Laudamotion-Flugzeug
ORF.at/Christian Öser
Sozialpartner

Einigung auf Laudamotion-Kollektivvertrag

Nach mehreren Ultimaten und Verhandlungsrunden gibt es nun eine Einigung im Gehaltskonflikt bei Laudamotion. Nach Angaben von Wirtschaftskammer (WKÖ) und Gewerkschaft vida wurde in der Nacht auf Donnerstag nach zehn Stunden ein Kompromiss beim Kollektivvertrag erzielt. Die Zustimmung von Laudamotion und dem Mutterkonzern Ryanair ist allerdings noch offen.

„Wir konnten eine sozialpartnerschaftliche Einigung, für die Laudamotion wesentliche Nachbesserungen geleistet hat, erzielen“, so Manfred Handerek, Geschäftsführer der Berufsgruppe Luftfahrt in der WKÖ. Er sprach von „langwierigen und schwierigen“ Verhandlungen. In der letzten Phase der Verhandlungen in der Nacht habe es keine Abstimmung mit dem Unternehmen mehr gegeben.

Ursprünglich wollte Ryanair noch am Donnerstag eine Pressekonferenz geben, doch diese wurde nun kurzfristig ohne Angabe von Gründen auf nächste Woche verschoben. Die Antwort von Ryanair solle „schnellstmöglich“ erfolgen, sagte Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber am Donnerstag. Nun liege es an Laudamotion und Ryanair, den KV-Abschluss zu akzeptieren und die Arbeitsplätze zu retten, sagte vida-Chef Roman Hebenstreit. Zuletzt hate Ryanair mehrfach der Gewerkschaft die Schuld zugewiesen, dass sie den Forderungen des Unternehmens nicht zustimme und dadurch Jobs in Wien gefährde.

Kollektivvertrag bis 2023

Die Ryanair-Tochter Laudamotion hatte am Dienstag ihr Ultimatum ein drittes Mal verlängert. Ursprünglich hatte es die Drohung gegeben, dass bei einem Scheitern der Verhandlungen die Fluglinie bereits mit vergangenem Freitag die Basis in Wien schließt. Einige Maschinen waren bereits ausgeflogen, Mitarbeiter von der Kurzarbeit ab- und zur Kündigung angemeldet worden.

Doch es gab noch weitere Gespräche. Auf dem Tisch liegt nun ein Kollektivvertrag, der bis 2023 abgeschlossen wurde und das Unternehmen durch die Krise führen soll. Mit 1.440 Euro 14-mal pro Jahr steigt das monatlich garantierte Bruttoeinkommen für Flugbegleiterinnen und -begleiter um 44 Prozent im Vergleich zum Erstangebot (1.000 Euro brutto). Für Kopilotinnen und -piloten konnte außerdem im Vergleich zum Erstangebot (1.700 Euro brutto) eine Steigerung von 18 Prozent auf 2.000 Euro monatlich garantiertes Bruttoeinkommen erzielt werden.

Der bisherige Vorschlag der Gewerkschaft, der durch Umschichtungen innerhalb aller Gehälter ohne zusätzliche Kosten für das Unternehmen erfolgen sollte, war von WKÖ und Laudamotion zuvor abgelehnt worden. Laut Hebenstreit stimmte die WKÖ nun aber zu, dass „sämtliche von Laudamotion und Ryanair vorgeschlagene rechtswidrige KV-Vertragsklauseln“ gestrichen wurden. Eine Reaktion des Unternehmens dazu gibt es noch nicht.

„Erpresserische Vorgangsweise“

Der Einigung waren harte Auseinandersetzungen vorangegangen. „Wir sind nach wie vor bestürzt über die erpresserische Vorgehensweise des Ryanair-Konzerns, die im Schulterschluss mit der Wirtschaftskammer erfolgte“, so Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luftfahrt, am Mittwoch. Die Gewerkschaft könne einem Grundgehalt unter der Armutsgrenze, das insbesondere für das Flugbegleitpersonal vorgesehen war, nicht zustimmen.

Demonstration des Laudamotion-Personals
APA/Helmut Fohringer
Mitarbeiter protestieren für die Sicherung ihrer Arbeitsplätze

Einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Laudamotion sahen das anders. Über 100 von den insgesamt rund 500 in Wien stationierten Beschäftigten demonstrierten am Dienstag in Wien für den Erhalt ihrer Jobs und die Zustimmung der Gewerkschaft zum neuen KV mit niedrigeren Gehältern. Bei der Demonstration waren Piloten gegenüber den Flugbegleiterinnen in der Überzahl. Nach den vergangene Woche gescheiterten Verhandlungen hatte sich die Fluglinie empört gezeigt und von „gut bezahlten Jobs“ gesprochen, die Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nun retten könne.

Unklare Fronten

In dem Konflikt verlaufen die Fronten unklar. Auf der einen Seite verhandelten die Initiatoren der Demonstration zuvor auf Seite der Arbeitgeber. Auf der anderen Seite gab es Kritik an der Zusammensetzung des Verhandlerteams der Gewerkschaft. Liebhart wurde vorgeworfen, vonseiten des Unternehmens „illegalerweise“ Mitarbeitern von AUA und Level erlaubt zu haben, an den Verhandlungen teilzunehmen.

Eigentlich gäbe es bei Laudamotion auch einen Betriebsrat, dieser ist aber vom Unternehmen nicht anerkannt und durch Klagen und Kündigungen handlungsunfähig gemacht worden. Betriebsratschefin Kerstin Hager wirft Ryanair vor, die Belegschaft untereinander auszuspielen. Schon den Antrag auf Kurzarbeit habe die Geschäftsführung „zum Drohungs- und Erpressungskrimi hochstilisiert und dafür einen Teil der Belegschaft instrumentalisiert“.

Kampf gegen Billigtickets

Die Sozialpartner fordern von der Regierung Maßnahmen gegen Billigsttickets. Hebenstreit fürchtet, dass der Preiskampf sonst zulasten der Beschäftigten ausgetragen werde. Ryanair hatte bereits mehrfach angekündigt, mit sehr niedrigen Preisen die Maschinen füllen zu wollen.