines Tages, die Zahl der Coronavirus-Todesfälle war mit 60 ebenfalls rückläufig. 424 Covid-19-Patienten lagen noch auf der Intensivstation. Auch diese Zahl ging somit weiter zurück. Bisher sind fast 33.500 CoV-Infizierte in Italien gestorben.

Atomium und Guggenheim geöffnet

Seit Montag kann auch das Brüsseler Wahrzeichen Atomium unter strengen Auflagen wieder besichtigt werden. So dürfen nur 150 Personen gleichzeitig in dem spektakulären Bauwerk im Norden der Stadt sein. Besuchern wird beim Eintreten Fieber gemessen, Tickets können nur online bestellt werden.

Besucher beim Atomium in Brüssel
AP/Virginia Mayo
Die belgische Prinzessin Astrid und ihr Ehemann Prinz Lorenz nehmen an einer Zeremonie zur Wiedereröffnung des Atomium teil

Als erstes großes Museum Spaniens öffnete am Montag das Guggenheim in Bilbao wieder seine Pforten. Die Besucher müssen einen Abstand von zwei Metern einhalten, und die Räume müssen ständig desinfiziert werden. Die Wahrzeichen von Madrid, El Prado, Thyssen und Reina Sofia, werden am Samstag wiedereröffnet. Mit Ausnahme von Barcelona wurden am Montag auch alle spanischen Strände für Freizeitaktivitäten geöffnet.

Besucher vor dem Guggenheim Museum in Bilbao, Spanien
APA/AFP/Ander Gillenea
Als erstes großes Museum Spaniens hat das Guggenheim in Bilbao wieder geöffnet

Parks in Paris und Moskau

In Paris öffneten Parks zum ersten Mal seit Monaten, bevor am Dienstag auch Restaurants, Cafes und Bars wieder Gäste bedienen dürfen. Allerdings darf in der von der Coronavirus-Pandemie schwer getroffenen Hauptstadtregion nur auf Außenterrassen der Lokale getrunken und gegessen werden. Erstmals können ab Dienstag die Französinnen und Franzosen auch wieder im ganzen Land reisen. Mit mehr als 28.800 Todesfällen ist Frankreich eines der am stärksten betroffenen Länder Europas.

Besucher in einem Park in Paris
AP/Thibault Camus
Pfingsten lockt viele Pariserinnen und Pariser – wie hier im Square du Temple – ins Freie

In Moskau wurde die seit neun Wochen geltende Ausgangssperre mit der Wiedereröffnung von Einkaufszentren und Parks vorsichtig gelockert. Allerdings dürfen die Menschen nur zu bestimmten Zeiten aus dem Haus und beispielsweise nicht mehr als drei Spaziergänge pro Woche machen. Restaurants und Cafes bleiben geschlossen.

Mit rund 9.000 Neuinfektionen stieg die Zahl der Coronavirus-Fälle in ganz Russland auf 414.878, damit rangiert das Land weltweit hinter den USA und Brasilien auf Platz drei. Moskau ist Russlands Zentrum der Pandemie.

Warteschlange am Eingang des GUM Warenhauses in Moskau
AP/Pavel Golovkin
Unter strengen Auflagen können Moskaus Einkaufszentren wieder besucht werden, darunter das Nobelkaufhaus GUM

Schulen in England

Trotz heftiger Kritik aus dem Bildungsbereich öffneten in England einige Schulen wieder. Rund zwei Millionen Schulkinder im Alter von vier bis sechs sowie von zehn bis elf Jahren durften wieder in den Unterricht zurückkehren. Auch Zusammenkünfte von sechs Personen im Freien sind nun wieder erlaubt, zudem dürfen Autohäuser und Märkte öffnen.

Die neuen Bestimmungen gelten jedoch nur für England, da die Regierungen von Schottland, Wales sowie Nordirland einen vorsichtigeren Zeitplan für die Lockerung der Maßnahmen vorsehen. Mit bisher mehr als 38.000 Toten ist Großbritannien eines der weltweit am schlimmsten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Länder.

Am Montag fiel in Großbritannien die Zahl der täglichen CoV-Toten mit 111 auf den niedrigsten Stand seit Beginn der landesweiten Ausgangsbeschränkungen. Das sei ein „bedeutender Fortschritt“ bei der Eindämmung der Pandemie, sagte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock. Seinen Angaben zufolge erreichte die Zahl der Neuinfektionen mit 1.570 Fällen den niedrigsten Stand seit dem 25. März.

Vom Großen Basar bis zum Tempelberg

In der Türkei wurden Restaurants, Parks, Strände, Bibliotheken und Museen wieder geöffnet. Millionen Menschen kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück. In Istanbul durfte der seit dem 23. März geschlossene weltberühmte Große Basar unter strengen Auflagen wieder öffnen. Zudem wurde das Verbot von Reisen innerhalb der Türkei aufgehoben.

In Jerusalem öffnete der Tempelberg bereits am Sonntagfrüh erstmals wieder nach mehr als zweimonatiger Schließung. Auf dem Tempelberg befinden sich der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Er ist die heiligste Stätte des Judentums und die drittheiligste Stätte des Islam.

Über eine Million Fälle in Lateinamerika

Unterdessen überschritt die Zahl der Infektionsfälle in Lateinamerika die Marke von einer Million. Die Hälfte der insgesamt 1.016.828 Infizierten entfällt auf Brasilien, das mit rund 30.000 Toten außerdem die vierthöchste Covid-19-Todesrate der Welt aufweist.

Einen starken Anstieg der Infektionen meldete auch Peru: Trotz seit Wochen andauernder Ausgangsbeschränkungen registrierten die Behörden 8.800 neue Fälle innerhalb eines Tages. Den Infektionszahlen zufolge ist Peru nach Brasilien in der Region am stärksten von der Gesundheitskrise betroffen. Bisher starben dort mehr als 4.500 Menschen an der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19.

Der Höhepunkt der Pandemie ist nach Auffassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Süd- und Zentralamerika noch nicht erreicht. „Süd- und vor allem Zentralamerika sind sicherlich zu Zonen intensiver Infektionen geworden“, sagte WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan am Montag.

USA liefern umstrittenes Malariamittel

Die USA lieferten zwei Millionen Dosen des umstrittenen Malariamittels Hydroxychloroquin nach Brasilien. Das Mittel solle „Brasiliens Pflegepersonal, Ärzten und Gesundheitsexperten prophylaktisch gegen das Virus helfen“, teilte das Weiße Haus mit. Zudem solle es „als Therapeutikum für Brasilianer, die sich infizieren“, verwendet werden. Die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei der Behandlung von Patienten mit Covid-19 ist allerdings stark umstritten, die WHO hat klinische Tests mit dem Mittel abgebrochen.

WHO: Andere Patienten weniger behandelt

Weltweit haben sich bisher mindestens 6,1 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 372.000 Menschen sind gestorben. Die Pandemie beeinträchtigte die Versorgung von anderweitig Kranken weltweit schwer. Das geht aus einer Umfrage der WHO im Mai in 155 Ländern hervor. „Länder müssen innovative Lösungen finden, um während des Kampfes gegen Covid-19 die wichtigen Gesundheitsdienste auch bei nicht übertragbaren Krankheiten aufrechtzuerhalten“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag.